Ein schöner Badetag am Salemer Schlosssee endet tragisch. Trotz der aufgezogenen Wolken verspricht es, ein lauer Sommerabend zu werden. Viele Badegäste tummeln sich noch im Wasser oder auf der Liegewiese, als die Idylle plötzlich durchbrochen wird. Am Ufer werden die ersten Menschen auf das östliche Floß aufmerksam: Wo sich sonst Schwimmer ausruhen, stehen zwei Personen und winken kräftig. Auch von der Badeaufsicht werden sie gesichtet. Kaum setzt die Durchsage an, sind die Mitglieder der DLRG schon auf den Brettern. Aus der Ferne ist derweil zu erkennen, wie jemand eine Herzdruckmassage durchführt.
„Die DLRG-Ortsgruppe Salem hat sich um 18.30 Uhr zum Training getroffen“, erklärt Feuerwehrkommandant Jochen Fuchs im Nachgang, weshalb so viele ausgebildete Rettungskräfte vor Ort waren, als sich der Unfall zutrug. Nach dem Eintreffen zweier Rettungswagen fährt auch die Salemer Wehr mit dem ersten Fahrzeug vor. „Wir werden immer mit dazu alarmiert, um die Einsatzkräfte zu koordinieren, die auf Anfahrt sind“, begründet Fuchs. Neben dem Notarztwagen und einer Polizeistreife steuern vier Einsatzfahrzeuge der DLRG den Unglücksort an. „Auch die Feuerwehr Friedrichshafen war auf Anfahrt mit einem zusätzlichen Rettungsboot.“

Passanten helfen dem Verunglückten sofort
Wie Fuchs schildert, sei die verunglückte Person zum Zeitpunkt der Alarmierung bereits auf den Ponton gebracht worden und die Reanimation habe unmittelbar begonnen. „Es wurde beobachtet, wie eine Person Probleme bekommen hat und zwei aufmerksame Badegäste gleich rein sind“, schildert der Salemer Kommandant. Tim Karstens knüpft daran als Pressesprecher des DLRG-Bezirks Bodenseekreis an: Es habe sich um einen Ertrinkungsunfall gehandelt, die betroffene Person sei von Passanten auf das Floß gebracht worden. „Wie der Unfall genau entstand, ist noch nicht ganz klar“, sagt er.
Einsatzgruppen aus dem ganzen Bodenseekreis alarmiert
Die Rettungsschwimmer und der Bademeister machen sich unmittelbar nach Alarmierung auf den Weg zur Unfallstelle und kommen den Ersthelfern zu Hilfe. Bademeister und Pächter Enno Haß steuert das Floß mehrmals mit dem Rettungsboot als Zubringer an, die DLRG-Kräfte kommen mit den Rettungsboards. „Wir haben Maßnahmen eingeleitet“, zählt Karstens neben der weitergeführten Reanimation den Einsatz von Sauerstoff und eines automatisierten externen Defibrillators auf. Außer den diensthabenden Einsatzgruppen aus Salem und Bermatingen/Markdorf treffen Fahrzeuge aus Meersburg und Friedrichshafen mit weiteren Rettungsbooten ein, aus Meckenbeuren kommen Taucher. „Wir sind auf Kreisebene aktiv“, erklärt der Pressesprecher.
Großaufgebot an Rettungskräften
Mit dem Boot des Bademeisters wird die Person an Land gebracht. „Die laufende Reanimation wurde nicht unterbrochen“, schildert Karstens, was für die Badegäste deutlich mitzuverfolgen ist. Am Ufer ist alles für die Ankunft der Retter bereit, mobile Sichtschutzwände werden aufgebaut. „Ein bisschen zurück! Ein bisschen Anstand!“, lautet die Anweisung an die wenigen Zaungäste in nächster Nähe. Geschützt vor den Blicken Neugieriger tragen die Helfer die verunglückte Person zum Rettungswagen. Das Floß wird nach und nach geräumt.
Unfallursache bislang nicht bekannt
Fuchs offenbart, dass die Person – ein Mann gehobenen Alters – trotz der schnellen und professionellen Hilfe vor Ort nicht gerettet werden konnte: „Im Nachgang war es leider ohne Erfolg.“ Als der Kommandant zwei Stunden nach der Alarmierung Auskunft gibt, ist der Betreuungseinsatz noch nicht abgeschlossen. „Die psychosoziale Notfallversorgung läuft noch“, erläutert er. So werde eine Angehörige des Verstorbenen vor Ort betreut. „Die zivilen Ersthelfer haben wir ausfindig gemacht, von ihnen hat aber niemand Hilfe in Anspruch genommen.“ Fuchs merkt an, dass beide beruflich im medizinischen Bereich tätig seien, aber das Hilfsangebot auch noch nachträglich in Anspruch nehmen könnten.
Kriminalinspektion ermittelt zum Unfall
Marius Deutelmoser vom Polizeipräsidium Ravensburg teilt mit, dass es sich bei dem Verstorbenen um einen 76-Jährigen handle, über dessen Herkunft man noch keine Aussage machen könne. Auch die Todesursache sei bisher nicht bekannt. „Die Ermittlungen dauern noch an, der Sachverhalt wird der Kriminalinspektion übergeben“, so der Polizeiführer vom Dienst. Wie Fuchs mitteilt, sei die Feuerwehr mit 15 Personen vor Ort gewesen, laut Karstens waren es von der DLRG 17 Unterstützer.
Notfallseelsorge unterstützt Ehrenamtliche
Auch für die Einsatzkräfte steht ein ehrenamtlicher Mitarbeiter für eine Nachbesprechung zur Verfügung. Karstens erklärt, dass Ertrinkungsunfälle leider keine Seltenheit seien: „Am Schlosssee haben wir regelmäßig solche Fälle, meist ist es mindestens ein Fall pro Jahr.“ Daher sei das Angebot der Notfallseelsorge ein Standardprogramm. „Das ist jedes Mal eine Extremsituation, obwohl man das gelernt hat und aus dem Effeff kann“, verweist er auf die mögliche psychische Auswirkung. Im Gegensatz zu den hauptberuflichen Rettungskräften erlebten die ehrenamtlichen Rettungsschwimmer solche Einsätze nicht so oft, sodass Gesprächsangebote wichtig seien. „Unsere Kräfte sollen noch mehr Menschenleben retten können.“