Die Zinsendorfschulen in Königsfeld trauern um Hans-Jürgen Kunick, der im 98. Lebensjahr verstorben ist. Der am 11. Juli 1927 in Herrnhut geborene langjährige Leiter der allgemeinbildenden Zinzendorfschulen prägte das Schulwerk über mehr als drei Jahrzehnte hinweg in besonderer Weise, heißt es in einer Mitteilung.
Nach seinem Studium in Leipzig, Mainz und Freiburg begann er 1956 im Alter von 29 Jahren seinen Dienst in Königsfeld als Lehrer für Latein und Griechisch und war die ersten drei Jahre lang zugleich engagierter Erzieher im Internat Haus Spangenberg.
1967 übernahm er die Schulleitung, die er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Sommer 1990 „mit Umsicht, Klarheit und Herz ausfüllte“, wie die Zinsendorfschulen in ihrem Nachruf feststellen.
Brückenbauer in den 60er-Jahren
Seine Amtszeit als Schulleiter fiel in bewegte Jahre: Die späten 1960er-Jahre mit ihrer kulturrevolutionären Kraft und dem Aufbrechen alter Autoritäten forderten auch die Schulen. Hans-Jürgen Kunick begegnete dieser Zeit nicht mit Abwehr, sondern mit Neugier und Offenheit. „Er sah in der politisch engagierten und kritischen Schülerschaft eine Chance – und verstand es, Spannungen nicht nur zu ertragen, sondern aktiv zu gestalten und abzumildern“, heißt es im Nachruf der Zinzendorfschule.
Seine Kollegen erinnern sich an ihn als jemanden, der nie Chef war, sondern mit natürlicher Autorität und menschlicher Wärme wirkte. Für ihn war die an der Schule übliche Anrede „Bruder“ kein Titel, der zur Arbeit gehörte, sondern ein Ausdruck seiner Haltung.
Empathischer Lehrer
Seine Schüler erlebten Kunick als charismatischen, empathischen Lehrer, der niemanden aufgab. Seine Naturverbundenheit, sein feiner Humor und sein bis zuletzt waches politisches Interesse machten ihn zu einer Persönlichkeit. Die Trauerfeier ist am 23. Mai um 14 Uhr im Kirchensaal der Brüdergemeine, berichten die Schulen.