19.26 Uhr in der alten Hebelschule. Cornelia Claßen zieht die Sicherheitsweste an. „Wenn es Probleme gibt, bleiben sie im Hintergrund“, mahnt die Leiterin des Ordnungsamtes den Pressevertreter. Probleme gab es beim jüngsten Abendrundgang des Gemeindevollzugsdienstes keine, dafür viele Stationen in der Stadt und in den Ortsteilen, die kontrolliert wurden.
„Es ist schön, dass ihr hier herumlauft“, freute sich eine Passantin in der Innenstadt. Präsenz zeigen – ganz nach dem Wunsch des Gemeinderates – und damit vor allem jugendlichen Nachtschwärmern den Aufenthalt in den dunklen Ecken der Stadt ungemütlich machen, ist eine von vielen Aufgaben der städtischen Ordnungshüter.
Auch Sascha Colombo und Simon Richers sind gut gerüstet. Seit vor einem Jahr beim Nachtumzug am Rosenmontag mehrere Gemeindevollzugsbeamte bei einer Jugendschutzkontrolle bedroht und verletzt wurden, gehört auch für sie die Sicherheitsweste zur Grundausrüstung. Das Funkgerät wird getestet, die Verbindung steht, die abendliche Streife durch die Stadt kann starten.
Müll weiterhin ein Problem
Zuerst geht es in die Außenbereiche und Ortsteile. Am Skaterplatz in Gündenhausen, sonst ein beliebter Treffpunkt, herrscht Ruhe. Es gibt keine Arbeit für die Ordnungshüter. Nur eine eifrige Flaschensammlerin freut sich über das Pfandgut auf den Bänken und im Mülleimer. Cornelia Claßen erklärt, dass der Müll, der an den verschiedenen Treffpunkten liegen bleibt, nach wie vor ein Problem ist. „Es hängt keine Absenderadresse dran, daher können wir nicht nachweisen, wer den Müll verursacht hat“, sagt Sascha Colombo.

Generell werden die Spielplätze in der Stadt immer wieder kontrolliert, da sie Kindern bis zum Alter von 14¦Jahren vorbehalten sind. Werden dort am Abend Jugendliche angetroffen, werden sie freundlich darauf hingewiesen, dass sie hier nichts zu suchen haben. Wenn dann noch unter 18-Jährige eine brennende Zigarette in der Hand haben oder neben 15-Jährigen eine Bierbüchse oder ein anderer Alkoholmix stehen, wird eine Personenkontrolle fällig und die Ermahnungen sind dann nicht mehr so unverbindlich.
Immer wieder gibt es Zwischenstopps
In Langenau übt sich nur ein einsamer Sportler auf dem Parcours gegenüber der Schule. Auf dem etwas abgeschiedenen Spielplatz in Enkenstein genießt ein junger Mann am kühler werdenden Abend die Musik im Ohr. Zurück in der Stadt geht es zum Grillplatz an der Wiese beim Bremt. Nach dem Regen am Nachmittag gibt es hier kein abendliches Grillfest, nur etwas Müll zeugt davon, dass dieser Platz gerne und häufig genutzt wird.
Auf dem Weg dorthin gibt es, wie auch beim übrigen Rundgang in der Stadt, für die Vollzugsbeamten immer wieder Zwischenstopps. Motorräder, die einfach am Straßenrand abgestellt werden, Autos, die außerhalb der markierten Flächen oder sogar auf dem Gehweg geparkt sind, werden fotografiert und die Halter bekommen einen Brief von der Bußgeldstelle.

Ruhe herrscht auch an den übrigen Plätzen an der Wiese, die gerne für lauschige Abendbegegnungen genutzt werden. Nur am Ufer unterhalb des Kraftwerkes Fahrnau treffen die Kontrolleure eine Gruppe schon etwas älterer Mitbürger, die sich hier am offenen Feuer ein Würstchen gegrillt haben. Sie werden darauf hingewiesen, dass Feuer im sogenannten Gewässerrandstreifen grundsätzlich verboten ist. Dass dies nicht jedem Besucher an der Wiese bewusst ist, zeigen die diversen steinumrandeten Feuerstellen.
Auf dem Parkplatz hinter dem Spielplatz am Schlattholz wird eine Frau mit Campingbus darauf hingewiesen, dass Übernachten auf öffentlichen Plätzen nur zur „Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“ erlaubt ist. Und Simon Richers berichtet davon, dass für ihn rücksichtslose Autofahrer, die die Behinderten-Parkplätze am Schwimmbad belegen und wenig einsichtig sind, ebenso ein Ärgernis sind, wie andere Autofahrer, die ihr Blech einfach auf dem Rasen abstellen. Auch ein Wohnwagen auf dem Parkstreifen vor der Roggenbach-Halle steht im Fokus der Kontrolleure, die vermuten, dass dieser auch als Ersatzwohnung dient.
Mehr Licht könnte helfen
Zurück in der Stadt wird zu Fuß Präsenz gezeigt und auch hier der eine oder andere Parksünder registriert und fotografiert. Auch für die Motorroller hinter der alten Kirche St.¦Michael oder neben dem Brunnen am Marktplatz gibt es Knöllchen. Zwischen Gemeindehaus und evangelischer Kirche sitzt eine Gruppe Jugendlicher, die über die Aufforderung, sich auszuweisen und den Platz zu verlassen, wenig begeistert sind. Einer verlässt lautstark krakeelend den Platz und fordert, während er die Mitarbeiter des Ordnungsamtes mit dem Handy filmt, seine Kumpel zum Abhauen auf. „Den werden wir an anderer Stelle wieder treffen“, weiß Cornelia Claßen aus ihrer Erfahrung. Sie meint aber auch, dass viele Probleme an diesem dunklen Platz vermieden würden, wenn sich die evangelische Gemeinde dazu entschließen könnte, hier eine Beleuchtung zu montieren.
Auch der Stadtpark liegt inzwischen im Dunklen, die Dosen neben zwei Jugendlichen enthalten offensichtlich keinen Alkohol und die Elektro-Roller dürfen sie ihrem Alter entsprechend auch benutzen. Das Trio hat noch weitere Punkte auf dem Plan, allerdings könnten derartige abendliche Rundgänge nicht regelmäßig vorgenommen werden. „Bei nur vier Mitarbeitern im Vollzugsdienst und der Teamleiterin sind unsere Möglichkeiten dafür eingeschränkt“, sagt Cornelia Claßen.
Die Liste der Aufgaben ist lang
Der Gemeinderat hat zwar eine fünfte Stelle im Vollzugsdienst genehmigt, die allerdings noch nicht besetzt ist. Zudem soll sich der neue Mitarbeiter ausschließlich um die Geschwindigkeitsmessungen in der Stadt kümmern. Der Katalog der Aufgaben, die Claßen und ihre Mitarbeiter erledigen müssen, ist lang. Das Ordnungsamt kümmert sich nicht nur um Falschparker oder Jugendliche in schlecht beleuchteten Ecken der Stadt. Die Kontrolle der Märkte gehört ebenso dazu, wie die Bearbeitung von Beschwerden über Lärmbelästigung.
Auch Kampfhunde oder deren Halter, die mit ihren Hunden nicht zurechtkommen und damit eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen, beschäftigen die Ordnungswächter. Die Einhaltung von Vorschriften in Gaststätten und Gewerbe wird überwacht, Verstöße gegen das Sonn- und Feiertagsgesetz geahndet, Veranstaltungen kontrolliert, der Vollzug von Vorschriften zum Schutz der Gewässer und des Brandschutzes durchgesetzt und vieles mehr.
Der Gemeindevollzugsdienst arbeitet eng mit der Polizei zusammen und hat dabei auch weitreichende Befugnisse. Damit dies besser sichtbar wird und kein junger Mann, wie bei der Kontrolle an der evangelischen Kirche, über den Platz schreien kann, „ihr habt kein Recht dazu“, soll sich nach dem Wunsch von Cornelia Claßen auch im Erscheinungsbild etwas ändern. Die Uniform zeigt zwar, dass ihre Träger polizeiliche Befugnisse haben. Künftig soll statt dem Schriftzug „Ordnungsamt“ oder „Vollzugsdienst“ auf dem Rücken die Bezeichnung „Polizei-Behörde“ stehen.