Protest mit Stil: Das trifft es ziemlich gut, was die Salpeterer-Bewegung in den vergangenen zehn Jahre auf die Beine gestellt hat. Ihr Ziel: auf die Bedeutung der Albtalstraße aufmerksam machen. „Uns ging es immer um die Sache“, sagt Stephan Marder, der gemeinsam mit Herbert Nägele, Ulrich Winkler, Eva Rippel, Karl Kaiser und Bernhard Huber für die Wiedereröffnung der Albtalstraße gekämpft hat.

Nun können sie sich über die guten Nachrichten freuen: Im Herbst soll mit der Sanierung begonnen werden. Und doch: Es bleibt ein kleines bisschen Skepsis, ob wirklich Anfang 2027 die Wiedereröffnung der Straße gefeiert werden kann. „Wir haben so viel erlebt in den vergangenen zehn Jahren, dass ich es erst glaube, wenn der erste Bagger da ist.“

Von Höhen und Tiefen spricht Marder. Doch nun könnte man endlich sagen, dass sie für eine gute Sache gekämpft hätten. „Das ist ein großer Schritt für unsere Region.“ Denn die Albtalstraße hätte zwar auch einen touristischen Wert, doch es ginge in erster Linie um die Menschen, die die Straße in ihrem täglichen Leben brauchen.

„Wir haben gemeinsam gekämpft und unser Ziel fast erreicht“, sagt Marder und fügt hinzu: „Erreicht haben wir es erst, wenn wir das Band durchschneiden und das erste Auto fahren darf.“ Dann soll gefeiert werden. „Wir planen sicher keine Waldshuter Kilbig.“ Aber irgendetwas Besonderes werden sich die Salpeterer gewiss einfallen lassen. Und wichtig sei, die Bürgermeister aus Albbruck, Görwihl und Dachsberg sowie den Landrat einzuladen. „Sie haben alle mit uns gekämpft.“

Wie sieht der Zeitplan aus?

Das sieht auch Landrat Martin Kistler so: „Die Albtalstraße zeigt: Wenn alle an einem Strang ziehen, kann etwas Gutes entstehen.“ Seine Behörde ist für die Planungen verantwortlich. „Verschiedene Verfahren, die für den Start der Bauarbeiten notwendig sind – europäische Ausschreibung, naturschutzrechtliche Genehmigungen – laufen derzeit noch“, erklärt Julia Fohmann-Gerber, Sprecherin des Landratsamtes.

Solange diese Verfahren nicht abgeschlossen sind, können keine definitiven Aussagen zum Start oder Ablauf der Arbeiten getroffen werden. Sofern die Verfahren positiv beschieden werden, könne der Zuschlag an eine Baufirma im September erteilt werden. „In diesem Fall könnten die Bauarbeiten im Herbst beginnen“, so Fohmann-Gerber.

Martin Kistler, Landrat
Martin Kistler, Landrat | Bild: Chymo, Brigitte

Auch wenn das Landratsamt bei der Terminplanung noch vage bleibt, an der Öffnung lässt der Landrat kein Zweifel: „Die Albtalstraße wird wieder öffnen. Das ist eine gute Nachricht für die Bürgerinnen und Bürger aus Albbruck, Görwihl, Dachsberg und St. Blasien“, sagt Martin Kistler. „Die Straße wird wieder sicher für den Verkehr befahrbar sein und der Eingriff in die Natur bleibt überschaubar.“

Und im Rathaus Albbruck? Dort haben die Sektkorken noch nicht geknallt. „Damit warte ich, bis die Bagger rollen“, sagt Bürgermeister Stefan Kaiser. Das sei ein guter Zeitpunkt für ein kleines Fest. Doch wer zahlt? „Das ist eine gute Frage. Es ist ja die Baustelle des Landratsamtes und ich gehe davon aus, dass das jetzt bei den Baukosten drin ist.“

Sanierung wird um einiges günstiger

Schließlich wird die Sanierung der Albtalstraße um einiges günstiger, als ursprünglich geplant. Denn mittlerweile sind die 30 Millionen Euro, die einst berechnet wurden, vom Tisch. Das Landratsamt, wo die Idee der Salpeterer-Bewegung aufgenommen worden ist und die Maßnahme geplant wird, hält sich mit einer Kostenschätzung zwar noch zurück, da das Ausschreibungsverfahren noch läuft. Aus dem Verkehrsministerium wird allerdings eine konkrete Zahl kommuniziert: 13,5 Millionen Euro soll die Maßnahme kosten.

Stefan Kaiser, Bürgermeister Albbruck.
Stefan Kaiser, Bürgermeister Albbruck. | Bild: Photostudio M

„Ich habe mich immer auf das Wort des Ministers verlassen“, sagt Kaiser und bezieht sich auf ein Zitat des baden-württembergischen Verkehrsministers. „Mein Ziel ist, dass wir die Albtalstraße wieder aufmachen können“, sagte Winfried Hermann im Jahr 2017 bei einem Vor-Ort-Termin.

Das sagt der Verkehrsminister

Winfried Hermann übrigens erinnert sich noch gut an damals: „Mein Versprechen und mein Ziel war es, die Albtalstraße langfristig wieder befahrbar zu machen – auch wenn das herausfordernd ist“, sagt der Verkehrsminister auf Anfrage des SÜDKURIER.

Winfried Hermann, Verkehrsminister.
Winfried Hermann, Verkehrsminister. | Bild: Federico Gambarini/dpa

Dem Land und dem Landkreis sei es wichtig gewesen, gemeinsam eine langfristige Lösung zu finden, die sicher und wirtschaftlich tragfähig sei. „Eine schnelle Lösung war leider nicht machbar. Das Projekt ist beim Landkreis in guten Händen“, sagt Hermann und fügt hinzu: „Ich hoffe, die Bevölkerung bringt jetzt auch noch auf den letzten Metern Geduld auf.“

11.000 Unterschriften sprechen für sich

Am anderen Ende der Albtalstraße freut sich Mike Biehler. „Wir haben jahrelang darauf hingearbeitet und freuen uns nun, dass die Albtalstraße wieder geöffnet werden soll“, sagt der Bürgermeister von Görwihl. 11.000 Unterschriften hätten deutlich gezeigt, was für eine Bedeutung die Albtalstraße hat.

Mike Biehler, Bürgermeister Görwihl.
Mike Biehler, Bürgermeister Görwihl. | Bild: CDU

„Ich finde das neue Konzept gut, das mit möglichst geringen Eingriffen in die Natur auskommt“, sagt Biehler. Nun sei es nicht mehr nötig, das Albtal „zuzukleistern“, sondern es wären nur noch Eingriffe im unteren Bereich nötig.

Politiker sprechen von „Meilenstein“

„Mit der Wiedereröffnung der Albtalstrecke kann Politik Glaubwürdigkeit wiedergewinnen“, sagt der CDU-Bundestagsabgeordnete Felix Schreiner und fügt hinzu: „Wir stehen vor einem echten Meilenstein für unsere Region. So greifbar wie jetzt war die Wiedereröffnung der Albtalstrecke noch nie.“

Die CDU-Landtagsabgeordnete Sabine Hartmann-Müller begrüßt die Nachricht: „Als Mitglied im Verkehrsausschuss des Landtages habe ich immer wieder die Albtalstraße auf die Tagesordnung in Stuttgart gebracht.“ Gemeinsam mit dem Landkreis sei es gelungen, die Planungen im Interesse der Region praktikabel und kostengünstig voranzubringen. „Es lohnt sich, nicht aufzugeben, sondern konsequent weiterzumachen“, so Felix Schreiner und Sabine Hartmann-Müller mit Blick auf den Kampf der Salpeterer.

Die Geschichte der Albtal-Sperrung

Die Albtalstraße ist nach Steinschlag seit Pfingsten 2015 gesperrt. Viel Politikerbesuch, doch nichts hat sich getan, wie unsere Chronologie zeigt.

Nach kritischen Äußerungen der SPD-Bundestagsabgeordneten Rita-Schwarzelühr-Sutter verteidigen die CDU-Landtagsabgeordnete Sabine Hartmann-Müller und Ministerialdirektor Uwe Lahl die Arbeit des Landratsamts Waldshut.

Steiniger Weg zur Wiedereröffnung der Albtalstraße: Gutachten als Grundlage der Felssicherung sollen 2021 vorliegen.

Kein Durchkommen mehr: Weitere Steinblöcke verstärken Albtalsperrung zwischen Tiefenstein und Hohenfels

Gesperrtes Albtal: Jetzt spricht der Stein des Anstoßes

Die Albtalstrecke ist eine Straße mit langer Geschichte

Die Felssturzgefahr im Albtal könnte längst behoben sein – sagt dieser Mann

Ein Blumenbeet soll im Albtal daran erinnern, dass auch diese Straße wieder einmal offen sein soll

Warum ist die Albtalstraße nach fast neun Jahren immer noch gesperrt, Frau Sigg?

Bei allem Wandel gibt es auch Beständigkeit: Albtalstraße bleibt weiterhin gesperrt.

Stefan Kaiser: „Die Albtalstraße ist ein Parade-Beispiel dafür, was in Deutschland schiefläuft“

Zehn Jahre Albtal-Sperrung: Was ist mit den Protest-Schildern passiert?

Zehn Jahre Sperrung der Albtalstraße: Wird die Strecke je wieder geöffnet?

Endlich, nach zehn Jahren! An der gesperrten Albtalstraße beginnen die Bauarbeiten