Packen, einsteigen, losfahren – und die Unterkunft einfach mitnehmen: Immer mehr Deutsche machen am liebsten mit einem Wohnmobil Urlaub. Die Zulassungszahlen für Neufahrzeuge haben sich in den letzten Jahre fast verdoppelt, seit April rollen mehr als eine Million private wie gewerblich betriebene Camper durchs Land.
„Das Reiseverhalten der Deutschen hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Sie wollen flexibler unterwegs sein, machen nicht mehr den einen großen Urlaub, sondern gern auch kurze Alltagsfluchten oder Städtetrips und bleiben dabei innerhalb Europas. Dazu passt das Wohnmobil einfach gut“, sagt Jonathan Kuhn vom Caravaning Industrie Verband.
Erst mal einen kürzeren Trip
Wer zum ersten Mal mit einem Wohnmobil verreisen möchte, dem empfiehlt Jonathan Kuhn nicht direkt nach Südspanien zu fahren, sondern Gefährt wie Urlaubsform zunächst bei einem kürzeren Trip kennenzulernen.
„Wenn ich mir das Wohnmobil bei einem regionalen Händler vor Ort ausleihe, kann ich vorab auch mal reinschauen und vielleicht kurz Probefahren.“ Auch könnten die Händler Kuhn zufolge dabei beraten, welche Art von Wohnmobil sich gut eignet.
Das Urlaubsland spielt eine Rolle
„Am wichtigsten ist die Anzahl der Schlafplätze. Hinzu kommt die gewünschte Ausstattung, etwa ob ich eine Nasszelle haben möchte“, sagt Julian Häußler, Sprecher beim ADAC Württemberg. Aber auch das Urlaubsziel spielt eine Rolle.
„In einigen Ländern wie Irland oder Schottland kann ein großes Wohnmobil auf manchen kleinen Straßen keinen Spaß machen“, so Häußler weiter. Grundsätzlich darf man innerhalb Europas mit der Führerscheinklasse B nur ein Wohnmobil bis zu einem zuverlässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen fahren – was allerdings auf rund 85 Prozent aller zugelassenen Wohnmobile zutrifft. Wer seinen Führerschein vor 1999 gemacht hat, darf auch größere Wohnmobile bis 7,5 Tonnen fahren.
Reisebüros sind teure Vermittler
Auch über Reisebüros kann man Wohnmobile buchen. Reisebuchautor Michael Hennemann, der für die Stiftung Warentest ein Wohnmobil-Handbuch geschrieben hat, hält diesen Weg aber für eher ungeeignet. Der Grund: „Sie verfügen selten über die nötige Fachkompetenz und fungieren oft nur als teure Vermittler.“
Auch er empfiehlt, erste Erfahrungen bei einem seriösen, gewerblichen Händler zu sammeln, der eine professionelle Fahrzeugwartung, einen umfassenden Versicherungsschutz und eine gründliche Einweisung biete – was seiner Meinung nach die höheren Preise dort rechtfertige. „Wenn ich dann genau weiß, worauf zu achten ist, lässt sich durch die Miete von privat etwas Geld sparen“, sagt Hennemann.
Einweisung ist wichtig
Für Privatvermietungen gibt es Online-Plattformen wie Paul Camper, Yescapa oder campada.de. Günstiger kann es manchmal gerade in der Haupt-Ferienzeit sein, wenn man ein Wohnmobil von privat über Kleinanzeigen oder Facebook-Gruppen mietet.
„Auch hier ist es aber ganz wichtig, dass ich eine Einweisung in das Fahrzeug bekomme und eine Art Mietvertrag unterschreibe, der auch alle Fragen rund um Versicherung und mögliche Schäden klärt“, sagt Jonathan Kuhn. Hinzu kommt ein gründlicher Rundgang um das Fahrzeug, um mögliche Schäden zu protokollieren – und zwar auch auf dem Dach.
80 bis 200 Euro Miete am Tag
Oft heißt es, Camping sei im Vergleich zum Urlaub im Hotel oder in einer Ferienwohnung die günstigere Art, Urlaub zu machen. Ist man mit einem kleinen Zelt und dem Fahrrad zur Nebensaison unterwegs, mag das noch zutreffen. Mit dem Wohnmobil nicht. „Je nach Reisezeitraum, Dauer und Modell muss man mit 80 bis 200 Euro Mietkosten pro Tag rechnen“, sagt Jonathan Kuhn. Dazu kommt in der Regel eine Kaution von 1000 bis 2000 Euro.
„Viele Anbieter berechnen zudem eine sogenannte Servicepauschale in Höhe von etwa 150 Euro, die den Aufwand für Vorbereitung, Ausstattung und Rücknahme des Fahrzeugs abdeckt“, sagt Michael Hennemann. Hinzu kommt der Sprit. „Je größer das Wohnmobil ist, desto höher ist natürlich der Verbrauch. Bei besonders anspruchsvollen Strecken kann er durchaus bei 25 bis 30 Liter pro 100 Kilometer liegen“, sagt Julian Häußler.
Auch Bauernhöfe bieten Stellplätze an
Und dann muss das Wohnmobil während der Reise ja irgendwo stehen. „Wildcampen ist in den meisten Ländern bereits komplett verboten, und wo es noch erlaubt ist, werden die Regeln zunehmend strenger“, sagt Julian Häußler. Eine günstige Möglichkeit bieten spezielle Wohnmobilparkplätze, die immer mehr Kommunen in den letzten Jahren gerade in Deutschland eingerichtet haben.
„Da habe ich dann zwar keine oder nur wenig Infrastruktur wie Mülleimer oder Toilette, aber dafür kosten die Plätze vielleicht zehn Euro in der Nacht“, sagt Jonathan Kuhn. Er weist zudem darauf hin, dass auch immer mehr Bauernhöfe und Winzer günstige Stellplätze anbieten.
Preise auf Campingplätzen gestiegen
Auf Campingplätzen dagegen sind die durchschnittlichen Preise für eine Nacht im Wohnmobil in den vergangenen vier Jahren dem Statistischen Bundesamt zufolge um knapp 28 Prozent gestiegen – und damit stärker als bei anderen Übernachtungsformen. Wie viel man genau zahlt, variiert stark je nach Standard, Lage und Saison. „Kleine, einfache Anlagen sind günstiger als große, moderne Plätze am Meer mit viel Ausstattung wie Pools oder Restaurants“, sagt Jonathan Kuhn.
Pincamp, das Campingportal des ADAC, hat für das Jahr 2025 einen durchschnittlichen Übernachtungspreis von 52 Euro für einen europäischen Campingplatz in der Hochsaison berechnet – für eine dreiköpfige Familie (zwei Erwachsene, ein Kind), inklusive Strom und möglicher Kurtaxe. In Kroatien ist es nach diesem Vergleich mit 68 Euro am teuersten, in Deutschland mit 40 Euro am günstigsten.
Naturverbundenheit hat ihren Preis
„Nimmt man alle Kosten zusammen, zahlt eine vierköpfige Familie in den Sommerferien für eine zweiwöchige Reise mit einem gemieteten Wohnmobil sicherlich mindestens 3000 bis 4000 Euro“, sagt Michael Hennemann. Verpflegung und Aktivitäten vor Ort sind da noch nicht eingerechnet. Eine entsprechende Ferienwohnung koste dagegen oft nur 80 bis 150 Euro täglich. „Ein Wohnmobil-Urlaub ist daher primär eine Lifestyle-Entscheidung für Flexibilität und Naturverbundenheit, die aber ihren Preis hat“, so Hennemann.

Das gilt auch dann, wenn man sich ein eigenes Wohnmobil zulegt. Die Preise für die günstigsten Camper mit eigener Ausstattung liegen bei rund 50.000 Euro, nach oben hin gibt es fast keine Grenzen. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt geht es etwas billiger zu. Nötige Ausrüstung wie Tische, Stühle, Geschirr, Gasflaschen oder Leuchte summieren sich Julian Häußler zufolge schnell auf mehrere tausend Euro.
Wann sich ein eigener Camper rechnet
Die Buchungsplattform camperdays.de hat ausgerechnet, dass ein Wohnmobil mit einem Neupreis von 75.000 Euro monatlich mehr als 800 Euro verschlingt. Diese Kosten setzen sich zusammen aus Finanzierungskosten, Wertverlust, Kosten für die Abstellung sowie Versicherungen, Kfz-Steuer und Wartungskosten – und fallen ganz unabhängig davon an, ob man mit dem Wohnmobil verreist oder dieses ungenutzt vor der Haustür parkt. Weswegen sich der Plattform zufolge ein eigener Camper erst dann rechnet, wenn man damit mindestens 56 Tage im Jahr unterwegs ist.
Da mit einem gebrauchten Wohnmobil alles etwas günstiger ausfällt und manche ihr Wohnmobil umsonst auf dem eigenen Grundstück parken können, nennt Julian Häußler folgende Faustregel: „Macht man pro Jahr nur zwei bis drei Wochen Campingurlaub, ist Mieten die bessere Wahl.“