Die Arbeiten zur Elektrifizierung der Hochrheinbahn starten demnächst. Die Fahrgäste müssen sich aber wohl noch etwa zweieinhalb Jahre gedulden: Erst Ende 2027, so der Plan, sollen sie in den Genuss elektrisch betriebener Züge auf der Strecke zwischen Basel und dem Bodensee kommen. Ausgeschrieben für den elektrischen Betrieb ist die Strecke bereits. Wer das Rennen macht, ist derzeit offen.
Auf der Wutachtalbahn indes werden auch über 2027 hinaus die bekannten Dieseltriebwagen fahren. Die zwischen Lauchringen und Stühlingen-Weizen reaktivierte Bahnstrecke ist nach Angaben des Ministeriums für Verkehr Baden-Württemberg nicht Gegenstand der aktuellen Neuausschreibung. Die Trasse wird demzufolge auch nicht elektrifiziert, also nicht mit Oberleitungen versehen.
Dennoch müssen Passagierinnen und Passagiere der Wutachtalbahn auch nicht mehr allzu lange warten, bis sie in den Genuss elektrischer Züge kommen. Und dazu benötigt es nicht einmal eine Oberleitung: Batteriezüge machen es möglich. Diese brauchen lediglich mit Fahrdrähten versehene kurze Teilstücke, um daran ihre eingebauten Akkus aufzuladen. Das können sie ja dann im Segment zwischen Waldshut und Lauchringen. Denn dieser Streckenteil wäre ja Teil der elektrifizierten Hochrheinbahn und somit mit Fahrdraht versehen.

In der Ortenau schon im Einsatz
In der Ortenau fahren solche Batteriezüge bereits laut Netzbetreiber SWEG zum ersten Mal in Deutschland im regulären Fahrbetrieb. Das hat Wünsche danach, dass solche Züge auch am Hochrhein fahren sollten, neu beflügelt.
Gerd Jacobshagen, Stadtrat von Waldshut-Tiengen, regionaler Eisenbahnexperte und Sachverständiger für den örtlichen öffentlichen Nahverkehr, sagt: „Auf der Wutachtalbahn bieten sich mit dem für 2027 geplanten Stundentakt elektrische Züge mit Batterie geradezu an.“ Der Abschnitt Lauchringen-Stühlingen könne so ohne Fahrdraht verbleiben und die Reichweite mit Batteriebetrieb sei mehr als ausreichend, um die Strecke zu bedienen.
Jacobshagen weiß: „Die vollständige Elektrifizierung der Wutachtalbahn analog zu der auf der Hochrheinbahn würde sich der hohen Kosten wegen nicht rechnen.“ Aber der Betrieb mit Akkuzügen sei eine kostengünstige und gleichermaßen klimafreundliche Alternative. Jacobshagens Interesse an den neuartigen Zügen ist so groß, dass er im April mit seinem Waldshut-Tiengener Stadtratskollegen Peter Kaiser in die Ortenau reiste, um sie auf den dortigen SWEG-Strecken auszutesten sowie Lokführerinnen und Lokführer zu ihren Erfahrungen damit zu befragen.
Jacobshagen ist enthusiastisch: „In den kommenden vier Jahren sollen weitere Batteriezüge hinzukommen und noch mehr Strecken im Land vom Dieselbetrieb auf elektrischen Betrieb umgestellt werden. Hier möchten wir gerne ansetzen“, sagt er. Dafür hat das Land bereits Ende 2023 das Vergabeverfahren für 120 elektrische und batterieelektrische Triebzüge gestartet. Diese könnten ab 2029 beschafft worden und einsatzbereit sein, so auch am Hochrhein.
Ab 2030 auf der Wutachtalbahn
„In den 2030er Jahren soll der Betrieb auf der Wutachtalbahn mit batterieelektrischen Fahrzeugen erfolgen“, bestätigt denn auch eine Sprecherin des Verkehrsministeriums auf Nachfrage. „Um die Reaktivierung der Wutachtalbahn aber nicht zu verzögern, werden ab Dezember 2027 für einen Übergangszeitraum weiterhin Dieselfahrzeuge zum Einsatz kommen“, fügt sie an.
Wobei man in der Region schon davon ausgegangen war, zeitgleich mit der Einführung von Elektrozügen auf der Hochrheinbahn Ende 2027 auch den Einsatz der Dieseltriebwagen auf der Wutachtalbahn zu beenden. Darauf weist Christian Brinkmann, Geschäftsführer der Bahnbetriebe Blumberg, Betreiberunternehmen der Strecke, hin.
Vom zeitgleichen Start von Elektrozügen auf der Hochrheinbahn und Batteriezügen auf der Wutachtalbahn Ende 2027 war auch der Landkreis Waldshut ausgegangen. „Auch wenn es auf der Wutachtalbahn jetzt noch etwas länger dauert, freuen wir uns sehr darauf“, sagt Lothar Probst, Leiter der Abteilung Wirtschaft und Mobilität. So profitiere der Hochrhein in nur wenigen Jahren von einem deutlich verbesserten Schienenverkehr, von einem „attraktiven Gesamtpaket“.