Was Kindern oft peinlich ist – der Vater in knapper Speedo-Badehose – ist im Parkschwimmbad Lörrach jetzt Pflicht. Die neue Haus- und Badeordnung schreibt für Männer enganliegende Badehosen bis maximal zum Knieansatz vor. Frauen dürfen nur noch enganliegende Badekleidung bis maximal zu Ellenbogen und Knie tragen. Mit der strikten Durchsetzung der Kleiderregeln geht Lörrach einen Sonderweg – andere Bäder in der Region sind da kulanter.
Hygiene steht im Fokus
Der Zuschnitt der Badekleidung ist in Lörrach nicht alleiniger Bestandteil der Kleiderordnung. Auch Kleidung aus Baumwolle, etwa Unterwäsche oder Straßenkleidung, ist untersagt. Begründet wird das mit Hygiene: Lange Kleidung bringe mehr Schmutz ins Wasser und erhöhe den Reinigungsaufwand. UV-Shirts, Badeshorts, Burkinis oder Badekleider sind daher nicht erlaubt.

Verständnis in Albbruck
Dieter Gleichauf, Schwimmmeister im Freibad Albbruck, kennt die Diskussion. Gemeinsam mit seinem Sohn Sebastian leitet er das Bad. Enge Kleidung ist dort nicht vorgeschrieben, aber die Hose darf maximal knielang sein. Ebenso darf nur mit Badekleidung aus synthetischem Stoff ins Wasser gegangen werden.

Das Thema Unterwäsche unter der Badekleidung kennen beide schon lange. Dieter Gleichauf sagt: „Das ist ein altes Thema bei uns.“ Sein Sohn ergänzt: „Verboten ist das bei uns schon sicher über zehn Jahre lang.“
Auch Murg denkt über neue Regeln nach
Nikolaus Müller, Betriebsleiter des Naturfreibads Murg, beobachtet die Entwicklung in Lörrach aufmerksam. Er sagt: „Ich verstehe den Schritt in Lörrach.“ In seinem Bad gelten ähnliche Regeln wie in Albbruck: keine Unterwäsche, Badekleidung aus synthetischen Materialien, keine Baumwolle.
Das Freibad in Murg ist ein Naturbad. Gereinigt wird das Wasser mit einem natürlichen Filter. Chlor im Wasser gibt es nicht. Deswegen sagt Müller: „Dieses Jahr bleiben die Regeln noch so, aber kommendes Jahr könnte das schon anders sein.“ Denn: Wie auch Lörrach sieht er die Hygiene im Vordergrund. Beim Baden mit weiterer Badekleidung werden zehnmal mehr Partikel ins Wasser gebracht als mit enganliegender Badekleidung, sagt der Betriebsleiter.
Schon jetzt ist ihm die Durchsetzung der Regeln wichtig. Probleme gebe es dabei keine, sagt Müller. „Ich habe hier eine sehr gute Klientel an Badegästen“, so der Betriebsleiter. Die Akzeptanz der Regeln sei unter ihnen groß. „Fast 99 Prozent halten sich dran“, sagt er. Auch bei härteren Regeln könne er sich vorstellen, dass die Badegäste mit Akzeptanz reagieren würden.

Pragmatismus soll bei Umsetzung der Regeln helfen
Während Müller von großer Akzeptanz ausgeht, sieht das in Albbruck anders aus. „Wären nur noch enge Badehosen erlaubt, dürften neun von zehn Männern nicht mehr ins Wasser“, sagt Dieter Gleichauf. Deshalb wünscht er sich eine gemeinsame Linie mit anderen Bädern. Die Idee aus Lörrach findet er grundsätzlich gut – aber nicht allein durchsetzbar.
In Lösungen denkt das Freibad in Albbruck schon jetzt. „Wir verleihen Badehosen“, erklärt Dieter Gleichauf. Das werde auch gut angenommen, so der 72-Jährige. So können Badegäste ohne passende Badekleidung trotzdem den Sprung ins kühle Nass wagen.

In Waldshut gelten bewährte Regeln
Im Freibad Waldshut sind keine Änderungen geplant. „Zugelassen sind ordentliche Badehosen, Badeshorts, Bikinis und Badeanzüge“, erklärt Frank Dietrich-Vercrüße, Teamleiter für Bäderbetriebe der Stadtwerke. Auch Burkinis sind erlaubt.
Nicht gestattet sei Alltagskleidung wie Jeans und T-Shirt. Ebenso ist das Tragen von Unterwäsche unter der Badebekleidung nicht erlaubt. Er schreibt dazu: „Sollte der Verdacht bestehen, dass unter der Badebekleidung Unterwäsche getragen wird, sprechen wir die betreffende Person höflich darauf an.“ Der Fokus solle jedoch auf der Sicherheit und Wasseraufsicht liegen.
Auch Bad Säckingen setzt auf Standards
Im Waldbad Bad Säckingen gelten ähnliche Regeln: Nur richtige Badebekleidung ist erlaubt, Unterwäsche unter der Badekleidung verboten. Wiederholte Verstöße führen zum Badeverweis – zumindest für den Tag.
Laufenburg geht es gelassener an
Im Gartenstrandbad Laufenburg sind die Vorschriften bislang locker. Roger Kaufmann kündigt jedoch an, ein generelles Unterhosenverbot durchsetzen zu wollen – aus hygienischen Gründen. Zu viele Regeln dürfe es aber nicht geben. „Das richtige Maß ist wichtig“, betont er. Der Freibadbesuch solle vor allem eines sein: erholsam.