Die Elektrifizierung der Hochrheinbahn gehört neben dem Bau der A98 und dem Bau des Zentralklinikums bei Albbruck zu den ganz großen Infrastruktur-Investitionen im Kreis Waldshut. Was Lothar Probst und Enrico Musial vom Amt für Wirtschaft und Mobilität des Landkreises in der jüngsten Sitzung des Kreistags in Waldshut berichteten, sorgte für zufriedene Gesichter bei den Volksvertretern.

1. Wann soll der erste elektrifizierte Zug rollen?

„Wir werden einen Quantensprung am Hochrhein haben“, freute sich Wehrs Bürgermeister Michael Thater (Freie Wähler) jetzt schon auf den Tag, an dem der erste elektrifizierte Regionalexpress von Basel den Hochrhein entlang gen Osten fahren wird. Das wird nach jetzigem Stand wie geplant im Dezember 2027 sein.

Einen gewissen Bammel haben die Kreisrätinnen und Kreisräte vor der mehrmonatigen Sperrung der Hochrheinstrecke vom Mai kommenden Jahres an und dem dann erforderlich werdenden Schienenersatzverkehr.

2. Warum bereitet der Schienenersatzverkehr Sorgen?

„Den Menschen graut vor dem Schienenersatzverkehr“, meinte etwa Jan Hemmer (AfD). „Es wäre schlecht, wenn der Schienenersatzverkehr nicht funktionieren würde“, sagte Bad Säckingens Bürgermeister Alexander Guhl (SPD). Die Kapazität und die Zeitfenster müssten bei der Planung unbedingt berücksichtigt werden. „Es gibt Möglichkeiten, über die Grenze zu schauen und dort zu sehen, wie ein Schienenersatzverkehr funktioniert“, wurde Niklas Nüssle (Grüne) pragmatisch.

3. Wie wird der Schienenersatzverkehr organisiert?

„Wir mischen uns ein“, versprach Lothar Probst, der aber auch klarstellte, dass die Organisation des Schienenersatzverkehrs eigentlich Sache der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg und der DB Regio sei. Geplant sei, zu den Stoßzeiten pro ausgefallenem Zug zwei Gelenkbusse einzusetzen.

Das Problem beim Schienenersatzverkehr seien insbesondere die Ortsdurchfahrten von Waldshut-Tiengen und Bad Säckingen. In Waldshut sei geplant, den künftigen Haltepunkt Waldshut-West bereits mit den Ersatzbussen anzufahren.

4. Warum wird die Strecke länger gesperrt, als geplant?

Weil sich die Planfeststellungsverfahren verzögert haben und am Ziel der Inbetriebnahme im Dezember 2027 festgehalten werden soll, muss die Hochrheinstrecke länger voll gesperrt werden als zunächst vorgesehen. Angenehme Nebeneffekte für die Anwohner der Strecke: Es muss deutlich weniger nachts und an Wochenenden gebaut werden als zunächst vorgesehen.

5. Wie sieht der Zeitplan aus?

Von Rheinfelden an muss die Strecke bis Erzingen bis Februar 2027 gesperrt werden. In den Abschnitten Murg bis Albbruck und Albbruck bis Waldshut dauert die Sperrung sogar bis Mitte 2027. Im Oktober 2027 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

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Dann folgen die Testfahrten die erforderlichen Abnahmen. Im Dezember Ende 2027 dann, so der aktuelle Plan, dürften allüberall entlang der Strecke die Blaskapellen spielen und die ersten planmäßigen Elektrozüge am Hochrhein freudig begrüßen.

6. Welche Herausforderungen warten bei den Arbeiten?

Zuvor freilich müssen noch einige Herausforderungen gemeistert werden. Da ist als herausforderndes Einzelprojekt die Tieferlegung des Tunnels bei Laufenburg. Wenn dort gebaggert und gebuddelt wird, sind viele andere Hürden bereits genommen. Lothar Probst rückte ins Bewusstsein der Kreisrätinnen und Kreisräte, dass die Elektrifizierung der Hochrheinbahn in direkter Konkurrenz zu den Generalsanierungen im Hochleistungsnetz der Deutschen Bahn stehen.

In ganz Deutschland seien im vergangenen Jahr nur 65 Gleiskilometer bzw. 25 Streckenkilometer elektrifiziert worden und dieses Jahr werden es 71 Gleis- und 66 Streckenkilometer sein.

Zum Vergleich: Auf der Hochrheinbahn werden 130 Gleiskilometer und 75 Streckenkilometer elektrifiziert. Das Problem sei, dass eine erhöhte Zahl an Großprojekten auf über Jahre zurückgefahrene Kapazitäten des Planungs- und des Baugewerbes treffe. Probst sprach von einem „gestörten Bietermarkt“.

7. Wie sieht es mit den Kosten aus?

Zwar erwarten Lothar Probst und Enrico Musial, dass es auch bei der Elektrifizierung der Hochrheinbahn zu Kostensteigerungen kommen wird, gleichwohl gehen sie davon aus, dass sich der Anteil des Kreises im angenommenen Rahmen von rund 15 Millionen Euro halten wird. Vor- und zwischenfinanziert werden sollen die Investitionsausgaben mit Geld, welches die Schweiz zur Elektrifizierung der Hochrheinbahn beisteuert.

8. Wann erfahren Bürger mehr über die Pläne?

Im Juni und Juli soll es in Rheinfelden, Bad Säckingen und Waldshut Informationsveranstaltungen für die Öffentlichkeit geben. Dabei, so sicherte Lothar Probst Niklas Nüssle zu, werde er auch etwas zu dem immer wieder aufkommenden Gerücht sagen, dass die Schweiz nach der Elektrifizierung ihren Güterverkehr auf die Hochrheinstrecke leiten wolle.

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