Nervosität und Anspannung sind allgegenwärtig im Kreuzlinger Rathaus. Bei den Freunden der Bodensee-Arena pochen die Herzen, als Stadtpräsident Thomas Niederberger zur Verkündung des Abstimmungsresultats schreitet. Und als er mitteilt, dass über 71 Prozent der Kreuzlinger Stimmberechtigten Ja zum 26-Millionen-Franken-Kredit gesagt haben, brechen sich die Emotionen ihren Bann.

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Dem Stadtpräsidenten versagt gar kurz die Stimme vor Freude. Barbara Hummel, die gute Seele der Arena, fällt ihm sogleich um den Hals. Der Applaus und die Erleichterung bei den Anwesenden ist riesig. Vor Ort ist am Sonntag auch der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt. Auf seinen Kanälen in den sozialen Netzwerken gratuliert er dem Stadtpräsidenten und betont, dass die Entscheidung auch für Konstanz eine gute Nachricht sei.

Dass die Chancen gut stehen, dass die traditionsreiche Eis- und Eventhalle auf Klein Venedig eine Zukunft erhält, war zwar vorher klar. Nur ganz spärlich hatten sich Gegner im Abstimmungskampf zu Wort gemeldet. Doch angesichts der riesigen Bedeutung des Projekts für viele in der Stadt blieb die quälende Ungewissheit, ob nicht doch eine schweigende Mehrheit dem teuren Eissport in Kreuzlingen den Garaus machen könnte. Aber 3152 Kreuzlingerinnen und Kreuzlinger wollen, dass die Bodensee-Arena weiterexistieren kann. Nur 1267 Personen sagen Nein. Bei einer außergewöhnlich hohen Stimmbeteiligung von 54 Prozent ist das ein Ergebnis, das in seiner Deutlichkeit seinesgleichen sucht.

Es profitieren alle in der Stadt

Thomas Dufner, Präsident des sehr engagierten Pro-Komitees, freut sich. „Ein unglaubliches Ergebnis. Es zeigt den Stellenwert, welchen die Bodensee-Arena in Kreuzlingen und in der Gesellschaft genießt. Unsere Arbeit hat sich gelohnt.“ Er betont auch, dass das Sanierungsprojekt wirklich nötig sei und keineswegs unnötigen Luxus darstelle.

In der Mitteilung des Pro-Komitees „Üsi Arena!“ heißt es am Sonntag: „Das Votum ist ein klares Signal: Die Bevölkerung steht hinter einer modernen Arena als Sportzentrum, Treffpunkt und Veranstaltungsort. Ein wichtiger Standortfaktor für Kreuzlingen und die Region ist langfristig gesichert.“ Der Entscheid ermögliche es, die Bodensee-Arena technisch auf den neuesten Stand zu bringen, die Energieeffizienz zu verbessern und die Nutzungsmöglichkeiten breiter auszubauen. „Davon profitieren Jung und Alt, Gewerbe, Sport, Tourismus, Veranstaltungen und Kultur – alle in der Stadt.“

Für Matthias Mölleney, seit 20 Jahren Verwaltungsratspräsident der Bodensee-Arena AG, ist das Ergebnis gar „sensationell. Das hätte ich nie gedacht.“ Für ihn läutet die Erneuerung der Arena auch den Abschied ein. In der künftigen Betriebs-AG wird die Stadt den Vorsitz haben. „Ein runder Abschluss für mich“, sagt Mölleney. Auf eine rosige Zukunft darf mit der anstehenden Sanierung der Bodensee-Arena nun auch der Eishockeyclub Kreuzlingen-Konstanz zählen. Vizepräsident Stefan Mühlethaler spricht von einer riesigen Erleichterung. Das Aus für die Eishalle wäre für den gerade im Nachwuchsbereich prosperierenden Verein eine existenzielle Bedrohung gewesen.

2027 geht es außen los

Nico Seiler, Geschäftsführer der Bodensee-Arena, hat gar einen „Kloß im Hals“, als er sich am Sonntagvormittag noch vor Augen führt, dass heute über die Zukunft entschieden wird. Doch es wird bekanntlich alles gut. „Die Arbeit geht jetzt erst richtig los“, sagen Seiler und Ruedi Wolfender Projektverantwortlicher bei der Stadt, nach der Ergebnisverkündung unisono. Im Frühling 2027 will man mit dem Ausbau des Außeneisfeldes zur Halle beginnen, 2028 folgt dann die Sanierung des Hauptgebäudes. Ziel ist, dass es während der Umbauphase immer mindestens ein nutzbares Eisfeld gibt.

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Die Betriebsbewilligung für die Bodensee-Arena, die seit einigen Jahren aus Brandschutzgründen nur noch von 300 Personen betreten werden darf – Plätz wäre für 4300 –, wird somit Ende der Saison nicht erlöschen. Zusätzlich verbucht Stadtpräsident Thomas Niederberger – gemeinsam mit dem Stadtrat – am Sonntag auch einen politischen Erfolg: Die Großprojekte Kulturzentrum, Neubau Energie Kreuzlingen und Bodensee-Arena hat die Stadtregierung nun unter Dach und Fach. Zum vollständigen Glück fehlt nur noch das neue Stadthaus, über welches der Souverän im kommenden Sommer abstimmen wird.

Urs Brüschweiler ist Reporter unserer Partnerzeitung ‚Thurgauer Zeitung‘, in der dieser Artikel zuerst erschien.