Tennis: „Ich spiele Tennis, um auf dem Platz zu stehen und nicht, um von einem Reha-Termin zum nächsten zu rennen“, sagt Dominik Koepfer.
Nach seinem Erstrunden-Aus bei den Australian Open Anfang des Jahres wurde es zunehmend ruhiger um den gebürtigen Furtwanger.
Zwar absolvierte er danach noch kleinere Challenger-Turniere, spätestens nach dem Aus auf Teneriffa im Februar zog er jedoch einen Schlussstrich. „Es hat einfach keinen Sinn gemacht. Meine Knieverletzung hat mich dann sogar im normalen Alltag beschäftigt. Die Schmerzen wurden einfach zu groß“, erzählt er.
Die chronische Patellasehnen-Verletzung begleitet ihn seit Monaten, mittlerweile ist es fast ein halbes Jahr ohne Tennis. Immer wieder hat Koepfer versucht, mit Physiotherapie und speziellen Übungen zurückzukommen.
Doch das Auf und Ab zehrt an seinen Nerven. „Es ist schon frustrierend, nach so langer Zeit nicht spielen zu können. Man macht alles, aber es wird nicht so richtig besser.“ Statt Matches vor großem Publikum dominieren aktuell Arzttermine, Trainingseinheiten im Kraftraum und Reha-Pläne seinen Alltag.
Koepfer, der sich aktuell in Kalifornien befindet, verbrachte in den vergangenen Monaten auch viel Zeit in Deutschland, ehe er vor kurzem wieder in die USA zurückkehrte. Dort versucht er, Schritt für Schritt wieder Rhythmus aufzunehmen.
Koepfer kämpft sich langsam zurück
Sein Tagesablauf ist dabei von Vorsicht geprägt: lockeres Training, Pausen, erneute Versuche, die Belastung zu steigern – stets mit dem Risiko, dass das Knie wieder rebelliert. Ob er Ende des Jahres noch einmal ins Wettkampfgeschehen eingreifen kann, bleibt fraglich.
Derzeit profitiert Koepfer allerdings noch von der sogenannten Protected-Ranking-Regelung. Diese sorgt dafür, dass verletzte Spieler ihre frühere Weltranglistenposition für einen begrenzten Zeitraum behalten und damit auch Zugang zu höherklassigen Turnieren haben.
Obwohl Koepfer inzwischen bis auf Rang 498 abgerutscht ist, könnte er dank dieser Regelung weiter bei größeren Events starten. „Das hilft mir, dass ich nicht erst die kleineren Turniere spielen muss. Denn das Niveau auf der Challenger Tour ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen“, erklärt er.
Um die Voraussetzungen für ein Comeback zu verbessern, hat Koepfer auch im Trainerteam Veränderungen vorgenommen. Nach sieben gemeinsamen Jahren trennte er sich von seinem bisherigen Coach Rhyne Williams.
„Ich wollte einfach etwas Neues probieren, eine neue Stimme hören, wieder mehr in Europa sein. Es war Zeit für einen anderen Impuls“, sagt er. Mit seinem neuen Trainer Carsten Arriens arbeitete er bereits in der Saisonvorbereitung auf Mallorca intensiv zusammen, Koepfer erinnert sich gerne daran:
„Das war richtig gut, ich habe dort auch wieder stark gespielt.“ Der 31-Jährige hofft, mit der neuen Herangehensweise wieder an die Leistungen von 2024 anzuknüpfen – ein Jahr, das Koepfer trotz aller Widrigkeiten als „vielleicht bestes halbes Jahr meiner Karriere“ bezeichnet.
Spannendes Match gegen Zverev
Die Ergebnisse geben ihm recht: Ein Match auf Augenhöhe gegen Deutschlands Nummer eins Alexander Zverev in Australien, starke Auftritte bei den Masters in Miami und Rom sowie eine gute Leistung bei den French Open gegen den russischen Star Daniil Medwedew. Die Erfolgsserie katapultierte ihn bis in die Top 50 der Weltrangliste.
Doch dann kam der Einbruch. Ein Bänderriss vor Wimbledon, ein Sehnenriss im Arm und schließlich die hartnäckigen Knieprobleme. „Es war bitter, weil ich so gut in Form war. Aber irgendwann hat der Körper Stopp gesagt“, erinnert sich Koepfer.
Trotzdem gelang ihm ein starkes olympisches Turnier, in dem er erst an Grand-Slam-Rekordsieger Novak Djokovic scheiterte. Im Doppel feierte er an der Seite seines Freundes Jan-Lennard Struff sogar den Einzug ins Viertelfinale von Paris.
Sein Glaube an die Rückkehr ist ungebrochen: „Ich hoffe, dass ich es nochmal schaffe. Natürlich nerven die Verletzungen, aber ich glaube daran, wieder oben mitzuspielen.“ Ganz loslassen kann Koepfer das Tennis ohnehin nicht.
Zuletzt verfolgte er die US Open aufmerksam, fieberte mit Struff mit und beobachtete gespannt die Duelle der beiden derzeit besten Spieler der Welt, Jannik Sinner und Carlos Alcaraz.
Doch lange will er sich nicht mehr mit der Rolle des Zuschauers zufriedengeben, denn wie er selbst sagt: „Ich spiele Tennis, um auf dem Platz zu stehen.“