Eine Mischung aus Sportanlage, Waldbühne und Freizeitgelände sollte es werden, denn Fußballspiele oder Leichtathletik-Wettkämpfe mit zehntausenden Zuschauern wird es in Konstanz wohl nie wieder geben. Das war die Idee für das in die Jahre gekommene Bodensee-Stadion. Die Arena mit Premium-Lage fast direkt am See als „multifunktionale Freizeitstätte“ umzubauen, das hatte Uli Burchardt ins Gespräch gebracht, als er sich 2020 um seine Wiederwahl als Oberbürgermeister bemühte. Doch daraus wird in absehbarer Zeit nichts.
OB Burchardt: „Das bekommen wir im Moment nicht gehoben“
Burchardt wurde wiedergewählt, aber welche Herausforderungen auf die Stadt zukommen würden, war vor fünf Jahren kaum abzusehen. Nun hat er das Projekt offiziell beerdigt. „Ich muss mich verabschieden von einem Thema, das mir persönlich wichtig war“, sagte er dazu jüngst im Gemeinderat und erinnerte dabei auch an seine Aussagen im Wahlkampf. Doch nun zeige sich: „Das bekommen wir im Moment nicht gehoben“. Weder das Geld noch die Kapazitäten in der Verwaltung für ein solches Multi-Millionen-Projekt sind demnach vorhanden.

Für Xhavit Hyseni, einen der Veranstalter des Campus-Festivals, ist die jüngste Entwicklung bei allem Verständnis für die Finanznöte der Stadt bedauerlich. „Wir waren optimistisch, dass die Stadt wenigstens schrittweise etwas macht“, sagte er auf Anfrage. Insbesondere eine leistungsfähige Stromversorgung wäre für Konzerte und Festivals aus einer Sicht unerlässlich. Wenn für jedes Großereignis eigene Generatoren aufgestellt werden müssten, bedeute das hohe Kosten. „So, wie es jetzt ist, werden die Produktionen im Stadion langsam zu teuer.“
Das Campus-Festival wird am 30. und 31. Mai aber auf jeden Fall stattfinden – der Vorverkauf laufe sehr gut, so Hyseni. Ob es 2025 weitere Konzerte im Bodensee-Stadion gibt, stehe noch nicht fest. Die 700.000 Euro teure Ertüchtigung im Jahr 2023/2024 habe immerhin die Unsicherheit genommen. Das Thema Fluchtwege sei nun geklärt, und „wir sind dankbar, dass wir im Bodensee-Stadion überhauto etwas veranstalten dürfen“, so der Konstanzer Unternehmer.

Für Großveranstaltungen ist ein Sicherheitskonzept nötig
Damit bleibt es im Stadion am aktuellen Status. Das bedeutet, dass es für Veranstaltungen mit bis zu 12.500 Besuchern ertüchtigt ist – unter anderem durch einen neuen, breiten und barrierefreien Zugang vom Hörnle-Parkplatz her, neuen Geländern an den Fluchtwegen sowie weiteren Brandschutzmaßnahmen. Wenn Veranstalter noch mehr Menschen ins Stadion lassen wollen – beim Campus-Festival sind es bis zu 25.000 – müssen sie vorübergehend weitere Sicherheitstechnik nachrüsten, unter anderem im Bereich Strom- und Löschwasserversorgung.

Erste Reaktionen zeigen, dass der Gemeinderat diesen Schritt mitträgt und das Projekt eines weiteren Um- oder Ausbaus nicht von der Politik doch noch in die eben begonnenen Haushaltsberatungen getragen wird. Auch das zuständige Amt für Bildung und Sport äußert sich in einer Vorlage an den Gemeinderat sehr deutlich: „In Anbetracht der fehlenden finanziellen und personellen Ressourcen muss die Verwaltung feststellen, dass eine Umsetzung der weitergehenden Entwicklung des Bodensee-Stadions auf absehbare Zeit nicht möglich sein wird.“
Was am Hörnle tatsächlich entstehen sollte, war ohnehin noch weitgehend unklar. Dazu bemerkt die Verwaltung im Vorgriff auf die gemeinsame Sitzung von Bildungsausschuss und Sportausschuss am Mittwoch, 8. Januar (ab 17 Uhr, Ratssaal, öffentlich), es sei immer auch um eine Gesamtplanung für das Areal Bodensee-Stadion/Horn inklusive Parken und Verlagerung des Tennisclubs gegangen. Doch, so heißt es wörtlich, „auch dem Gemeinderat ist es zuletzt schwergefallen, dazu ein einheitliches Zielverständnis zu formulieren.“

Vereine und Schulen können Stadion wie gewohnt nutzen
Für die Sportvereine, Schulen, aber auch die Konzertveranstalter und Festival-Besucher heißt dies, dass alles beim Alten bleibt, aber eine neuerliche Schließung des Stadions – wie zur allgemeinen Überraschung aus Brandschutzgründen direkt nach dem Campus-Festival 2023 verfügt – nicht zu erwarten ist. Allerdings muss für große Konzerte der Boden aufwendig abgedeckt werden, weil bespielbarer Rasen und Tartanbahn in Wettkampfqualität auch künftig benötigt werden.
Der Betrieb des Bodensee-Stadions werde „auf Grundlage des bisherigen Nutzungskonzepts fortgeführt. Die Anlage wird somit weiterhin dem Schul- und Vereinssport zur Verfügung stehen“, führt die Stadtverwaltung dazu aus. Darüber hinaus könne „das Stadion an einer begrenzten Zahl von Veranstaltungstagen pro Jahr für Großkonzerte zu den bisherigen Konditionen angemietet werden.“
Ausbau von Sportplatz am Schwaketenbad erst mal vom Tisch
Die neue Lage wirkt sich dabei aber auch an anderer Stelle aus: Die lange geplante Erweiterung der Sportanlage am Schwaketenbad ist aus Sicht der Verwaltung nun nicht mehr erforderlich. Denn Sportwettkämpfe müssten nun nicht aus dem Stadion wegverlagert werden, da es seine volle bisherige Funktion behält. Nicht betroffen ist dagegen die bereits beschlossene Sanierung der ebenfalls städtischen Anlagen am Schänzle – diese soll wie geplant zum Landesturnfest 2026 abgeschlossen sein.