Obwohl das Bauen in diesen Zeiten allgemein wirtschaftlich schwierig sei, könne Wehr froh sein, dass eine Firma wie Rinkenburger aus Dillingen an der Donau das alte Krankenhaus in Wohnraum umbauen will. So äußerte sich Bürgermeister Michael Thater jüngst im Bauausschuss. Ebenda wurde dem Bauantrag für ein Mehrfamilien- und Appartementhaus nun zugestimmt. Nach jahrelanger Ungewissheit kann der Umbau des ehemaligen Krankenhauses in Wehr nun also beginnen.

Und so soll es nach der Sanierung aussehen:

Blick von der Südseite, der Georg-Kerner-Straße aus: So soll das alte Krankenhaus in Wehr nach der Sanierung von Rinkenburger Objektbau ...
Blick von der Südseite, der Georg-Kerner-Straße aus: So soll das alte Krankenhaus in Wehr nach der Sanierung von Rinkenburger Objektbau aussehen. Beide Gebäudekomplexe bleiben erhalten. | Bild: Rinkenburger Objektbau GmbH

Kompromisse der Stadtverwaltung

Alle acht Räte aus dem Bauausschuss stimmten dem Bauantrag zur Sanierung und Nutzungsänderung des alten Krankenhauses zu. Um vorab den Bauantrag auf den Weg zu bringen, musste die Stadt einige ‚städtebaulich vertretbare‘ Kompromisse eingehen. Denn durch einen Balkon werde die Baugrenze und geringfügig auch Abstandsflächen überschritten. Dafür bleibe jedoch beispielsweise die Geschosszahl erhalten.

24 Wohnungen

Insgesamt sind 24 Wohnungen vorgesehen:

  • elf Einheiten mit einer Fläche von bis zu 50 Quadratmetern
  • zwölf Wohnungen mit über 50 Quadratmetern, sowie
  • eine Einheit, die mehr als 100 Quadratmeter umfasst.

Zusätzlich entstehen 14 Appartements, die ebenfalls eine Größe von maximal 50 Quadratmetern aufweisen.

Nordwestansicht, Blick von der Merianstraße: Der Altbau von 1830 (im Bild rechts) erhält Balkone. Ein geplanter Aufzug lässt alle ...
Nordwestansicht, Blick von der Merianstraße: Der Altbau von 1830 (im Bild rechts) erhält Balkone. Ein geplanter Aufzug lässt alle Wohnungen und Appartements barrierefrei begehbar werden. | Bild: Rinkenburger Objektbau GmbH

Das gesamte Bauprojekt wird auf einer Fläche von 2.478 Quadratmetern realisiert, jedoch wird es, so berichtet Andrea Bächle von der Stadtverwaltung, etwas kleiner ausfallen als ursprünglich geplant. Im Gegensatz zu den im Mai dieses Jahres präsentierten Plänen, ist zudem kein Neubau mehr vorgesehen.

Das historische Erbe wird gewahrt

Bei der Sanierung der Bestandsgebäude bleibt das gewohnte Erscheinungsbild weitgehend erhalten. Das Untergeschoss des 60er-Jahre-Baus wird in ein vollwertiges Geschoss umgewandelt, indem das Erdreich vorne abgetragen wird. Dadurch verwandelt sich Haus 2 in ein fünfstöckiges Gebäude. Der alte Schopf dahinter, einst die Waschküche der Schwestern, bleibt bestehen und wird saniert, um künftig als Abstellraum für Mülltonnen und Fahrräder zu dienen.

Das Wehrer Krankenhaus vor dem 1. Weltkrieg: In seinen Anfängen diente es als Armenhaus, das von Ignatz Beck geleitet wurde. Links die ...
Das Wehrer Krankenhaus vor dem 1. Weltkrieg: In seinen Anfängen diente es als Armenhaus, das von Ignatz Beck geleitet wurde. Links die Ackerrain-Kapelle, die 1648 nach dem Ende des 30jährigen Krieges erbaut wurde (Album Bruno Müller). | Bild: Repros Valenta

Staatliche Förderung für Wohnbau

Die Firma Rinkenburger hatte anfangs größere Pläne, wollte gar einen gleichgroßen Neubau an das Bestandsgebäude aus den 1960er Jahren setzen und das Kellergeschoss als halbe Tiefgarage nutzen – woraus nun jedoch nichts mehr wird.

Bestandsgebäude, Haus 1, der Altbau, bleibt in den Balkonfronten erhalten. Vor das Gebäude kommt ein 73 Quadratmeter großer Spielplatz.
Bestandsgebäude, Haus 1, der Altbau, bleibt in den Balkonfronten erhalten. Vor das Gebäude kommt ein 73 Quadratmeter großer Spielplatz. | Bild: Rinkenburger Objektbau GmbH

Denn als es in der Planung im Detail um die staatliche Förderung für sozialen Wohnbau ging, musste die Firma Rinkenburger feststellen, dass die finanziellen Förderungen in Baden-Württemberg geringer ausfallen, als beispielsweise in Bayern, wo die Firma ihren Stammsitz hat und andere Erfahrungen sammelte. Dazu Thater: „Die Firma Rinkenburger macht es so, wie es für sie finanziell darstellbar ist.“

Aufgrund der weniger zu erwartenden Förderung falle nun das Bauvorhaben kleiner aus, teilte Andrea Bächle von der Stadtverwaltung mit. Die geplanten Appartements würden sich daraufhin im Schnitt etwas verändern, bekämen aber jeweils einen eigenen Waschmaschinenanschluss, der vorher nur für jede Etage vorgesehen war.

Bis zur Wohnungstür barrierefrei

Rinkenburger habe sich bei der Änderung der Pläne daran orientiert, was unter anderem Stadträtin Claudia Arnold (Die Grünen), in der Sitzung vom Mai vorschwebte: Sie regte damals an, zu prüfen, ob die Wohnungen nicht auch barrierefrei geplant werden könnten. Positiv: Jetzt seien alle Wohnungen bis zur Wohnungstür barrierefrei erreichbar. „Da sieht man mal die Bedeutung einzelner Stadträte“, ließ Bürgermeister Michael Thater verlauten, was Arnold mit einem Lächeln zur Kenntnis nahm.

Ecke Merian-und-Kerner-Straße: Um beide Häuser wurden insgesamt 45 Autostellplätze geplant, weil der Bebauungsplan im Bündtenfeld das so ...
Ecke Merian-und-Kerner-Straße: Um beide Häuser wurden insgesamt 45 Autostellplätze geplant, weil der Bebauungsplan im Bündtenfeld das so vorsieht. | Bild: Rinkenburger Objektbau GmbH

Stadtrat Christoph Schmidt sagte: „Schöner Bau mit viel Wohnraum, aber gibt es auch eine PV-Anlage?“ Darauf erklärten Bächle und Thater, es werde eine Solaranlage auf das Dach kommen, da auch die Dächer saniert werden. Geheizt werde mit einer Luft-Wärmepumpe. Die große Linde vor dem Altbau, Nummer acht der registrierten Stadtlinden in Wehr, bleibe stehen, so Thater. Daneben kommt der Spielplatz.

So sieht das alte Krankenhaus in Wehr 2025 aus: Der Neubautrakt aus Nachkriegszeiten – mittlerweile in die Jahre gekommen – diente nur ...
So sieht das alte Krankenhaus in Wehr 2025 aus: Der Neubautrakt aus Nachkriegszeiten – mittlerweile in die Jahre gekommen – diente nur etwa zehn Jahre als Krankenhaus. Nun steht fest, wie das Gebäude nach der Sanierung von Rinkenburger Objektbau aussehen soll. | Bild: Steffi Weickert

Anfangs mit zu wenig Stellplätzen geplant

Weitere Änderungen zum vorherigen Plan seien die geplanten Autostellplätze um beide Gebäude herum. Zuvor waren es 36 Stellplätze, weil Rinkenburger anteilig die ÖPNV-Nutzung der Anwohner mit einberechnete. Jedoch sehe der Bebauungsplan für das Gebiet in Bündtenfeld 1,5 Stellplätze für Wohnungen über 50 Quadratmeter vor. So müssen es 45 Stellplätze sein. Stadtrat Stefan Engel (die Grünen) bemängelte dabei kritisch die zu vielen Stellplätze direkt neben dem Familienzentrum, auch in Hinblick auf versiegelte Flächen.

Damals: Im Mai 1966 entschied der Wehrer Gemeinderat, dass das Krankenhaus einen Erweiterungsbau bekommen soll. Architekt Hermfried ...
Damals: Im Mai 1966 entschied der Wehrer Gemeinderat, dass das Krankenhaus einen Erweiterungsbau bekommen soll. Architekt Hermfried Richter nahm sich des Projekts an. Am 8. November 1969 wurde der Neubau dann bezogen. | Bild: Bürgerstiftung der Stadt Wehr

Das Bauvorhaben wurde vom Bauausschuss einstimmig befürwortet. Ein Datum für den Baustart wurde nicht genannt.