Es ist erst kurz nach 11¦Uhr, da ist der Konstanzer Stadtgarten schon voller Menschen, die an diesem Tag hier etwas unternehmen wollen. Erwachsene richten die letzten Gegenstände an ihrem Stand, ziehen noch eine Schraube an, legen Flugblätter aus. Und da bastelt sich‘s auch schon, sie, die Drei-, Fünf- oder Neunjährigen, um die es hier geht, füllen beim Konstanzer und Kreuzlinger Kinderfest die ersten Malblätter aus, kleben Korken zu einem Schiff oder versuchen, den Ball in der Torwand zu versenken.

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Ja, hier sind an diesem Samstag, der eigentlich verregnet und trüb sein sollte und sich nun doch für gut gelaunt sonnig entschieden hat, nur Profis am Werk. Zum Beispiel Rafael, fünf Jahre, der sich am Seeufer kundig macht, wie man mit einem Feuerwehrschlauch umgeht. Wasser mit einer Spritzpumpe in den See spritzen? Sinnlos? Auf keinen Fall!

Julian Kress ist seit fünf Jahren Mitglied der Jugendfeuerwehr. Hier zeigt er dem fünfjährigen Rafael, wie man eine Wasserspritze bedient.
Julian Kress ist seit fünf Jahren Mitglied der Jugendfeuerwehr. Hier zeigt er dem fünfjährigen Rafael, wie man eine Wasserspritze bedient. | Bild: Wagner, Claudia

Julian Kress, 15¦Jahre, zeigt Rafael, wie man die große Wasserspritze richtig hält. Seit fünf Jahren ist er bereits bei der Jugendfeuerwehr. „Wir lernen die Feuerwehrregeln kennen und technische Dinge. Im Sommer war ich im Feuerwehrcamp in Friedrichshafen“, sagt er. An Aktionen wie dem Kinderfest in Konstanz nehme er gern teil.

Die Prinzessin lächelt schüchtern

Etwas weiter entfernt vom Seeufer lässt sich Annelie, vier Jahre, für einen bevorstehenden Staatsakt einkleiden. Oder für ein vornehmes Diner? Wie auch immer, Susanne Drasche, heute Hofdame, sonst Mitarbeiterin des Napoleon-Museums auf dem Arenenberg (Thurgau) hilft der jungen Prinzessin in die vielen Lagen Stoff. Am liebsten würden Drasche und ihre Kolleginnen den jungen Adel, der sich hier tummelt, noch tiefer in die Kenntnisse des Kaiserreichs einführen. „Aber hier sind schon sehr kleine Kinder unterwegs“, schmunzelt die Hofdame. Ein schüchternes Lächeln der Prinzessin entschädigt. Und weiter geht es mit dem nächsten Krinolinenkleid im Stil des zweiten Kaiserreichs Napoleons III., dem aktuellen Modetrend.

Endlich am Ziel: Die tapferen Teilnehmer des Entenrennens werden am Ziel, am Ende des Inselgrabens, von den Mitgliedern des Lions Clubs ...
Endlich am Ziel: Die tapferen Teilnehmer des Entenrennens werden am Ziel, am Ende des Inselgrabens, von den Mitgliedern des Lions Clubs eingesammelt. | Bild: Wagner, Claudia

Auf der Stadtgartenwiese sind die sportlichen Talente gefragt. Die Hüpfburg taugt gerade zum Aufwärm-Training, während der PTSV Konstanz Ausdauer in Badminton und Tischtennis anbietet. Wenige Meter weiter tritt Melania (5) gegen ihre Mama Sandra Chernyavsk an der Basketball-Wand an – und gewinnt natürlich. Die siebenjährige Nora wiederum zeigt sich als Profi im Karate: unerschrocken im Gespräch wie in der Schlagkraft: locker nimmt sie es mit ihrem Trainer Tarek Amin auf.

Marie (10) und ihre Schwester Lisa (6) haben Spaß daran, Zebrakraut einzupflanzen.
Marie (10) und ihre Schwester Lisa (6) haben Spaß daran, Zebrakraut einzupflanzen. | Bild: Claiuia Wagner

In den zahlreichen Werkstuben wird währenddessen gestrichen, geklebt, geschnitten und gedruckt: Am Stand des Rosgartenmuseums bedrucken Emilia (5) und ihr dreijähriger Bruder Elias Stofftaschen. Der fünfjährige Nelio ist konzentriert dabei, ein historisches Mosaik herzustellen, seine Mutter Jeanne Jaksch hilft ihm dabei. Es ist mitnichten Nelios einzige handwerkliche Aktivität.

Aufmerksame Zuschauer und Zuhörer bei den Vorführungen des Kinderfests an der Konzertmuschel im Stadtgarten
Aufmerksame Zuschauer und Zuhörer bei den Vorführungen des Kinderfests an der Konzertmuschel im Stadtgarten | Bild: Wagner, Claudia

Ein Schiff aus Kork habe er gebastelt, auf das der junge Kapitän stolz sein kann: „Es ist schon selbst geschwommen.“ Marie (10) hat bei der Grünen Schule Mainau ein Zebrakraut eingepflanzt. Auch hier ist der Andrang groß. „Ich finde Pflanzen toll“, bestätigt Marie. Jedes Jahr nehme sie eine vom Kinderfest mit und pflege zu Hause ihre Sammlung.

Hunderte Zuschauer säumen den Gehweg entlang des Inselgrabens in der Nähe des Inselhotels. Durch den Graben schwimmen 7000 gelbe Enten ...
Hunderte Zuschauer säumen den Gehweg entlang des Inselgrabens in der Nähe des Inselhotels. Durch den Graben schwimmen 7000 gelbe Enten um die Wette. | Bild: Wagner, Claudia

Wenn Enten um die Wette rennen

Als Höhepunkt an diesem Festtag der Vielfalt steht am Nachmittag ein Wettbewerb an, an dem sich die Sportler und Handwerker passiv beteiligen können: das Entenrennen. 7000 vom Lions-Club gut trainierte Quietscheenten gehen am Inselgraben im Stadtgarten an den Start. An der Organisation beteiligt waren außerdem der Leo-Club und die Wirtschaftsjunioren Konstanz-Hegau. Der Zuspruch ist groß: Überall am Inselgraben stehen Erwachsene und Kinder, um zu beobachten, ob vielleicht die von ihnen finanzierte Sportler-Ente an der Spitze des Feldes liegt.

Endlich am Ziel: Die tapferen Teilnehmer des Entenrennens werden am Ziel, am Ende des Inselgrabens, von den Mitgliedern des Lions Clubs ...
Endlich am Ziel: Die tapferen Teilnehmer des Entenrennens werden am Ziel, am Ende des Inselgrabens, von den Mitgliedern des Lions Clubs eingesammelt. | Bild: Wagner, Claudia

Vor dem Start wird es noch einmal spannend: ein paar ganz schlaue Enten sind ausgebüxt, um sich einen besseren Platz zu sichern. Die Organisatoren sind erst einmal beschäftigt, die Flüchtigen wieder einzusammeln. Schließlich aber schwimmen sie alle, die ein oder andere keck voraus, viele im Hauptfeld – und schließlich etliche hinterher, die es wenig eilig hatten, ins Ziel zu kommen. Ulrich Seeberger, Präsident des Lions-Clubs, ist zufrieden mit dem Verlauf und der Beachtung, die das Rennen erfahren hat. Schließlich sei die Organisation nicht ohne Mühen gewesen: „Sogar eine wasserrechtliche Genehmigung mussten wir einholen“, erklärt er. Ein sportlicher Wettkampf muss eben fair und vor allem sicher organisiert sein, und so wird an der Ziellinie am Steigenberger Hotel jede einzelne Ente aus dem Wasser gefischt und sanft in die Obhut der Ententräger übergeben.

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Nach dem Rennen finden sich die drei bis etwa elfjährigen Protagonisten des Tages wieder an ihren Werkbänken und Sportstätten ein. Wieder wird gebastelt, gemalt, geplaudert und genascht (Muffins, Waffeln und Popcorn stehen hoch im Kurs). Dann, gegen 17¦Uhr, melden Eltern und andere Erwachsene Erschöpfung an: Abendessen, Bettzeit und weitere Ausflüchte, um das Fest zu verlassen und Stände abzubauen, werden vorgebracht. Der Spieltag ist vorbei, am Montag steht der Schulalltag bevor. Die meisten jungen Kreativen hätten noch eine Weile durchgehalten.