3779 Tage ist es nun her: Damals am 26. Mai 2015 wurde die Albtalstraße wegen Felssturzgefahr gesperrt. Damals wurde noch gerätselt, ob die Verbindungsstraße zwischen Albbruck und Görwihl mit ihren fünf Tunneln nur über den Winter oder doch etwas länger gesperrt bleiben würde. Damals konnte sich niemand vorstellen, wie lange es wirklich dauern würde.
Es folgte eine mehr als zehnjährige Geschichte: Hoffen, Bangen und Unverständnis gab es in dieser Zeit. Und so ist es nicht verwunderlich, dass so mancher Anfang August etwas verhalten auf die Nachricht reagierte, dass eine Lösung gefunden sei.
Erst wenn die Bauarbeiten begonnen haben, erst wenn das Band durchgeschnitten ist, dann sei das Ziel wirklich erreicht, für das Politiker und die Salpeterer-Bewegung über zehn Jahre lang mit einer unermüdlichen Geduld verfolgt hatten: die Wiedereröffnung der Albtalstraße.
Der erste Punkt ist nun abgehakt. Wie das Landratsamt mitteilt, haben am Montag, 29. September, die Bauarbeiten begonnen. Die Felssicherungsmaßnahmen haben bereits angefangen.
Felssicherungen sind in diesem und im nächsten Winter geplant
Insgesamt werden die Arbeiten laut Landratsamt rund zehn Monate dauern. Wegen rechtlicher Vorgaben des Naturschutzes dürfen die Arbeiten nur in den Monaten September bis März ausgeführt werden. Dadurch ergeben sich zwei Bauabschnitte. Voraussichtlich im Herbst/Winter 2026/2027 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Mit den umfangreichen Sanierungsmaßnahmen wurde die Arbeitsgemeinschaft Salmen, Kühr, Bombardi beauftragt. Die ökologische Baubegleitung übernimmt das Fachbüro 365 Grad. Die Auftragssumme für die Bauarbeiten beträgt rund 5,8 Millionen Euro. Die Kosten werden vom Baulastträger Land übernommen.

Das Landratsamt betont, dass im Zuge der Bauarbeiten zusätzliche Kosten für unvorhersehbare Maßnahmen anfallen könnten. Ursprünglich war mit Kosten in Höhe von 30 Millionen Euro die Rede – bis die Salpeterer-Bewegung eine Idee ins Spiel brachten, die die Arbeiten wesentlich günstiger möglich machten.
Was wird genau gemacht?
Der derzeitige Planungsstand sieht vor, den Oberhang des gesperrten Streckenabschnitts zwischen Albbruck-Hohenfels und Tiefenstein auf einer Länge von rund 2,5 Kilometer durch eine Kombination verschiedener Sicherungssysteme gegen Stein- und Blockschlag sowie Felsstürze aus dem Hang zu sichern.
Im Bereich der steilen Felsabschnitte entlang der Straße sind insgesamt 19 Übernetzungen sowie lokale Einzelsicherungen vorgesehen. Ergänzt werden diese über den gesamten Streckenabschnitt durch circa 26 Steinschlagschutzzäune und zwei Abrollschutzzäune. Im Bereich zwischen zwei Tunneln ist eine Kombination aus einer flexiblen Steinschlaggalerie sowie eines darunter anschließenden Netzvorhangs geplant.
Weil die Straße in einem Gebiet von hohem naturschutzrechtlichen Wert liegt (Flora-Fauna-Habitat-Gebiet, Vogelschutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet, Biosphärengebiet und Naturpark), müssen naturschutzrechtliche Vorschriften beachtet werden. Notwendige Ausnahmegenehmigungen wurden laut Landratsamt erteilt. Zudem stelle eine ökologische Baubegleitung durch das Fachbüro 365 Grad sicher, dass die Sicherungs- und Ausgleichsmaßnahmen fachgerecht ausgeführt werde.
Mit den Naturschutzverbänden (BUND, Nabu, Landesnaturschutzverband & Deutscher Alpenverein) sei unter anderem vereinbart worden, dass sie die Baumaßnahmen mit einer Gruppe begleiten und sie bei der naturschutzfachlichen Umsetzung der Felssicherung mit Fachexpertise unterstützen. Weiterhin wird es weitere Ausgleichsmaßnahmen geben, um den naturschutzrechtlichen Eingriff zusätzlich auszugleichen.
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