Wer in Konstanz wohnt, hat vermutlich eine hohe Stromrechnung zu bezahlen. Das legt zumindest eine Analyse des Vergleichsportals Verivox nahe, über die der SÜDKURIER bereits berichtete. Unter den 50 größten Städten in Baden-Württemberg ist die durchschnittliche Stromrechnung für einen dreiköpfigen Musterhaushalt die höchste im gesamten Land. Wie kommt das zustande?

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„Gegen regionale Preisunterschiede können Verbraucher nichts unternehmen, sie sind in der Regel auf unterschiedlich hohe Netzkosten zurückzuführen“, wird Verivox-Energieexperte Thorsten Storck in einer Mitteilung zitiert. Netzentgelte werden vom Staat reguliert. Mit einem Wechsel aus der teuren Grundversorgung zu einem günstigen überregionalen Anbieter könne man sparen, so Energieexperte Storck.

Grundversorger in Konstanz sind die Stadtwerke Konstanz GmbH, ein städtisches Unternehmen. Sparen lässt sich aber auch schon, wenn man aus der Grundversorgung heraus in einen anderen Tarif wechselt. „Neben dem Grundversorgungstarif bieten die Stadtwerke weitere, deutlich günstigere Alternativen für die Konstanzer Bürgerinnen und Bürger“, sagt Stadtwerke-Pressesprecher Josef Siebler.

Wie sich der Strompreis zusammensetzt

Der Strompreis setzt sich dabei aus drei Hauptbestandteilen zusammen: Energiepreis, Steuern und Abgaben und Kosten für die Netznutzung. Auf letzteres entfallen bei einem Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden pro Jahr im Tarif „SeeEnergie ÖkostromFix“ rund 28 Prozent der Kosten, so Siebler. Der tatsächliche Energiepreis macht in dem Beispiel weniger als die Hälfte des Strompreises aus.

Wie viele Kunden die Stadtwerke beliefern, verrät der Pressesprecher aus Wettbewerbsgründen nicht. Was er sagen kann: „In der Marktrolle des Verteilnetzbetreibers sorgen die Stadtwerke Konstanz dafür, dass rund 57.000 Zählpunkte im Netzgebiet mit Strom beliefert werden.“ Ein Zählpunkt ist der physische Punkt, an dem Strom an den Verbraucher abgegeben wird, also etwa ein Stromzähler.

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Welche Nachteile der Wechsel zu einem günstigen Stromanbieter haben kann, zeigte sich während der Energiekrise im Zuge des Kriegs in der Ukraine. Sie führte zu einer Welle von Insolvenzen, insbesondere bei kleineren und besonders günstigen Anbietern, die stark gestiegene Großhandelspreise nicht tragen konnten.

Viele Kunden wurden daraufhin kurzfristig gekündigt und mussten sich einen neuen Energieversorger suchen – oder landeten bei den Grundversorgern. Die Stadtwerke haben in dieser Zeit „alle Konstanzerinnen und Konstanzer aufgenommen – zuverlässig und ohne Einschränkungen“, so Siebler. Das unterstreiche die Rolle der Stadtwerke als verlässlichen Partner.

Stadtwerke senken 2026 Strompreise

Aktuell kalkulieren die Stadtwerke Konstanz die neuen Stromtarife, die ab Januar gelten sollen. Für Kundinnen und Kunden hat der Stadtwerke-Pressesprecher eine gute Nachricht: „Wir freuen uns, dass wir die Nachwirkungen der Energiekrise überwunden haben und ab dem 1. Januar 2026 – analog zur Entwicklung bei den Gaspreisen – die Strompreise senken können.“ Kunden würden in nächster Zeit auch persönlich informiert, so Siebler, der keine genauen Zahlen nannte.

Stadtwerke-Pressesprecher Josef Siebler kann eine gute Nachricht für Stromkundinnen und -kunden verkünden.
Stadtwerke-Pressesprecher Josef Siebler kann eine gute Nachricht für Stromkundinnen und -kunden verkünden. | Bild: Stadtwerke Konstanz GmbH

Dass die Senkung möglich ist, liege an der Einkaufsstrategie. „Die Energie, die heute verbraucht wird, wurde bereits über einen Zeitraum von bis zu 20 Monaten im Voraus beschafft“, erklärt Siebler. Das schützt vor kurzfristigen Schwankungen der Preise, bedeutet aber auch, dass Preissenkungen am Markt nicht sofort weitergegeben werden können.

Partnerschaft ist Gesprächsthema

Doch wie sieht die weitere Zukunft aus? Wünschen sich die Stadtwerke weiterhin einen Partner – oder brauchen sie ihn sogar? Ein Einstieg des Versorgungskonzern Thüga war zuletzt auch am Widerstand des Gemeinderates gescheitert. Doch in der Energiebranche sei ein „verstärkter Trend zu Kooperationen“ zu beobachten, so Siebler. Die Gründe dafür seien insbesondere Herausforderungen bei der Umsetzung der Energie-, Wärme- und Mobilitätswende. Dazu kommen noch regulatorische Anforderungen.

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Die Stadtwerke „führen aktuell intensive Gespräche mit regionalen und überregionalen Unternehmen“, so Siebler. Dabei gehe es darum, mögliche Chancen für die Zusammenarbeit im Bereich Energienetze, Telekommunikation oder Bau und Betrieb von Wärmenetzen zu nutzen.

Ein Beispiel dafür ist das geplante Wärmenetz rund um die Bodensee-Therme. Hier arbeiten die Stadtwerke mit dem Unternehmen Iqony Energies zusammen. Anders als beim geplatzten Thüga-Deal soll aber kein externer Partner einsteigen, sondern es wird eine neue Gesellschaft gegründet. Ziel solcher Kooperationen für die Stadtwerke sei es, „die Versorgungssicherheit zu stärken, Prozesse zu optimieren und zukunftsfähige Lösungen für die Region zu entwickeln“, so Siebler abschließend.