Ob Humboldt-Gymnasium, Schwimmklub Sparta oder DLRG: Sie alle können das Hallenbad am Seerhein weiterhin nutzen. Die Pläne für eine Schließung sind vom Tisch, das hat der Gemeinderat beschlossen. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die Bädergesellschaft das Defizit durch organisatorische Verbesserungen fast halbieren kann. Damit sind Unterricht und Training in stadtnaher Lage weiterhin möglich.
Zumindest vorerst – denn in der Politik gibt es nach wie vor Stimmen, die einen Parallelbetrieb von Schwaketen- und Hallenbad skeptisch sehen. Und in das Gebäude muss nach aktuellem Stand innerhalb der nächsten Jahre mehr als eine Million Euro investiert werden. Die Ratsdebatte vom Donnerstag, 25. September, lässt erwarten, dass dann das Thema erneut auf den Tisch kommen könnte.
Dass überhaupt erneut über eine Schließung diskutiert wurde, geht offenbar direkt auf Oberbürgermeister Uli Burchardt zurück. Nach eigener Darstellung war er es, der eine Überprüfung in Auftrag gegeben hatte. Das Ergebnis der von der Bädergesellschaft Konstanz (BGK) selbst durchgeführten Untersuchung ist, dass eine Schließung bei Betrachtung aller Folgekosten, wie Bustransfers von Schulklassen ins Schwaketenbad, Einsparungen von gerade einmal 9000 Euro im Jahr zur Folge hätte.
Einzelne Stadträte hegen an den Zahlen allerdings Zweifel. Susanne Heiß (Freie Wähler) sagte, die Zahlen seien „schön runtergerechnet“ worden. Auch in der CDU gibt es Zweifel, nachdem das Defizit der Konstanzer Bäder zuletzt auf über 8,5 Millionen Euro gestiegen ist. Und Burchardt selbst gab in der Abstimmung lediglich eine Enthaltung ab, votierte also nicht ausdrücklich für den Weiterbetrieb.
Laut dem Geschäftsführer der Bädergesellschaft Konstanz, Julian Meser, wurden 23.695 Eintritte im Jahr 2024 gezählt. 10.426 entfallen auf elf Schulen und die Universität sowie 13.269 auf Mitglieder aus fünf Schwimmvereinen. Der entstandene Verlust belief sich demnach auf rund 513.000 Euro – die nun aber stark sinken sollen. Die Untersuchung habe Wege aufgezeigt, den Verlustausgleich künftig auf rund 300.000 Euro zu senken und damit nahezu zu halbieren.
Das nannte Sozialbürgermeister Andreas Osner beachtlich und lobte, dass die Bädergesellschaft das in Eigenregie erarbeitet habe. Wie genau die BGK die hohe Summe von 213.000 Euro einspart beziehungsweise für was sie eigentlich zuvor ausgegeben wurde, blieb weitestgehend offen.
Das sagen die Bad-Befürworter
Im Gemeinderat hat das Bad nach wie vor starken Rückhalt, wie die Diskussion zeigte. Laut Samuel Hofer (FGL&Grüne) hätte es die Prüfung gar nicht gebraucht. Dass die Stadtspitze das Gutachten überhaupt in Auftrag gegeben habe, sei ein unnötiger Alleingang gewesen. Ähnlich sah es Moritz Schneider (Junges Forum).

Jan Welsch (SPD) betonte die Bedeutung des Bads nicht nur für den Schwimmunterricht, sondern auch für die Rettungsorganisationen. „Optimieren statt schließen“ sei genau der richtige Weg. Holger Reile (Linke Liste Konstanz) meinte, ausgerechnet beim Hallenbad mit dem Sparen zu beginnen, „wäre der falsche Weg“. Auch Achim Schächtle (FDP) meinte, „dass das Bad unverzichtbar ist, wenn wir das Schwimmenlernen unserer Kinder ernst nehmen“.
Das sind die eher kritischen Stimmen
Doch es gab auch andere Stimmen. So stellte Roger Tscheulin (CDU) das Bad zwar nicht kurzfristig infrage, warnte aber vor hohen Kosten für die anstehende Sanierung. Seine Fraktionskollegin Sabine Feist hielt eine alternative Nutzung des Gebäudes in Toplage am Seerhein zum Beispiel durch Gastronomie für durchaus möglich. Und Jürgen Faden (Freie Wähler) verwies darauf, dass „wir die Wasserflächen im Schwaketenbad massiv ausgeweitet haben“. Und warnte: „Wenn wir so weitermachen, werden wir unsere Finanzen nie in den Griff bekommen.“
Am Ende war das politische Meinungsbild aber doch eindeutig. 25 Stadträtinnen und Stadträte stimmten für den Weiterbetrieb, nur drei (Freie Wähler) dagegen. Elf enthielten sich, darunter die CDU-Fraktion und Oberbürgermeister Burchardt. Die Debatte mitverfolgt hatte neben anderen Zuhörern auch die Vorsitzende des Schwimmklub Sparta, Ursula Klaußner. Den Ratssaal verließ sie sichtlich erleichtert.