Die Wutachtalbahn hält seit dem 16. Juni auch am neuen Bahnhalt vor der Firma Sto in Weizen. Wie beurteilen das Unternehmen, die Bahnbetriebe Blumberg und der Ortsvorsteher die Situation? Und wie läuft es aus Sicht der Pendler?

Ein Anfang ist gemacht

Die Firma Sto stehe in gutem Kontakt mit den Bahnbetrieben Blumberg und man habe gespannt den Bau des Haltepunktes direkt vor dem Sto-Betriebsgelände verfolgt, sagt Ulrich Gisy, Leiter Standortplanung und -entwticklung bei Sto. „Bei Sto finden wir die Reaktivierung der Wutachtalbahn super und freuen uns vor allem auf das stündliche Zugangebot, das nach dem Ende der Elektrifizierungsarbeiten zum Winterfahrplanwechsel im Dezember 2027 kommen soll“, ergänzt er.

Christian Brinkmann, Leiter der Bahnbetriebe Blumberg als Betreiber der Strecke.
Christian Brinkmann, Leiter der Bahnbetriebe Blumberg als Betreiber der Strecke. | Bild: Edinger, Gerald

Seit dem 16. Juni 2025 kommen nun an Werktagen zwei Zugpaare zum Schichtbeginn kurz vor 6 Uhr und kurz vor 14 Uhr an – und fahren danach wieder zurück, beschreibt Gisy. Dies sei ein Anfang und das Angebot werde vereinzelt von Kollegen der Frühschicht angenommen. „Um komplett auf den Zug umzusteigen, reicht das noch nicht“, sagt er. Grund sei vor allem, dass nur ein kleiner Teil der Weizener Belegschaft im Schichtbetrieb arbeite.

Christian Brinkmann, Geschäftsführer und Eisenbahnbetriebsleiter der Bahnbetriebe Blumberg, betont, dass die schon verkehrenden Züge bereits gut angenommen werden: „Zwar liegen noch keine „harten“ Zähldaten vor, jedoch erhielten wir die Rückmeldung, dass bereits auf dem Laufweg der Züge von Waldshut nach Stühlingen beziehungsweise Weizen die kritische Marke von 1000 Reisenden je Tag im stärksten Streckenabschnitt überschritten ist.“

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Dies sei respektabel, denn es gebe aktuell einen recht üppigen Busverkehr, der im Zuge der Einführung des Bahn-Stundentaktes Ende 2027 etwas mehr als Zubringerverkehr zur Bahn umgewandelt werde.

Die wenigen Züge sind pünktlich

Kinanaga Diakizay arbeitet in einem der Produktionsbereiche als Lagerist und Staplerfahrer und nutzt das Angebot bereits. „Es läuft gut und ich kann mich nicht beschweren. Ich bin pünktlicher unterwegs, als wenn ich mit dem Bus fahren würde“, lobt er die neue Möglichkeit. „Das einzige ist, dass die Züge nur zweimal am Tag fahren. Das ist blöd“, ergänzt er.

Kinanaga Diakizay ist Lagerist und Staplerfahrer bei der Firma Sto.
Kinanaga Diakizay ist Lagerist und Staplerfahrer bei der Firma Sto. | Bild: Sto SE & Co. KGaA

„Ich nutze die Möglichkeit seit Anfang Juli und es läuft eigentlich sehr gut. Von der Pünktlichkeit ist alles super, einzig bei der Zuverlässigkeit hapert es“, sagt Samuel Haberstroh. Er ist Anlagenfahrer an der Just-in-time-Anlage bei der Firma Sto und fährt von Lauchringen zur Frühschicht mit dem Zug bis nach Weizen-Sto, welcher allerdings schon öfters ausgefallen sei, erklärt er. „Außerdem wird bisher nur die Frühschicht mit der Möglichkeit abgedeckt, deswegen wird der Zug bisher nicht so sehr genutzt.“ Insgesamt beschreibt er die neue Möglichkeit als „bequem“.

Auch Schüler profitieren vom neuen Bahnhalt

Auch der Ortschaftsrat Weizen freut sich über den neuen Bahnhalt und ist von der Bedeutung für den Ortsteil überzeugt. „Wir rechnen mittel- bis langfristig damit, dass etliche Mitarbeiter der großen Firma Sto in Zukunft per Bahn ihren Arbeitsplatz erreichen werden“, erklärt Ortsvorsteher Dietmar Noeske. Aufgrund der Tatsache, dass die neue Haltestelle nur zweimal am Tag angefahren werde, könnten noch relativ wenige Fahrgäste die End-Haltestelle nutzen, sagt er.

Dietmar Noeske, Ortsvorsteher von Weizen, freut sich auf 2027, wenn die Züge stündlich in Weizen halten.
Dietmar Noeske, Ortsvorsteher von Weizen, freut sich auf 2027, wenn die Züge stündlich in Weizen halten. | Bild: Ingrid Mann

Ein klarer Vorteil der Bahn sei die kürzere Reisezeit nach Tiengen und Waldshut, aber auch zur Schule in Wutöschingen. „Uns ist ebenso wichtig, dass auch Schülerinnen und Schüler des östlichen Landkreises passend an der Haltestelle Weizen-Sto vom Bus auf die Bahn (und umgekehrt) umsteigen können“, erklärt Noeske.

Noeske betont zudem, dass während der Betriebszeiten der Sauschwänzlebahn am Wochenende der Zubringer-Triebwagen zur Museumsbahn nun auch an der neuen Haltestelle enden würde und nicht mehr unnötig im alten Bahnhof rangieren müsse. „Der Ortschaftsrat Weizen freut sich sehr, dass der Ortsteil Weizen-Bahnhof nun mit zwei Bahnhöfen seinem Namen doppelt gerecht wird.“

Und wie geht es jetzt weiter?

Derzeit stehen laut Brinkmann die Tiefbauarbeiten für zwei Bahnübergangs-Sicherungsanlagen in Stühlingen (Hauptstraße und Bahnhofstraße) an. Bald startet der Tiefbau für die Signaltechnik in Weizen. Am 20. September setzen die Beteiligten den offiziellen Spatenstich für den erforderlichen Kreuzungsbahnhof in Ofteringen. „Die Bauarbeiten dort werden jedoch mit der Streckenvollsperrung am Ende April 2026 so richtig losgehen“, ergänzt Brinkmann. Der Bau des Bahnhaltepunktes in Horheim werde auch während der Vollsperrung erfolgen.

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Ab 2027 soll die Wutachtalbahn während der Hauptzeiten an Werktagen im Stundentakt zwischen Basel und Weizen-Sto pendeln. „Wir planen bei Aufnahme des regulären Betriebs der Wutachtalbahn von Basel nach Weizen-Sto dann noch einen kleinen Festakt zur offiziellen Einweihung“, erklärt der Ortsvorsteher.

Die Erreichbarkeit der Bahn an der Haltestelle Weizen-Sto für Einwohner und Schüler von Weizen sei bereits Thema im Gemeinderat gewesen. „Der Ortschaftsrat hat zudem Mittel beantragt, um den Fuß- und Radweg zwischen Weizen-Dorf und Weizen-Bahnhof mit zwölf neuen Straßenlaternen morgens und abends beleuchten zu können“, berichtet Noeske. Die Realisierung sei für das Jahr 2026 vorgesehen.

Die Geschichte der Wutachtalbahn