Die bevorstehende Bürgermeisterwahl am Sonntag, 19. Oktober, spaltet die Gemeinde Volkertshausen in zwei Lager. Erst gründet sich eine Bürgerinitiative mit dem Ziel, mehrere Gemeinden aus dem Hegau zu einer Großgemeinde zusammen zu schließen. Dann kündigt Alt-Bürgermeister Alfred Mutter an, diesen Zusammenschluss in zwei Jahren als Interims-Bürgermeister voranzutreiben, um dann den Weg für einen geeigneten Nachfolger frei zu machen und zurückzutreten. Doch jetzt gibt es heftigen Gegenwind gegen die Kandidatur von Mutter und die Vorstellungen der Bürgerinitiative.
Denn mittlerweile gibt es eine weitere Bürgerbewegung, die Menschen dazu aufruft, sich für das Amt des Bürgermeisters in Volkertshausen zu bewerben. An der Spitze der Bürgerbewegung stehen Christoph Schwab, aktuelles Gemeinderatsmitglied (SPD) und Bürgermeisterstellvertreter, und sein Vater Armin Schwab. Ihre Kritik richtet sich an Bürgermeister-Kandidat Mutter und die Ziele der Initiative. „Ein Ex-Bürgermeister wirft sich hier ins Rennen mit einer zweifelhaften Idee. Man könnte den Eindruck bekommen, dass er vorhat, ein in Schieflage geratenes Dorf abzuwickeln“, sagt Armin Schwab.
Mit dem Vorpreschen von Mutter und der Bürgerinitiative habe man seiner Ansicht nach, mögliche andere interessierte Bewerber abgeschreckt. „Die jüngsten Ereignisse haben auf für eine gewisse Unruhe im Dorf geführt. Vielen Bürger bereitet das Sorgen“, sagen die Schwabs. Dabei sei Volkertshausen eine attraktive Gemeinde.
Sowohl Armin als auch Christoph Schwab bezeichnen die Idee, eine Großgemeinde aus dem Boden zu stampfen, als Hauruck-Verfahren. „Es gibt nicht mehr als eine von wenigen Einzelpersonen getragene Initiative und schon gar kein breites Bürgervotum, welches die Aufgabe der Eigenständigkeit der solide bewirtschafteten Gemeinde Volkertshausen unterstützt oder befürwortet“, betonen sie.
Zudem befürchten sie, dass im „wenig durchdachten und überhaupt nicht abgestimmten Vorgang die Attraktivität der ausgeschriebenen Bürgermeisterstelle“ verloren gehe. Ihr Kritikpunkt richtet sich auch an die Kandidatur von Alfred Mutter – vor allem mit Blick auf den Zeitpunkt seiner Bewerbung. „Wenn ein Alt-Bürgermeister auf einem Pressetermin einer Bürgerinitiative vorgestellt wird, mit solch einer Idee, dann wirkt das, als ob das ganze Dorf hinter den Fusions-Plänen steht. Das ist aber nicht so, vielmehr ist es nur ein kleiner Teil der Volkertshausener.“
Keine Panik-Aktion sondern lieber Weitblick
Und auch die mögliche Amtszeit von Mutter – dieser hatte im SÜDKURIER-Gespräch deutlich gemacht, nach zwei Jahren zurücktreten zu wollen – sieht Christoph Schwab kritisch: „Wir wollen und wir brauchen einen Bürgermeister, der jung ist und die acht Jahre Amtszeit voll macht.“
Grundsätzlich seien die Schwabs und ihre Mitstreiter nicht gegen eine Kooperation oder eine Zusammenarbeit mit anderen Hegau-Gemeinden. Im Gegenteil: Sie betonen, dass dies in vielerlei Hinsicht schon jetzt bestens funktioniere und verweisen auf das gemeinschaftliche Industriegebiet mit Aach oder die Zusammenarbeit mit dem Standesamt in Steißlingen. „Aber mit den jetzt aufgeworfenen Ideen verlieren wir unsere Eigenständigkeit“, so Christoph Schwab.
Bürger suchen nun selbst nach Kandidaten
Deshalb suchen sie nun selbst nach einem geeigneten Kandidaten und damit nach einem Gegenkandidaten für Mutter. Und mit dem Vorstoß der zweiten Bürger-Gruppe wird nun klar: Der Hegau-Gemeinde steht ein heißer Wahlherbst bevor – denn am Ende gehe es den Schwabs und ihren Mitstreitern um nicht weniger, als die Zukunft ihrer Heimat, wie sie verdeutlichen. Bis zum 22. September läuft die Bewerbungsfrist in Volkertshausen.
Grund für die vorgezogene Bürgermeisterwahl ist der Wechsel des bisherigen Rathauschefs Marcus Röwer, der zum Ersten Beigeordneten in Singen gewählt wurde. Laut Armin und Christoph Schwab sei dies ein in Industrie- und Gewerbekreisen „vollkommen normaler Vorgang der Abwerbung einer kompetenten Führungsperson“. Natürlich erzeuge ein solcher Verlust für die Gemeinde Unsicherheit und Ängste, „Panik-Reaktionen sind dennoch vollkommen unangebracht“. Und als solche bezeichnen sie die Idee einer Großgemeinde von Bürgerinitiative und Bürgermeister-Kandidat Mutter.
Schwab selbst will nicht antreten
Die Schwabs selbst seien in intensiven Gesprächen mit möglichen Bürgermeister-Kandidaten. Bisher habe sich allerdings noch keiner bei der Gemeinde beworben. Die Frage, ob Christoph Schwab als einer von zwei amtierenden Bürgermeisterstellvertretern selbst kandidieren wolle, verneint er. „Ich habe keine Ambitionen, mich selbst aufzustellen.“
Christoph und Armin Schwab betonen, dass die Bürgermeisterstelle in Volkertshausen attraktive Perspektiven biete. Die Gemeinde sei wirtschaftlich solide und gesellschaftlich stabil. Die Bürger wünschten sich Kandidaten, die die Chancen dieser Stelle sehen, die Eigenständigkeit der Gemeinde und deren Zukunftschancen fördern und die Herausforderungen, Rechte und Pflichten der Stelle ausfüllen möchten, schreiben sie in einem öffentlichen Brief, der der Redaktion vorliegt. „Eigentlich wollen wir nur, dass wir Volkertshausener am Wahlsonntag eine echte Wahl mit aussichtsreichen und ernstzunehmenden Kandidaten haben“, so die Schwabs.