Schopfheim Bereits am Montag begann die spektakuläre Bodenverbesserungsaktion, bei der ein Helikopter im Zwei-Minuten-Takt kübelweise ein Kalk-Holzasche-Gemisch ausbringt. Begonnen wurde die Maßnahme am Langenfirst. Am Dienstag war das Fluggerät von der Schopfheimer Innenstadt aus besonders gut zu sehen. Am Mittwoch drehte der Heli seine Runden auf der westlichen Seite des Entegasts.

Forstbezirksleiter Bernhard Schirmer erläutert, dass im Wesentlichen noch immer die Altlasten der Übersäuerung durch industriellen Schwefeldioxid-Eintrag bis in die 1980er-Jahre bekämpft werden. Schirmer spricht von einer Erbschuld. Sobald der pH-Wert unter 4,2 sinkt, ist eine Kalkung vonnöten. Während in anderen Regionen entsprechende Gegenmaßnahmen bereits mehrfach vorgenommen wurden, ist die Aktion am Entegast eine Premiere. „Binnen drei Wochen werden 360¦Hektar Wald in Schopfheim gekalkt“, erläutert Schirmer. In der kommenden Woche ist Gersbach an der Reihe.

Das feine Dolomit-Holzasche-Gemisch stammt aus einem Steinbruch im Nordschwarzwald. Von dort wurden fast 1500¦Tonnen Material in 75 Lastwagen-Fuhren heran gekarrt. Die beste Ausbringung des Materials erfolge mittels Helikopter, weil gezielt sensible Bereiche an Bächen und in Naturschutzzonen von der Kalkung ausgespart bleiben können. „Pro Hektar werden etwa vier Tonnen Material ausgebracht“, erklärt der Forstbezirksleiter. Darin auch Kalzium, Magnesium sowie Phosphor und Kalium. Schirmer: „Boden-Organismen profitieren von der Kalkung, denn die Säure wirkt giftig.“ Der Vorteil: In einem gesunden Waldboden können die Bäume tiefer wurzeln, was ihre Widerstandsfähigkeit in trocken-heißen Sommern erhöht. Die Kosten der Kalkung belaufen sich auf 550¦Euro netto je Hektar, die EU übernimmt 90¦Prozent davon. Die Gesamtkosten beziffert Schirmer auf 180.000¦Euro. Die Maßnahme rechne sich auch finanziell. Weil das Trinkwasser aus dem Wald stamme, müsse letztlich weniger für die Gewinnung des Wassers aufgewendet werden.

Die Bedingungen sind aktuell nahezu ideal für den Helikopter-Piloten. Wenig Wind, kein Regen – das ist in diesem Fall von Vorteil. Streifen für Streifen fliegt er GPS-gesteuert das Plangebiet ab. Etwa alle zwei Minuten schwebt das Fluggerät über dem Lagerplatz, wo ein Radlagerfahrer in Sekundenschnelle knapp eine Tonne Material in den Kübel unter dem Heli kippt.

Auch wenn das Material ungefährlich ist, sind überflogene Bereiche aus Sicherheitsgründen für Waldbesucher gesperrt. Der Heli-Einsatz sei für die Waldbewohner ziemlich stressfrei, hieß es. Der Dinkelberg braucht aufgrund seiner kalkhaltigen Bodenbeschaffenheit keine Bearbeitung. Nach Gersbach sind weitere 360¦Hektar Wald in Zell, Wieden und Utzenfeld an der Reihe.