Inmitten der Kaiserstraße – genau genommen die Hausnummer 13, neben der Löwen-Apotheke – wird im November ein Life-Coach ein Geschäft eröffnen. Für vier Wochen. Im Dezember wird eine sogenannte „Home-Stagerin“ den Laden übernehmen. Auch nur für einen Monat.
Die darauffolgenden Mieter werden ebenfalls maximal für einen Monat bleiben – das ist kein Fehler, sondern bewusst so gewollt. Das ist das Konzept eines Pop-up-Stores, ein Modell, das in der Waldshuter Innenstadt für die Dauer eines Jahres ausprobiert werden soll. Das City-Management hat das Konzept dem Gemeinderat vorgestellt und dieser hat dem einstimmig zugestimmt.
Gründer motivieren und den Leerstand bekämpfen
„Ich glaube, das kann richtig cool aussehen“, sagt die City-Managerin der Doppelstadt Monika Studinger als sie das Konzept vorstellt.

Der Pop-up-Store – ein „Geschäft auf Zeit“ – verfolgt zwei zentrale Ziele, erklärt sie. Diese seien zum einen die Förderung von Gründungen, denn der Pop-up-Store soll einen Raum bieten, in dem Geschäftskonzepte in der Praxis getestet werden können. So können Gründer ihre Geschäftsidee realitätsnah und zu kalkulierbaren Kosten erproben, heißt es im Antrag an den Gemeinderat.

Zum anderen soll das Konzept auch die Innenstadt mehr beleben, da die temporäre Nutzung Abwechslung schaffen, neue Impulse setzen, sowie die Aufenthaltsqualität erhöhen solle. Im besten Fall entstehen aus den Testphasen auch etablierte Betriebe. „Wir hoffen, dass jemand in Waldshut hängen bleibt“, sagt Studinger im Gemeinderat.
Interessenten sollen unterstützt werden
Der Laden soll von der Stadt ab dem 1. Oktober für ein Jahr gemietet werden. Der maximale Mietaufwand soll für die Stadt 1500 Euro betragen; zusammengesetzt auf 1.000 Euro Miete und „großzügig geschätzten“ 500 Euro Nebenkosten, so Studinger. Interessierte Mieter erhalten verbesserte Konditionen und sollen lediglich einen Anteil in Höhe von 400 Euro leisten. „Es braucht viel Mut, einen Einzelhandel zu eröffnen. Wenn das jemand testen möchte, dann wollen wir das auch subventionieren“, erklärt Studinger dem Gemeinderat.
Die Sorgen und Hürden vor einer Neueröffnung seien häufig ähnlich: Es koste enorm viel Zeit, sei kein sicherer Arbeitsplatz, es existiere ein hohes Risiko und die angespannte Personalsituation erschwere eine Geschäftsgründung. Der Pop-up-Store setze genau da an.
Jeder Mieter gestaltet seinen Monat individuell
Zum Konzept des Pop-up-Stores gehöre auch, dass sich jeder Mieter seinen Monat ganz flexibel einrichten kann. Das heißt, es müsse eine modulare und wandelbare Einrichtung geben. „Das schafft Flexibilität, spart Kosten für Auf- und Abbau und senkt die Einstiegshürde für Gründerinnen und Gründer“.
Laut Studinger gibt es auch schon zahlreiche Interessenten. Auch gebe es schon drei feste Zusagen und mindestens zwei feste Mieterinnen für November und Dezember. Und mit vielen weiteren sei man im Gespräch.

Nur einen Monat?
Claudia Linke von den Grünen stellte sich die Frage, ob die Mietdauer von einem Monat nicht zu wenig sei. „Gäbe es denn beispielsweise auch die Möglichkeit, ein Geschäftsmodell drei Monate lang auszuprobieren?“, fragt sie.
Das City-Management wurde das schon häufiger gefragt, meint Studinger. Doch man wolle möglichst vielen Interessenten eine Chance geben. Und wenn es gut laufen sollte, gebe es genug Leerstände, in denen Gründer ihr Geschäft im Anschluss eröffnen können.

Und wie werde der Laden beworben? Das übernehme die City-Managerin Karina Kirves, die auf allen Medien den Laden bewirbt. „Es werden alle Rohre befeuert.“
„Gibt es Kriterien, nach denen Interessenten ausgesucht werden?“, fragt Anette Klaas von der Neutralen Liste. „Wir stimmen das im Haus ab und schauen, dass es Hand und Fuß hat“ beantwortet Studinger. Doch konkrete Ausschlusskriterien gebe es nicht.
Der Oberbürgermeister Martin Gruner findet im Gemeinderat für das Konzept die richtigen Worte. Die Leerstände sollen kein Dauerzustand sein und die Idee sei ein Versuch, zu zeigen, was möglich ist. „Wenn wir nichts tun, wird sich auch nichts verändern“. Der Gemeinderat befürwortet das Projekt einstimmig.
Auch Kunst soll in den Laden
Im Dezember wird eine sogenannte Home-Stagerin, also eine Raumspezialistin, die Räume und Wohnungen für den Verkauf in Szene setzt, den Laden mieten. Mit ihrer Hilfe konnte das City-Management einen Plan entwickeln, möglichst kostengünstig den Laden einzurichten.
Die Einrichtung des Ladens soll im Oktober in Angriff genommen werden. Die erste Mieterin wird Julia Kolarczyk sein – sie bietet Beratung im Bereich Gesundheit, Mindset und Beziehungen. Interessenten stehen im engen Kontakt mit dem City-Management.
Eine Interessentin, die Künstlerin Justine Braumann, möchte einen Monat in dem Pop-up-Store ihre Kunst präsentieren und Kurse anbieten. Ihr künstlerisches Steckenpferd sind Frauenköpfe, die anstelle von Haaren Trockenblumen auf dem Kopf haben.
Sie möchte in dem Laden künstlerische Workshops anbieten, die circa 55 Euro kosten und drei Stunden dauern sollen. Sie ist sehr optimistisch und freue sich darauf. Auch könne sie und Studinger sich gut vorstellen, mit jemand anderem zusammen den Laden zu mieten. Der Pop-up-Store bietet Möglichkeiten aller Art.
Leerstände in Tiengen mit Weihnachtszauber versehen
Neben dem Konzept des Pop-up-Stores kündigte das City-Management beim Gemeinderat noch etwas für die Weihnachtszeit an. Aus den Leerständen in Tiengen soll ein „Weihnachtsstädtle“ werden. Quasi ein „Indoor-Weihnachstmarkt“, beschreibt Studinger. „Es soll weihnachtliche Stände in verschiedenen Leerständen geben“, erklärt sie. Auch gebe es schon eine Förderzusage des Landes in Höhe von 24.600 Euro. Das sei ein 60-prozentiger Zuschuss. Ideen für das „Weihnachtsstädtle“ sei etwa ein Nikolausbüro. „Wenn es klappt, soll jedes Adventwochenende Programm stattfinden“.