Das Vorhaben war eigentlich, dass nach der Umgestaltung des Bahnhofplatzes nur noch wenige Buslinien den Hauptbahnhof anfahren. Während der Bauphase wurde nun zwei Jahre lang die Untere Laube mit den Haltestellen Bürgerbüro und Stephansschule zum Dreh- und Angelpunkt des Konstanzer Busverkehrs – zum Ärger vieler Fahrgäste.

„Die Baustellenzeit war die Gelegenheit, das Modell zu testen“, erklärt Ralph Stöhr, Leiter der Busbetriebe der Stadtwerke Konstanz Mobil GmbH (KMG) und fügt an: „Die Rückmeldungen waren deutlich.“ Deshalb werden ab dem 12. Oktober „die gleichen Linien den Bahnhof anfahren, wie vor der Bauphase“, so Stöhr.

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Doch das passt vielen Fahrgästen auch wieder nicht. Kaum ist die neue Linienführung publik, hagelt es Kritik, dass nur noch drei Linien das Bürgerbüro an der Unteren Laube anfahren. Ralph Stöhr nimmt den Einwand gelassen hin und fragt stattdessen: „Wie oft muss man ins Bürgerbüro? Es ist kein Ziel, das man täglich ansteuert.“

Das Problem mit Tempo 30

Die Umsetzung des Lärmaktionsplans und damit fast flächendeckend Tempo 30 bremst auch die Busse aus. Um die Fahrpläne einzuhalten und das bisherige gewohnte Niveau für die Fahrgäste zu halten, hätte es mehr Personal und mehr Fahrzeuge gebraucht. In Zahlen: Mehrkosten in Höhe von mehr als 1,8 Millionen Euro.

Das hätte das Defizit des Stadtbusverkehrs von bislang 5 Millionen Euro auf jährlich etwa 6,8 Millionen Euro erhöht. „Es war der klare Auftrag des Ausschusses Stadtbusverkehr, die Mehrkosten einzusparen“, sagt Ralph Stöhr. In dem zuständigen Ausschuss sind Mitglieder der Gemeinderatsfraktionen vertreten. Der Ausschuss habe sich für die Variante entschieden, die am 12. Oktober in Kraft tritt.

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Zwei Haltestellen entfallen

Die gute Nachricht: „Wir fahren noch überall hin“, stellt Ralph Stöhr fest. Lediglich zwei Haltestellen entfallen, darunter jene am Lutherplatz, die lediglich von der Linie 1 angefahren wurde. Sie sei ohnehin kaum genutzt worden. Dennoch müssen sich die Fahrgäste des beliebten Einsers umstellen. Diese Linie fährt ab dem 12. Oktober einen größeren Schlenker durch das Paradies, aber immer noch im Viertelstunden-Takt.

Sie wird nicht mehr das Bürgerbüro anfahren, sondern vorher an der Unteren Laube in die Gartenstraße einbiegen und dann über Feld- und Brüelstraße wieder auf die alte Route über Schulthaiß-, Döbele- und Bodanstraße zum Bahnhof schwenken. Die Planer haben sich bei dieser Linienführung etwas gedacht: Die Linie 1 sei eine beliebte Linie, um ans Klinikum zu gelangen, so Stöhr. Mit Blick auf die Bevölkerungsstruktur im Paradies geht er davon aus, dass dort die Anlässe für einen Krankenhausbesuch höher seien.

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Die Linie 5 mit ganzjährigem 20-Minuten-Takt ist ebenfalls ein Zubringer für das Klinikum, fährt aber in entgegengesetzter Richtung über Bahnhof, Bodanstraße, Paradies bis zur Haltestelle Bodensee-Stadion. Die Haltestelle Freibad Horn wird künftig allerdings nicht mehr angefahren. Während der Sommermonate sei im Bereich des dortigen Parkplatzes häufig kein Durchkommen, berichtet Stöhr.

Ein weiteres Handicap auf dieser Strecke sei nicht nur Tempo 30 auf der Eichhornstraße, sondern die Fahrradstraße. Busse müssten hinter Radlern herfahren und dürften nicht überholen. Das koste Zeit. Zeit, die durch den Wegfall der Haltestelle am Hörnle eingespart werden könne. So gelänge es, den 20-Minuten-Takt aufrechterhalten zu können.

Eben diese Taktung war den Planern wichtig. Mit der Haltestelle Hörnle wäre lediglich ein Halbstunden-Takt möglich gewesen. Ralph Stöhr räumt zudem mit einem in Konstanz kursierenden Gerücht auf, indem er sagt: „Die Linie 5 fährt über den Hauptbahnhof.“

Bild 1: Neuer Busfahrplan sorgt für Kritik: „Wir fahren noch überall hin“, sagen die Stadtwerke
Bild: Müller, Cornelia

Halbstunden-Takt auf den Linien 3 und 12

Dass die Linien 3 und 12 künftig im Halbstunden-Takt über die Konzilstraße direkt den Bahnhof anfahren, empört viele Fahrgäste. „Das war durch die Vorgaben des Aufsichtsgremiums gesetzt“, so Stöhr. Hingegen bei der Linie 2 – sie sei mit etwa 6500 Fahrgästen pro Tag eine der stärksten Linien – bleibe der Viertelstunden-Takt erhalten.

Hingegen werde seitens der Bevölkerung moniert, die Linie 9 würde zu oft fahren. „Neiddiskussion“, wähnt Ralph Stöhr und erklärt: „Was viele ignorieren: Während des Semesters haben wir hier etwa 10.000 Leute am Tag.“

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Einschränkungen seien nicht verwerflich

Aktuell liege die Direktfahrquote bei 90 Prozent. Mit der neuen Linienführung und dem Fahrplanwechsel würde für manche Fahrgäste ein Umstieg auf eine andere Linie unausweichlich. „Umstieg ist wie ein rotes Tuch“, das sei das Grundproblem der aktuellen Diskussionen, findet Stöhr. Aber: „Wenn Finanzmittel knapp sind, dann muss man Abstriche machen. Wir hängen ja niemanden ab. Nur für einzelne Anwendungsfälle gibt es Einschränkungen. Das ist nicht verwerflich.“

Bahnhof wird wieder zur Drehscheibe

Der Vorteil sei, dass künftig fast alle Linien wieder direkt an den Bahnhof fahren würden. Für das Gros der Buslinien gilt: Sie fahren über die Konzilstraße zum Bahnhof und direkt über die Konzilstraße zurück. Dies komme der Fahrplansicherheit zugute.

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„Die große Unbekannte“ sei nämlich, dass man noch nicht abschätzen könne, „was das neue Verkehrsregime für die Bodanstraße bedeutet“, gibt Ralph Stöhr zu bedenken. Ab dem 12. Oktober ist der Bahnhofplatz zwischen Lago-Kreisel und Dammgasse eine Fußgängerzone, durch die lediglich Busse, Anwohner und Radler fahren dürfen.

Nicht kalkulierbar sei, wie sich dann die Verkehrssituation auf der Bodanstraße entwickelt. Sollte es zu Staus kommen, dann ist für die Busse „die Direktfahrt über die Konzilstraße nur förderlich“, so Stöhr, schließlich: „Unser Ziel ist Fahrplanstabilität.“