Die Kamera zeigt eine Tankstelle. Ein knalliger BMW fährt vor, dahinter ein Opel mit Wohnwagen. Zwei junge Männer steigen aus den Autos und tanken. Im Hintergrund spielt ein spritziger Popsong. Entspannt lächeln die Männer in die Kamera, die Zapfsäule hängt lässig in der Hand. Knapp elf Stunden seien sie unterwegs gewesen, die Fahrt war echt anstrengend. Mit dem Wohnwagen durften sie ja auch nur 80 fahren! „Nervig, wenn man eine 100er-Zulassung hat“, lacht einer der Männer.
Schnell werden sie von einer Camperin an der Nachbarzapfsäule belehrt: Auf Italiens Landstraßen dürfe man mit dem Camper nur 70 fahren. Sonst werde es ordentlich teuer. „Da fangen wir wohl mal an zu sparen“, heißt es. Trotzdem seien sie froh, nun endlich hier zu sein.
„Hier“ ist übrigens der Marina di Venezia, der größte Campingplatz Europas. Zum ersten Mal machen die Freunde dort Männerurlaub, wie ein Sprecher aus dem Off erklärt. Was sie sich davon erwarten? „Sommer, Sonne, Strand, Meer … schöne Frauen“, sagt der eine. „Schöne Frauen definitiv“, pflichtet ihm der andere bei.

Das sind die ersten Minuten von Staffel 1, Folge sieben von „Bella Italia – Camping auf Deutsch“ – und die ersten Minuten der „Bodensee-Boys“ Sascha Bohner und Dennis Lucas im TV. Der SÜDKURIER trifft sich mit Sascha und Dennis. Zwar nicht auf dem rund 80 Hektar großen Campingplatz in Venedig, aber in ihrem Schrebergarten in Singen.
Irgendwie schreit auch hier alles nach Camping: Der aufblasbare Pool ist bis zum Rand gefüllt mit Wasser. Die Softdrinks sind kaltgestellt. Die Sonne brennt heiß vom Himmel. Die beiden Männer sitzen in kurzen Hosen auf Plastikstühlen, die Kappe lässig nach hinten gedreht, die Sonnenbrille fest auf der Nase, die tätowierte Haut ist braungebrannt. Es ist auch klar, wieso in dieser Schrebergarten-Idylle die coole Camping-Stimmung aufkommt: Schließlich sind Sascha und Dennis die, so mag wohl manch einer meinen, berühmtesten Camper Deutschlands.
Auch wenn sie das von sich selbst nie behaupten würden.
Für die RTL2-Dokusoap „Bella Italia“ werden deutsche Pärchen, Familien und Freundesgruppen von Kamerateams beim Leben und Urlauben auf dem Campingplatz begleitet – Drama, Flirts und Familienzoff inklusive. Nach Angaben eines Sendersprechers hatten die ersten fünf Folgen der aktuellen fünften Staffel in der Kernzielgruppe der 14- bis 49-Jährigen einen Marktanteil bis zu 5,9 Prozent.
Sascha und Dennis sind schon seit der ersten Staffel 2021 fester Bestandteil des Camping-Ensembles. Warum sie ein solcher Publikumsmagnet sind? Ein Sendersprecher von RTL2 sagt: „Sascha und Dennis sind auf ihre eigene Art echt, unterhaltsam und nahbar. Sie bringen Witz, Charme und Dynamik ins Format – und genau das lieben die Zuschauer.“

Wenn der 34-jährige Sascha und der 31-jährige Dennis nicht Witz, Charme und Dynamik auf den venezianischen Campingplatz und in die Wohnzimmer der RTL2-Zuschauer bringen, arbeiten sie in der Singener Alu im Dreischichtbetrieb. „Damit verdiene ich meine Brötchen“, sagt Sascha. Dort haben sich die Bodensee-Boys auch kennengelernt, sie sind Arbeitskollegen.
Dennis war es auch, der in der Vesperpause einer gemeinsamen Nachtschicht das Bewerbungsvideo von Sascha für „Bella Italia“ aufnahm. Dann stellte sich die Frage, wer Sascha auf seinem TV-Abenteuer begleiten könnte. Schnell fiel die Wahl auf ihn.

„Dennis und ich arbeiten nicht nur zusammen, sondern sind auch beste Freunde. Er hatte sofort Bock, mitzumachen“, erinnert sich Sascha. Die Bewerbung bei RTL2 habe sich spontan aufgetan. „Ich hatte damals eh vor, mir einen Wohnwagen zu kaufen. Dann las ich in einem Camperforum von der Anzeige, dass eine neue Camping-Doku produziert werden soll, und habe mich gleich beworben.“
Sascha hatte Bock auf die Camping-Doku. Und Bock auf das Showgeschäft. 2017 stand er das erste Mal auf einer Ballermann-Bühne, als Schlagersänger. Seitdem produziert er eigene Partyschlager. Gerade erst hat er mit seiner Freundin Raffaela Scondo unter seinem Künstlernamen Dr. Bohna ein neues Lied veröffentlicht. Wo Raffaela und Sascha sich kennengelernt haben? Auf dem Marina Di Venezia. Vor der Kamera. Natürlich, wo sonst?
Filmreife Szenen auf dem Marina Di Venezia
Während den Dreharbeiten zu den ersten drei Staffeln, war Sascha noch in einer festen Beziehung. Eine Woche lang drehten er und Raffaela dann gemeinsam. Am letzten Urlaubsabend gab es dann einen „zu intensiven Blick“, sagt Sascha. „Das war fast filmreif. Ein bisschen schnulzig.“
Dass er vor der Kamera seine „Traumfrau“ kennengelernt hat, sei für Sascha die „krasseste“ Veränderung seit der Bewerbung bei RTL2. Mittlerweile leben die beiden miteinander und seien privat, wie vor der Kamera, unzertrennlich.
Welchen Erfolg die Bodensee-Boys durch die Sendung haben würden, wussten beide bei der Bewerbung noch nicht. Es sei nicht mal klar gewesen, bei welchem Sender sie sich überhaupt beworben hatten, sagen sie.

Der Erfolg zeigt sich jetzt: Sascha hat eine Klamottenmarke gegründet, hat auf Instagram 30.000 Follower.
„Wir werden überall erkannt“, sagt Sascha – „im Thailand-Urlaub. In Miami am Ocean Drive und in Las Vegas.“ Auf dem Marina di Venezia – von Sascha und Dennis nur „der Platz“ genannt – sind sie täglich von Fans umringt und können fast nichts mehr unentdeckt machen. Das war insbesondere für Dennis anfangs gewöhnungsbedürftig: „Man fühlt sich fast wie ein Hollywoodstar“, sagt er schmunzelnd.
Ein Fan hat sich von Saschas Künstlernamen ein Tattoo stechen lassen und am Drehkreuz in der Alu wundern sich die Lehrlinge, wieso sie dort noch arbeiten, sagt Sascha. „Da wundere ich mich schon – klar arbeite ich hier noch, ich muss ja Geld verdienen!“
Finanziell habe sich durch die Sendung nicht viel bei Sascha und Dennis verändert, sagen sie. Da hätten die Leute falsche Vorstellungen. Sie werden nicht wie Schauspieler bezahlt, seien es ja auch nicht. Darüber, wie sie von der Produktion entlohnt werden, bewahren sie aber Stillschweigen. Für RTL2 vor der Kamera zu stehen, sei einfach ein Hobby, wie Urlaub eben. Denn bei der Arbeit in der Singener Alu könne ja kein Bier gezischt werden.

Weil Sascha, wie Dennis einwirft, auch keine „halben Sachen macht“, hat er sich zwei Wochen vor Beginn der Dreharbeiten einen eigenen Campinganhänger gekauft. Kostenpunkt: Rund 6000 Euro. Auf einem Kleinanzeigen-Portal im Internet. Groß ist der Camper nicht – Sascha geht nur einen Schritt und ist am anderen Ende. Aber das reiche auch völlig aus: „Auf dem Campingplatz sind alle gleich“, sagt Dennis. „Was du machst, wer du bist und was du hast, interessiert beim Campen niemanden.“
Aber wie erklären sich die Bodensee-Boys ihren eigenen Erfolg? Sascha sagt: „Wir bekommen immer zu hören, wie authentisch wir sind.“ Und gibt es ein Drehbuch? „Nein. Wir sind wirklich so. All den Quatsch, für den wir früher belächelt wurden, können wir jetzt ausleben“, sagt er. Und Dennis stimmt ihm zu: „Das kommt anscheinend gut an bei den Leuten.“