Anwohnern in der „Neuen Heimat“ in Tiengen stinkt es – und das nicht nur im übertragenen Sinne. Der Stein des Anstoßes: das Restaurant „Zenobia“. Der Vorwurf: Starke Geruchsbelästigung wegen der Nutzung des Holzkohlegrills. Doch das ist nicht das einzige Problem. Auch Drohungen, körperliche Übergriffe, Lärm, Vermüllung und wildes Parken sind ein Thema.
Im Gespräch mit dem SÜDKURIER schildern zwei Anwohnerinnen ihre Erlebnisse mit der Betreiberfamilie und den Gästen des Restaurants. Beide möchten namentlich nicht genannt werden – aus Angst vor Übergriffen. Denn: Man habe den Betreiber schon mehrmals auf die Missstände hingewiesen, sei aber auf Unverständnis gestoßen. Mehr noch: Es sei auch zu verbalen und körperlichen Auseinandersetzungen gekommen. „Es sind auch schon Eier geflogen“, erklärt eine der beiden Frauen sichtlich entrüstet.
Gleich mehrere Anschuldigungen
Laut Aussagen der beiden Anwohnerinnen käme ein Großteil der Gäste aus der Schweiz – den Nummernschildern der Autos nach zu urteilen. Auch sei der überwiegende Teil der Besucher eher jünger und hätte offenbar einen Migrationshintergrund.
Häufig würden sich Besucher des Restaurants nicht an geltende Ruhezeiten halten oder wild in angrenzenden Straßen parken – auch im Anliegerbereich. Auf die Probleme angesprochen, würden Gäste mitunter schroff reagieren. Man sei nicht tolerant, man würde keinen Respekt zeigen. „Auch wurden wir schon mehrfach aufs Übelste beschimpft“, erklärt eine der Anwohnerinnen.

Auch Verunreinigungen durch Müll seien ein Problem. Der Betreiber lagere laut Aussagen der Anwohnerinnen seinen Müll in einer Garage im Untergeschoss des Gebäudes – davor habe er den Müll auf dem Balkon gelagert. „Das ist natürlich ein Paradies für Ungeziefer aller Art.“ Gelbe Säcke würden zudem falsch befüllt, Müll sei schon in den umliegenden Gärten herum verteilt worden. „Es kam auch schon vor, dass Gäste Müll in fremden Mülleimern abgelagert hatten.“ Schwere Vorwürfe, die sich unabhängig nicht bestätigen lassen.
„Ich habe überhaupt nichts gegen eine Gastronomie hier. Aber man sollte erwarten können, dass sich alle an geltende Regeln halten. Dazu gehört, dass Kinder nicht durch fremde Gärten laufen oder sich Gäste ungefragt auf die Terrasse eines Nachbarn setzen“, erklärt eine der Anwohnerinnen und ergänzt: „Auch früher gab es dort schon Gastronomie – aber da gab es keine Probleme.“
Brief mit knapp 50 Unterschriften geht an die Stadt
Irgendwann sei es den Anliegern zu viel geworden und man habe sich dazu entschlossen, der Stadtverwaltung die Probleme in einem Brief zu schildern. Das Schreiben ist auf den 22. Oktober 2023 datiert und wurde mit einer Unterschriftenliste versehen. Die Namen von fast 50 Bewohnern der Siedlung stehen darauf. „Als wir das Schreiben an die Stadt aufgesetzt haben, sind wir in der Siedlung von Haus zu Haus gezogen, um uns davon zu vergewissern, dass auch andere die Probleme sehen“, erinnert sich eine der beiden Frauen im Gespräch. „Viele waren sehr dankbar dafür, dass wir das in die Wege geleitet haben.“ Leider habe sich auch durch den Brief die Situation nicht wirklich verbessert, so die beiden Anwohnerinnen übereinstimmend.
„Die Stadtverwaltung Waldshut-Tiengen nimmt die Beschwerden über das genannte Restaurant ernst“, heißt es aus dem Rathaus. Insbesondere die Parksituation würde vom Gemeindevollzugsdienst im Rahmen der üblichen Kontrollen überprüft. Verkehrsverstöße, etwa das Parken im Kreuzungsbereich, würden konsequent geahndet.

Das Kreis-Umweltamt konnte auf Nachfrage bestätigen, dass Beschwerden der Anwohner wegen Geruchsbelästigungen eingegangen sind. In einer schriftlichen Stellungnahme des Landratsamtes heißt es: „Aufgrund der Beschwerden wurde der Betreiber des Restaurants vom Umweltamt mehrfach zur Ertüchtigung der Anlage aufgefordert. Diesen kam er auch nach. Da auch nach der technischen Ertüchtigung Beschwerden über den Geruch eingingen, wurde ein Geruchsgutachten mit einer Emissionsmessung im Juli 2024 in Auftrag gegeben. Dieses kam zum Ergebnis, dass momentan keine Überschreitung des Geruchsgrenzwerts vorliegt.“
Das sagt der Betreiber des Restaurants zu den Vorwürfen
Betritt ein Gast das „Zenobia“ in Tiengen empfängt ihn Mohamad Masri herzlich. Die Spezialitäten des Syrers sind über die Schweizer Grenze hinaus beliebt, der kleine Gastraum häufig im Voraus reserviert.
Zu den Vorwürfen der Geruchsbelästigung sagt Masri: „Bei dem Zeitplan, wann und wie lange der Holzkohlegrill in Betrieb sein darf, gab es Missverständnisse.“ Vor acht Jahren kam er mit seiner Familie nach Deutschland, nachdem Mohamad Masri dort laut eigener Aussage über 30 Jahre lang ein Hotel betrieben hatte. Sein Lebenswerk sei dann im Krieg zerstört worden.
Seine Familie und er seien seit ihrer Ankunft in der Region bemüht, die geltenden Gesetze und Regeln in Deutschland kennenzulernen und dann auch einzuhalten. „Wir sind immer in engem Austausch mit den Behörden“, so Masri. Die Lüftungsanlage für den Holzkohlegrill habe er bereits mehrmals anpassen lassen, um Stress und Unmut zu vermeiden. Auch bei dem Thema Parksituation seien die entsprechenden Ämter eingeweiht.
Auf der Suche nach einem neuen Lokal
Familienmitglieder und er seien, anders als die Vorwürfe lauten, in Konfliktsituationen nie handgreiflich geworden. „Wie unsere Gäste vor dem Lokal auf rassistische Anfeindungen reagieren, darauf haben wir keinen Einfluss“, so der Restaurantbetreiber. Alkohol jedenfalls gebe es bei ihm nicht. Die letzten Gäste würden das Restaurant um 22 Uhr verlassen. Sein Restaurant halte Masri stets sauber. Und das Erscheinungsbild des Gebäudes? „Es ist eben nicht mehr das Neuste.“ Vermüllungs-Vorwürfe seien aber bereits seit Jahren kein Thema mehr: „Anfangs, als wir die Mülltrennung noch nicht kannten, hatten wir Servietten im Gelben Sack. Dann wurden sie nicht abgeholt.“
Weil es von Nachbarn immer wieder rassistische Anfeindungen gibt, ist Mohamad Masri für seine Familie und seine sechs Mitarbeiter bereits seit zwei Jahren auf der Suche nach einem neuen Lokal. Einige der Konfliktsituationen haben die Masris auf Videos festgehalten und dem SÜDKURIER Einsicht gewährt. Auch bei der Polizei sind manche Ereignisse aktenkundig.
Das sagt die Polizei zu den Vorfällen
Laut Auskunft der Polizei sei es im Quartier immer wieder zu Einsätzen gekommen. Es habe auch Anzeigen von Gästen gegen einen der Anwohner gegeben, so Polizeisprecher Thomas Batzel. Beleidigungen und Bedrohungen hätten da im Raum gestanden. Die Polizei konnte aber auch bestätigen, dass es zu einer Anzeige in Zusammenhang mit Sachbeschädigung durch geworfene Eier kam. Allerdings sei aus dem Protokoll nicht ersichtlich gewesen, wer für diese Sachbeschädigung verantwortlich war, so Thomas Batzel.