Es heißt ja nicht ohne Grund Omnibus. „Für alle da“, hießt es wörtlich aus dem Lateinischen übersetzt. Jede und jeder soll in das öffentliche Verkehrsmittel einsteigen können, die Transportwünsche aller soll es befriedigen. Tags und am besten auch die ganze Nacht hindurch. Barrierefrei und einfach in der Nutzung, mit kurzen Wartezeiten an den Haltestellen und sinnvollen Linienführungen. Und es soll niemand vom Busfahren ausgeschlossen werden, weil es zu teuer ist.
Der Busbetrieb ist am Scheideweg
Das sind ganz schön hohe Ansprüche, und nun steht der Busbetrieb an einem Scheideweg – und das nicht nur wegen der Ausgliederung in die Stadtwerke-Tochtergesellschaft Konstanz Mobil. Sondern vor allem, weil der öffentliche Nahverkehr als wesentliches Element in der Mobilitätswende gesehen wird, zu der uns nicht nur der Klimaschutz, sondern auch die zunehmende Enge in der Stadt zwingt.
Da wird schnell der Ruf nach mehr, schneller, komfortabler und günstiger laut. Und die Zahlen zeigen es ja auch: Mehr als 41.000 Fahrgäste werden jeden Werktag im Konstanzer Stadtbus gezählt. Selbst wenn man Hin- und Rückfahrten herausrechnet, wird deutlich: Den Roten Arnold zu nutzen, ist für einen großen Teil der Konstanzerinnen und Konstanzer gelebter Alltag.
Da liegt der Wunsch nahe, das Gute noch besser zu machen. Was für den Konstanzer Stadtbus hieße: engere Takte, mehr Fahrten bis spät in die Nacht und günstigere Fahrpreise. Solche Forderungen kommen regelmäßig – doch zuletzt war es eher so, dass das Busfahren teurer und umständlicher geworden ist, denn eine Einzelfahrt kostet inzwischen stattliche 3,10 Euro, und Linien wurden gekappt oder ausgedünnt.
Zugleich scheint das benachbarte Kreuzlingen vorzumachen, welche Wirkung eine Niedrigpreisoffensive entfalten kann. Braucht der Konstanzer Busbetrieb also einen Neustart?
Anspruch: Großstadt – Wirklichkeit: Mittelstadt
Dazu sei erst einmal daran erinnert, dass Konstanz keine Großstadt ist, die Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger aber sehr in diese Richtung gehen. Für eine Stadt mit 87.000 Einwohnern hat Konstanz ein dichtes Liniennetz und zumindest tagsüber auch eine enge Bus-Taktung. Auf manchen Linien gibt es alle 15 Minuten eine Abfahrt.
Und auf Strecken, die von mehreren Linien befahren werden, ist die Wartezeit oft noch kürzer. Das hat seinen Preis, zumal die hohen Tarifabschlüsse – sie seien allen, die die überaus verantwortungsvolle Aufgabe am Steuer eines Busses übernehmen, gegönnt – die Kosten weiter in die Höhe treiben.
Am Ende geht es um die Kosten – und die Frage, wer sie trägt
Das Wünschenswerte mit dem Machbaren in Einklang zu bringen, bleibt also für den Busbetrieb auch unter alten wie unter neuen Vorzeichen eine schwierige Aufgabe – und das umso mehr, als die Einnahmen schrumpfen, wenn immer mehr Menschen sich statt einer lokalen Monatskarte gleich das Deutschland-Ticket kaufen, von dem nur ein Bruchteil der Einnahmen in Konstanz landet. Trotzdem oder gerade deshalb lohnt sich jede Mühe, am Angebot weiter zu feilen. Damit möglichst alle Menschen in der Stadt merken, dass der Bus wirklich auch für sie da ist.