Rund 200 Hockey-Kinder, Eiskunstläuferinnen und Hobby-Hockeyspieler haben den Kreuzlinger Stadträten am Rathaus einen Empfang bereitet, den sie so wohl noch nie erlebt haben. Am Donnerstag, 8. Mai, stand die Zukunft der Bodensee-Arena auf der Tagesordnung der Sitzung: Abriss oder eine 26 Millionen-teuere Sanierung stehen zur Auswahl für die Bürgervertreter.
„Es geht für uns um alles oder nichts“, sagt Monika Leuenberger, ehemalige Rekord-Nationalspielerin und heute Nachwuchschefin beim Eishockeyclub Kreuzlingen-Konstanz. „Wir wollen heute ein Zeichen setzen.“ Ohne Eisflächen gebe es kein Eishockey mehr in Kreuzlingen.
150 Nachwuchsspieler im engagierten und aufstrebenden Verein müssten sich ein anderes Hobby suchen, wenn die Arena nicht mehr zur Verfügung stehe. Man laufe damit Gefahr, sie an die digitalen Medien zu verlieren, so Leuenberger. „Die Bodensee-Arena ist unser Heimatort, aber sie ist mit den Jahren an die Grenzen gekommen.“ Die Situation, etwa mit den feuchten Garderoben in Containern, sei derzeit prekär.
In der Ratsdebatte geht es später leiser, aber durchaus emotional zur Sache. Christian Brändli (FDP), Sprecher der beiden vorberatenden Kommissionen, stellt die Ausgangslage klar: „Ohne Sanierung wird die Gebäudeversicherung keine Betriebsbewilligung mehr erteilen.“ Es wäre also das Ende für die größte Sport- und Eventlocation im Kanton Thurgau. Bereits heute werden nur fünf Großveranstaltungen jährlich erlaubt in der Halle, notabene alles über 300 Personen nur mit einer Sondergenehmigung.
Wichtiger Gebäudekomplex für Bürger und Touristen
Doch die Parteien und Fraktionen sind sich alle mehrheitlich der Bedeutung des Gebäudekomplexes mit zwei Eisfeldern, Restaurant und Hotel bewusst. Für Sport, Wirtschaft und Gesellschaft und den Tourismus sei die Bodensee-Arena ein enorm wichtiger Faktor, ist man sich im Gremium einig.
Kathrin Wittgen (SP) ist eine der wenigen, die zu einem anderen Schluss gelangen. Die energietechnische Aufwertung zum Kraftwerk, welche die Arena fossilfrei macht und den Verbrauch fast halbiert, findet sie zwar positiv. „Besser geht‘s nicht, meint man, aber das gilt nur, wenn man weiter Eis macht.“ An anderer Stelle rufe die Stadt dazu auf, nicht unnötig Energie zu verbrauchen und die Lichter zu löschen. „Dann darf man ja auch diskutieren, ob man über eine Million Kilowattstunden pro Jahr verbrauchen soll.“
Doch kurz nach 21 Uhr kann FDP-Gemeinderätin Ana Brändli den vielen Demonstranten per Whatsapp die frohe Nachricht kundtun. Der Gemeinderat sagt mit 31 zu 5 Stimmen bei zwei Enthaltungen deutlich Ja zur Sanierung der Bodensee-Arena. Am 28. September entscheiden die Kreuzlinger Stimmberechtigten über die Vorlage.
Urs Brüschweiler ist Reporter bei der „Thurgauer Zeitung“, unserer Partnerzeitung.