Es ist eine Nachricht, die ganz Volkertshausen in Schockstarre versetzt: Rainer Kenzler ist tot. Wie Polizeisprecher Marcel Ferraro auf SÜDKURIER-Nachfrage am Dienstagmittag mitteilt, ist der 62-jährige Volkertshausener tot aufgefunden worden. „Wir können ein Fremdverschulden aktuell ausschließen“, sagt Ferraro. Alles deutet derzeit daraufhin, dass er seinem Leben selbst ein Ende gesetzt hat. Damit herrscht nach tagelangem Bangen nun traurige Gewissheit.

Dabei sah die Situation am Dienstagmorgen noch ganz anders aus. Am Morgen hatten sich mehrere Suchtrupps in einer von der Gemeinde und der Polizei initiierten Suchaktion aufgemacht, um nach Spuren von Rainer Kenzler zu suchen. Dafür suchten sie die Bereiche rund um das Aach-Ufer und die Freiflächensolaranlage ab. Sie alle verfolgten ein Ziel: Sie wollten Rainer Kenzler finden.

Die Kriminalpolizei bespricht sich vor dem Sucheinsatz mit den Einsatzkräften von der Feuerwehr.
Die Kriminalpolizei bespricht sich vor dem Sucheinsatz mit den Einsatzkräften von der Feuerwehr. | Bild: Kerle, Helene

Die Polizei suchte seit Freitag öffentlich nach einem 62 Jahre alten Mann aus Volkertshausen und nannte ihn anfangs Rainer K. Seit Montag wurde auch seitens der Gemeinde der volle Name genannt und damit ist öffentlich: Bei dem Vermissten handelte es sich um den ehemaligen CDU-Gemeinderat und Malermeister Rainer Kenzler. Er wurde bereits seit Mittwoch, 24. September, um 19 Uhr vermisst, wie die Polizei am Freitagnachmittag, 26. September, berichtete.

Rainer Kenzler kandidierte 2019 für die VB/CDU in Volkertshausen (Archivbild).
Rainer Kenzler kandidierte 2019 für die VB/CDU in Volkertshausen (Archivbild). | Bild: Dietmar Zirzow

Doch nun ist die Suche beendet: „Wir konnten ihn gegen 11 Uhr tot auffinden“, teilt Polizeisprecher Ferraro weiter mit. Bereits etwas mehr als eine Stunde nach dem Beginn der Suchaktion wurde die Leiche von Rainer Kenzler in einem Waldstück, das sich im Suchfenster befunden habe, gefunden.

Tiefe Betroffenheit in der Gemeinde

Reinhard Veit wirkt am Telefon sichtlich geschockt. Er hatte mit dem Verstorbenen und weiteren Mitstreitern eine Bürger-Initiative ins Leben gerufen, die den Zusammenschluss mehrerer Gemeinden zu einer Hegauer Großgemeinde forcieren will. „Ich stehe unter Schock. Wie kann sowas passieren?“, fragt Veit am Telefon. Die traurige Nachricht sei ein schwerer Schlag für die Initiative, aber auch für ganz Volkertshausen. „Jetzt haben wir Gewissheit, so traurig das auch für die Familie und die Hinterbliebenen ist“, sagt Veit. Sein ganzes Mitgefühl gelte nun der Familie von Rainer Kenzler.

Angesprochen darauf, ob das Verschwinden auch etwas mit der Idee einer Großgemeinde zu tun haben könne, sagt Veit: „Es gibt unterschiedliche Meinungen zu unserer Idee, aber ich habe selbst keine Anfeindungen erlebt und weiß auch von keinen anderen aus der Bürger-Initiative.“

Auch Martin Gschlecht, Amtsverwaltung und Hauptamtsleiter, zeigt sich nach dem Bekanntwerden des Todes tief betroffen. „Für die Gemeinde ist dies ein sehr großer Verlust“, sagt er. Rainer Kenzler sei in Vereinen und in der Kommunalpolitik in vielen Bereichen seit Jahren sehr aktiv gewesen. „Er war immer bereit zum Einsatz für die Gemeinschaft“, so Gschlecht.

Die Gedanken aller Volkertshausener seien nun bei der Familie des Verstorbenen. „Viel schlimmer geht es für die Familie nicht.“ Gschlecht selbst war bei der Suchaktion den ganzen Dienstagvormittag über im Einsatz.

Freiwillige Einsatzkräfte von Blaulichtorganisationen machen sich am Dienstagmorgen auf die Suche nach dem verschwundenen Rainer Kenzler.
Freiwillige Einsatzkräfte von Blaulichtorganisationen machen sich am Dienstagmorgen auf die Suche nach dem verschwundenen Rainer Kenzler. | Bild: Matthias Güntert

Darum suchten nur Blaulichtorganisationen

Die Gemeinde Volkertshausen hatte am Montagabend zu einer großangelegten Suchaktion aufgerufen, ihrem Ruf waren mehr als 50 Freiwillige gefolgt. Gegen 9.30 Uhr setzte sich der erste Suchtrupp in Bewegung – allerdings bestand er nur aus Mitgliedern diverser Blaulichtorganisationen. Die freiwilligen Helfer blieben an der Wiesengrundhalle stehen, denn sie wurden von einer Sprecherin der Kriminalpolizei wieder nach Hause geschickt.

Auf SÜDKURIER-Nachfrage schilderte sie, dass freiwillige Helfer sich nicht an der Suchaktion beteiligen dürfen. Das sei auch eine Entscheidung zum vorsorglichen Schutz von Privatpersonen: „Wir wissen nicht, was wir finden, damit muss man umgehen können“, sagte sie zu den Gründen. Zudem könnte es sein, dass Privatpersonen wichtige Spuren vernichten würden.

„Das ist eine emotional wahnsinnig aufgeladene Situation“. Thiemo von Gillhaußen, Kommandant Feuerwehr Volkertshausen
„Das ist eine emotional wahnsinnig aufgeladene Situation“. Thiemo von Gillhaußen, Kommandant Feuerwehr Volkertshausen | Bild: Kerle, Helene

Thiemo von Gillhaußen ist Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Volkertshausen und beteiligte sich an diesem Morgen mit seinen Einsatzkräften an der Suche. Die Organisation der Suche liege komplett bei der Kriminalpolizei, schilderte er. Seine Kameraden hätten sich freiwillig für den Einsatz gemeldet. „Es ist eine emotional sehr aufgeladene Situation“, beschreibt von Gillhaußen.

Das könnte Sie auch interessieren

Auf die Frage, ob die Einsatzkräfte der Feuerwehr für solche Suchen geschult seien, erklärte von Gillhaußen, dass es keine extra Schulung zum Auffinden von Verschwundenen gebe. Die Feuerwehrleute seien aber zum Beispiel durch Erste-Hilfe-Kurse und Proben immer wieder mit solchem Geschehen vertraut gemacht worden. Außerdem können sich Feuerwehrleute nach Einsätzen direkt bei der Notfallseelsorge Unterstützung holen. Privatleute hätten diese Möglichkeit nicht, deswegen findet der Kommandant die Beschränkung der Polizei auf Mitglieder von Blaulichtorganisationen nachvollziehbar.