Sechs Tage nach dem mutmaßlichen Missbrauch eines kleinen Mädchens aus dem Erlebnisbad Rulantica in Südbaden ist der Tatverdächtige in Rumänien festgenommen worden. Zu den Details des Zugriffs am Freitag schwieg die Polizei auch am Wochenende beharrlich. Über den Zeitpunkt einer Auslieferung nach Deutschland entscheidet ein Gericht in Rumänien.
Der 31-jährige Rumäne sei im Dorf Tileagd im Nordwesten des Landes gefasst worden und befinde sich nun nach einem Gerichtsbeschluss in der Stadt Oradea für bis zu 30 Tage in Haft, teilte das Polizeipräsidium Bukarest auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Durch den internationalen Haftbefehl gilt die Übergabe des Mannes nach Deutschland bereits als beantragt.
Nach einem Bericht der «Lahrer Zeitung» wohnte der Verdächtige zuletzt in Lahr (Ortenaukreis), rund 20 Kilometer vom Bad des Europa-Parks in Rust entfernt. Dazu machte die Polizei Offenburg ebenfalls keine Angaben.
Unklar ist weiterhin, ob der Mann schon vernommen wurde. Nach ihm war international gefahndet worden. Dem 31-Jährigen wird vorgeworfen, das sechs Jahre alte Kind am Samstag vergangener Woche aus dem Bad heraus in einen Wald gelockt und sexuell missbraucht zu haben. Das hilflose Mädchen war fünf Kilometer entfernt vom Schwimmbad gefunden worden.
Innenminister zufrieden
Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) gab sich zufrieden: «Die erfolgreiche Fahndung zeigt: Unsere Sicherheitsbehörden sind international sehr gut vernetzt, die Zusammenarbeit mit Rumänien ist eng und vertrauensvoll», sagte Strobl laut Mitteilung des Innenministeriums. Die schnelle Festnahme sei «gut für die Sicherheit in unserem Land».
Erst Tage nach der mutmaßlichen Tat war die Polizei auf die Spur des Mannes gekommen. Das liege unter anderem an der Menge der Bilder, die erst nach und nach hätten ausgewertet werden können, hatte ein Polizeisprecher gesagt. Der Verdächtige war nach der Tat durch Überwachungsvideos identifiziert worden. Der Europa-Park hatte diese als Betreiber zur Verfügung gestellt.
Keine Hinweise auf Vergewaltigung
Am Tattag hatte die Sechsjährige in dem Bad ihre Eltern aus den Augen verloren. Der Mann hatte dies offenbar bemerkt, das Kind laut Polizei angesprochen und ihm Hilfe angeboten. Dann habe er es in ein angrenzendes Wäldchen geführt und es dort aufgefordert, sexuelle Handlungen an ihm vorzunehmen.
Auf eine Vergewaltigung gibt es laut den Ermittlern keine Hinweise. Auch sonst blieb das Kind physisch weitgehend unverletzt. Nach der Tat habe der 31-Jährige sein Opfer alleine zurückgelassen, teilte die Polizei mit. Sie habe sich verängstigt und nur mit Badeschlappen und Bikini bekleidet alleine und in der Dunkelheit durch den Wald gekämpft.
Währenddessen suchten die Eltern verzweifelt im Bad nach ihrem Kind. Später entdeckte ein Zeuge das hilflose Kind in Grafenhausen. Ob die Familie in psychologischer Betreuung ist, die Eltern in Deutschland oder im Ausland wohnen, dazu machte die Polizei aus Gründen des Opferschutzes bislang keine Angaben.
Erst andere Männer im Visier der Ermittler
Bevor die Ermittler dem Festgenommenen auf die Spur kamen, hatten sie erst andere Verdächtige im Visier gehabt. Diese wurden später ausgeschlossen. Ein unbeteiligter Zeuge, der ebenfalls auf dem Bildmaterial zu sehen gewesen war, hatte den Ermittlern schließlich den Hinweis auf die Identität des Mannes gegeben. «Von da an wussten wir, wer er ist», hatte ein Polizeisprecher gesagt.
Bei einer Wohnungsdurchsuchung am späten Dienstagabend fanden die Beamten Kleidungsstücke, die der Verdächtige zum Tatzeitpunkt angehabt haben soll. Sein Reisepass war laut Polizei nicht auffindbar, die Pässe anderer Familienangehöriger hingegen schon, weshalb er direkt im Anschluss mit einem internationalen Haftbefehl zur Fahndung ausgeschrieben wurde.