Es ist ein Vorstoß aus Volkertshausen, der im Hegau gerade für mächtig Gesprächsstoff sorgt: Eine Bürgerinitiative und Alt-Bürgermeister Alfred Mutter, der zurück auf den Chefsessel im Volkertshausener Rathaus möchte, wollen mit weiteren Hegau-Gemeinden fusionieren. Sie schlagen einen Zusammenschluss vor und richten den Blick unter anderem in Richtung Steißlingen, Aach, Orsingen-Nenzingen oder Mühlhausen-Ehingen. Sie sehen darin Vorteile für alle beteiligten Kommunen.
Sein Ziel sei, Gespräche mit den Nachbargemeinden zu führen, sodass sich im mittleren Hegau eine neue kraftvolle Gemeinde aus mehreren Dörfern bildet, die die schwieriger werdende Finanzlage bewältigt, schilderten Initiative und Bürgermeister-Bewerber kürzlich gegenüber dem SÜDKURIER. Damit ein solcher Zusammenschluss erfolgen könne, müsse die Bürgerschaft in einem Bürgerentscheid vorher ihre Zustimmung geben. In Volkertshausen sorgt der Vorschlag bei den Bürgern aber für gemischte Gefühle, wie eine Umfrage zeigt.
Das sagen die Bürger zu den Fusionsplänen
Dani Hamann betreibt ein Restaurant in Volkertshausen. Am liebsten wäre es ihr, wenn alles so bleibe, wie es ist. Und das so lange, wie es gehe. Sie hält die freien Gemeinden für gut, „weil nur so die Verwaltung selbständig entscheiden kann, was für ihre Bürger gut ist“.

Die Gastronomin befürchtet bei einer Zusammenlegung den Verlust von vielen Arbeitsplätzen in den Rathäusern. Und Sie denke an die älteren Bürger, die ihre Anliegen vielleicht nicht mehr im örtlichen Rathaus vorbringen könnten.

Carmen Schellhammer ist geteilter Meinung, was die Fusionspläne anbelangt. „Ich finde es gut, wenn sich die Verantwortlichen in den Gemeinden Gedanken über die Zukunft machen“, sagt sie. Die Idee komme aber zu früh, denn mit der Bewerbung von Alt-Bürgermeister Alfred Mutter werde sich kein anderer Kandidat trauen, eine Bewerbung abzugeben. Zudem teile sie die Befürchtungen, dass bei einem Zusammenschluss die ein oder andere Kommune zu kurz kommen könne. „Volkertshausen kann mit dem Gemeinderat für sich und die Bürger selbst entscheiden.“
Vielen Bürgern fehlen die Informationen
Für Thomas Schädler gibt es derzeit zu wenige und kaum konkrete Informationen. „Ich stehe im Dunkeln und weiß nicht, was die Landesregierung plant“, äußert Schädler seine Bedenken. Er fordert, dass die Verantwortlichen in der Gemeinde jetzt klipp und klar Details nennen. Bedenken äußert er auch wegen einigen Vereinen: „Braucht jeder Ort einen Sportplatz, eine Sporthalle, ein Probenlokal?“, so Schädler weiter.
Ähnlich sieht es Jürgen Sapper, auch er wünscht sich mehr Hintergrundwissen. „Was sagt die Landesregierung dazu und welche Pläne liegen schon in Stuttgart?“ Die Sache sei kein leichtes Unterfangen. Es wäre schon eine tolle Sache, wenn die Gemeinden es selbst regeln könnten, so Sapper. Er sehe bei einem Zusammenschluss eine gute Basis auch für den Zugang zu finanziellen Mitteln. Und mit Alfred Mutter sei es eine elegante Lösung. Mutter verfüge über ein gutes Netzwerk. „Mehr Aufklärung ist aber notwendig und wenn‘s nicht klappt, braucht man sich keine Vorwürfe machen.“

Dennis Diekmann sieht eine Zusammenlegung prinzipiell positiv. Er denke etwa an eine kleinere, effektive Verwaltung und einen größeren Einfluss bei Entscheidungen im Landkreis. Auch hoffe er auf erhöhte Landes- und Bundesmittel für Schulen, Straßenbau und Kultur. „Eine höhere Attraktivität für Bürger und Unternehmen, denn größere Einheiten wirken oft moderner und besser ausgestattet, was Zuzug und Investitionen fördert“, sagt Diekmann. Der Nachteil liege in weniger Mitbestimmung, längere Zeit für Entscheidungen und längere Wege für Behördengänge.

„Man sollte die Weichen stellen, solange es noch geht, und dazu braucht es Engagement, Mut und Verantwortungsbewusstsein“, lautet die Einschätzung von Dagmar Martin zu den Vorschlägen. Die Verantwortlichen seien in der Lage, die Sinnhaftigkeit abzuwägen. „Volkertshausen ist ein lebendiger Organismus, bunt und engagiert, das zählt. Ob Groß- oder Kleingemeinde, die Volkertshauser schaffen das“, ist sie optimistisch.