Unsere Berichterstattung über das Schicksal von Saikou Faye aus Gambia hat hunderttausende Leserinnen und Leser erreicht. Was dem Mann aus Bad Säckingen widerfahren ist, lässt die Menschen in der Region und weit darüber hinaus nicht kalt. Er wurde direkt vom Arbeitsplatz weg, trotz festem Job, Einkommen und Wohnung abgeschoben. Binnen kürzester Zeit musste er Deutschland verlassen und nach Gambia zurückkehren. Dort sitzt er nun und hofft darauf, in Deutschland noch eine zweite Chance zu bekommen.
Fast 170.000-mal aufgerufen
Unser erster Artikel über Saikou Faye wurde im Internet fast 170.000-mal aufgerufen. Viele haben sich auch die Zeit genommen, darauf zu antworten und ihre Sicht auf den Fall darzulegen. Unverständnis über das staatliche Vorgehen und Mitgefühl mit dem Abgeschobenen kommt in den meisten der Leserzuschriften zum Ausdruck. Teils wird auch der Vorwurf laut, Rassismus gerade gegenüber schwarzen Menschen sei ein Motiv für die Abschiebung. Ein weiterer Verdacht: Dass gerade die gut integrierten Einwanderer abgeschoben würden, weil diese vergleichsweise leicht zu fassen sind. So könne der Staat dem öffentlichen Druck nach Abschiebungen entsprechen und „Zahlen vorweisen“.
Siegfried Radu aus Markdorf findet: „Wieder ein Beispiel für Bürokratie ohne Nachdenken. Gibt es einen Anwalt, der sich hier Lorbeeren verdienen will? Bei allem Verständnis für die Überlastung durch Migration: Warum werden Exempel an den Falschen statuiert?“
Ingrid Schöner aus dem Saarland meint: „Ich finde es nicht in Ordnung, dass Personen, die schon längere Zeit einem Job nachgehen und sich nichts zuschulden kommen ließen, plötzlich abgeschoben werden. Sollen sich lieber mal um unsere Faulenzer kümmern.“
Nun ja, dem deutschen Staat nach hat sich Faye etwas „zu schulden kommen“ lassen. Er wurde 2019, als er wohl noch in einer Container-Unterkunft für Geflüchtete lebte, vom Amtsgericht Bad Säckingen wegen eines Drogendelikts zu einer Geldstrafe verurteilt. Faye aber bestreitet die Vorwürfe. Die aufgefundenen Drogen hätten nicht ihm gehört. Dennoch habe er die Geldstrafe akzeptiert und sie beglichen.
So oder so: Faye hatte bei seinem Arbeitgeber, der Firma Maier Haushaltspflege GmbH, einen festen und unbefristeten Arbeitsvertrag. Er war bei seinem Chef hoch angesehen und dieser lobte den Fleiß des Mitarbeiters.
Weitere, ähnlich gelagerte Beispiele aus der Region, kennt Walter Rihm aus Konstanz. Er schreibt: „Auch in Konstanz gab es zwei mir bekannte Fälle, bei denen beliebte, fleißige und bestens integrierte Migranten abgeschoben worden sind.“ Und das trotz der Tatsache, dass die jeweiligen Arbeitgeber dagegen interveniert hätten. Eine dieser Arbeitgeber sei Manfred Hölzl gewesen, der frühere Wirt der Konzils-Gaststätte, wo einer der beiden Abgeschobenen als Koch in Ausbildung angestellt gewesen sei. „Die Entscheidungen des Regierungspräsidiums fallen am Schreibtisch, die Einwände der Arbeitgeber finden keinerlei Berücksichtigung“, findet Rihm.
Zuschrift auch aus den Niederlanden
Die beiden über Faye im SÜDKURIER erschienenen Berichte wurden sogar in den Niederlanden gelesen und auch kommentiert – von Christa Webers. Sie schreibt: „Was für eine Sauerei. Man sollte doch die Politiker in eine Maschine setzen, Kriegsgebiet oder nicht. Raus aus dem Flieger und allein lassen. Möchte wissen, wie die sich fühlen. Bitte alles unternehmen, dass der junge Mann zurückkann.“

Aber es gab auch Reaktionen auf die Berichte mit einem anderen Tenor, allerdings nur vereinzelt. Sie sind von Lesern verfasst, die ihre Zustimmung zum staatlichen Handeln im Falle von Saikou Faye aus Gambia zum Ausdruck bringen. Recherchen der Redaktion zufolge sind sie aber zum Teil unter falschem Namen verfasst, angeblich zum eigenen Schutz und um aus der Zuschrift keine persönlichen Schäden davonzutragen. Faye sei „illegal“ nach Deutschland eingereist und da könne der Staat „doch nicht tatenlos“ bleiben, schreibt einer.
Dass Saikou Faye nun wieder in Gambia lebt, findet der Verfasser einer weiteren Zuschrift gut. Habe er doch jetzt Gelegenheit, sein „heruntergekommenes Heimatland“ mitaufzubauen. Für seinen Job in Deutschland stünden „fünf Millionen Bürgergeld-Empfänger und 3,5 Millionen Arbeitslose zur Verfügung“.