Er wurde von Fahrgästen auch schon als zu jung betrachtet, um hinter dem Steuer zu sitzen. Aber: Leon Völz aus Görwihl-Niederwihl ist mit 20 Jahren alt genug, einen Linienbus zu lenken. Und das tut er seit Mitte Juli, als er seine dreijährige Ausbildung zum Berufskraftfahrer Personenverkehr bei der Südbaden Bus GmbH (SBG) in Waldshut abgeschlossen hat.
Jetzt kutschiert er die bis zu 20 Meter langen roten SBG-Busse durch den Landkreis Waldshut und teilweise auch durch den Kreis Lörrach. Ein junger Mann und dann auch noch aus der Region, der Busfahrer werden will und das nicht in der Schweiz: So jemandem rollt der Arbeitgeber praktisch den roten Teppich aus. „Leon ist für uns wie ein Sechser im Lotto, mit dem haben wir ein Juwel gefunden, engagiert, eigenständig und mit rascher Auffassungsgabe“, lobt denn auch Uwe Mühl, SBG-Betriebsleiter für Waldshut/Lörrach.
Lastwagenfahrer war ihm zu einsam
Völz hatte nach der Mittleren Reife an der Fürstabt-Gerbert-Schule in St. Blasien zunächst die Sparte Güterverkehr gewählt und begann die Ausbildung bei einer regionalen Spedition. Doch schon bald erschien ihm die Aussicht, als Lastwagenfahrer einsam hinterm Steuer Güter auf der Autobahn von A nach B zu transportieren als weniger reizvoll als die Personenbeförderung im Linienbus.
So wandte er sich an die SBG und diese hatte in Waldshut gerade einen Ausbildungsplatz frei. „Im Bus ist immer Leben“, sagt er und lacht. Und auch wenn er nur regional fahre, sei die Abwechslung dennoch riesig und das Tag für Tag. „Ich liebe es mit Leuten unterwegs zu sein“, bekennt er.
Im Bus saß er schon viel früher – wenn auch nur hinten. In seiner Schulzeit nutzte er den Schulbus von Niederwihl nach St. Blasien täglich, was in ihm die Faszination weckte. Die Begeisterung für große Fahrzeuge und dafür, unterwegs zu sein, ist aber älter. Schon als kleiner Junge nahm ihn sein als Lastwagenfahrer in der Schweiz tätiger Vater in den Schulferien mit – das war seitens des Arbeitgebers okay. So kamen sie zusammen auch nach Frankreich und Italien, wie der Sohn schwärmt.
In den drei Jahren seiner Ausbildung, sagt er, habe er nicht nur gelernt, wie man Busse fährt, sondern auch, wie man sie in der Werkstatt pflegt und repariert. Auch in der Disposition, also der Koordination von Fahrplänen, Fahrern und Fahrzeugen, sowie in der Kundenbetreuung hat er schon Erfahrung gesammelt. Und dann kennt er die Straßen „auf dem Wald“, wie er sagt, auch noch aus dem Effeff. Und weiß, wenn es bei Eis und Schnee im Winter angezeigt ist, nach Rücksprache mit der Disposition womöglich eine Alternativroute zu wählen.
„Es war richtig, das steht fest“, sagt er über seine Berufswahl. Wenn ihn die Fahrgäste hinterm Steuer erblicken, falle ihnen teils sein noch jugendliches Alter auf. Dann sagten sie: „Schön, von einem so jungen Mann gefahren zu werden.“ Und das gefällt ihm.
Viele Freiheiten unterwegs
Schichtdienst, Wochenendarbeit, die hohe Verantwortung für die Fahrgäste, die teils unfreundlich und respektlos sind – all das führt dazu, dass viele ältere Busfahrer dem Beruf frühzeitig den Rücken kehren und neue kaum nachkommen. Völz will das nicht wegdiskutieren, sagt: „Man muss es schon mögen.“ Aber er sagt auch: „Negative Erfahrungen macht man doch in jedem Beruf.“
Für ihn aber überwiegen die positiven – das lockere Arbeitsklima, die netten Kolleginnen und Kollegen, die mehr und mehr auch aus dem Ausland kommen, und die Freiheiten, die er unterwegs genießt. Und auch mit seinem tarifvertraglichen Einstiegsgehalt von 3100 Euro ist er zufrieden. Die Schicht- und Wochenendzuschläge kämen ja noch hinzu, betont er. Und es sei ja auch nur der Einstiegslohn.
Leon Völz ist sich sicher: Er hat einen Beruf gewählt, der für die Verkehrswende und die Stärkung des öffentlichen Personenverkehrs entscheidend ist. Ohne Fachkräfte wie ihn – das ist klar – fahren weder Bus noch Bahn. Denn dass einmal in absehbarer Zeit „auf dem Wald“ selbstfahrende Busse verkehren, in denen keiner mehr hinter dem Steuer sitzen muss, davon geht er nicht aus.