Es sollte der krönende Abschluss eines bis dahin reibungslos verlaufenden Radevents werden. Aber am Ende der drei Tage standen in Blut, Tränen und zahlreiche Verletzte.
Beim 25. Riderman in Bad Dürrheim ist es am Sonntagmorgen zu einem verhängnisvollen Unfall gekommen, als ein Teilnehmer stürzte und Dutzende weitere Radfahrer dadurch ebenfalls zu Fall kamen.
Zahlreiche Zuschauer verfolgten den verheerenden Sturz auf der Großleinwand im Zielbereich in Bad Dürrheim live mit.

Der Tag verlief zunächst wie geplant. Die Frauen und Juniorinnen der Bundesliga waren bereits auf der Strecke, die Jedermänner und Jederfrauen folgten in zeitlichem Abstand.
Massenunfall beim Riderman: Fahrfehler löste Kettenreaktion aus
Das Rennen lief knapp sieben Minuten. 1300 Radsportler hatten den Start gerade hinter sich gebracht und die Rennstrecke in Richtung Hirschhalde verlassen. Nach dem leichten Anstieg, bei dem sich bereits die ersten Fahrer vom übrigen Feld absetzten, erholten sich die Fahrer bei der leicht abschüssigen Abfahrt nach Sunthausen.
Auf der Kreisstraße 7505 zwischen Sunthausen in Richtung Biesingen kam es dann zum Unglück: Bei einer Geschwindigkeit von 70 Kilometern pro Stunde führte ein Fahrfehler zu einem Sturz. Die Folge war eine verhängnisvolle Kettenreaktion, bei der Dutzende dahinter fahrende Teilnehmer ebenfalls stürzten.
Aufgrund des ersten Massensturzes staute sich das folgende Teilnehmerfeld auf. Das führte ein paar Meter vor der ursprünglichen unfallstelle zu einem weiteren Sturz von zahlreichen Fahrern.
Redakteur fährt das Radrennen in Bad Dürrheim mit
SÜDKURIER-Redakteur Cian Hartung war als Teilnehmer dabei. Er hat die Szene von etwas weiter hinten beobachtet.
„Ich fuhr hinter der Gruppe, als plötzlich mehrere Fahrer stürzten und teilweise übereinander lagen. Andere Radfahrer haben uns mit Handzeichen zu verstehen geben, dass wir langsam machen sollten.“
Rettungswagen kommen sogar aus der Schweiz
Aufgrund der Situation wurde ein Großeinsatz für die Rettungskräfte ausgelöst.
Mehrere Verletzte standen oder saßen an den Straßenrändern, viele hatten Platzwunden, Schürfwunden und Prellungen und zerrissene Trikots.
Verletzte liegen übereinander
Der Schreck stand den verunfallten Fahrern ins Gesicht geschrieben. „Wir lagen übereinander, in Dreier- und Viererreihen“, schilderte ein Fahrer, der den Unfall mit leichteren Blessuren überstanden hat.
Das Rennen wurde zunächst fortgesetzt, die Gruppe Radfahrer, die sich vor dem Geschehen befand und von dem Massensturz gar nichts mitbekommen hatte sowie die Radfahrer, die dem Unfallgeschehen rechtzeitig ausweichen konnten, wurden erst später über den Rennabbruch in Kenntnis gesetzt.
So geht es nach dem Abbruch des Riderman-Rennens weiter
„Wir wurden etwa bei Kilometer 78 über den Abbruch des Rennens informiert“, erzählt Cian Hartung.
Das Rennen wurde abgebrochen. Veranstalter Rik Sauser hat die übrigen Fahrer kurz vor den Unfallstellen gestoppt. Die hatten von dem Massensturz unterwegs nichts mitbekommen und sich zuletzt noch durch die Bergwertung gequält. Manche fragen als Erstes nach ihren Teamkollegen – machen sich Sorgen.
Die Organisatoren leiteten das Fahrerfeld anschließend über Feldwege um die Unfallstelle herum. Danach ging es über öffentliche, nicht gesperrte Straßen zurück in den Zielbereich in Bad Dürrheim. Zur Absicherung fuhr ein Führungsfahrzeug voraus.
Bestürzung über riesige Zahl an Verletzten
Nach Angaben der Polizei wurden bei dem Massensturz etwa 70 Personen verletzt. Davon etwa 20 schwer, 25 weitere leichter. Sie wurden mit Rettungswagen in umliegende Krankenhäuser gebracht.
Weitere etwa 30 Personen hielten sich laut Polizeiangaben leicht verletzt im Umfeld der Unfallstelle auf.
Am Start- und Zielpunkt in Bad Dürrheim löste der Unfall große Bestürzung aus. Eine Vielzahl der leichter verletzten Personen wurde mit Kranken- und Rettungsfahrzeugen in das Haus des Gastes gebracht. Spätestens dann war klar, dass der Massensturz schlimmere Auswirkungen für die betroffenen Fahrer hatte als zunächst angenommen.
Bürgermeister Berggötz ist geschockt
In einer am Nachmittag anberaumten Pressekonferenz sprach Bürgermeister Jonathan Berggötz den Verletzten Genesungswünsche aus. „Wir sind geschockt und wünschen, dass sich die Verletzten von dem Schock und den Verletzungen erholen.“
Sein besonderer Dank galt den zahlreichen Rettungskräften. „Es war beeindruckend zu sehen, wie schnell die Rettungskette funktioniert“, sagte er angesichts der schnellen und zahlreichen Hilfe von Rotem Kreuz und Malteser sowie der Feuerwehr Bad Dürrheim.
Rasanter Anstieg der Verletzten
Wie der Organisatorische Leiter des Rettungsdienstes, Dirk Sautter, sagte, „lautete der erste Notruf, dass es zehn verletzte Fahrradfahrer gibt. Während der Anfahrt wurde die Zahl auf 20 Verletzte korrigiert.“ Die Einsatzlage sei zunächst sehr dynamisch gewesen. „Ich habe in meiner Laufbahn keine Einsatzlage erlebt, die sich so dynamisch entwickelt hat.“
Zum Schluss mussten 38 Patienten in Kliniken transportiert werden.“ Insgesamt seien 26 Rettungs- und 25 Sanitätsfahrzeuge sowie vier Rettungshelikopter im Einsatz gewesen.
Radsport bringt Gefahren mit sich
Rik Sauser von Sauser Event, die den Riderman im 25. Jahr organisierten, war ebenfalls sichtlich mitgenommen von dem Unfall. „Es ist uns bewusst, dass Radsport eine gewisse Gefahr mit sich bringt. Stürze gehören im Radsport dazu.“
Dennoch sei der Unfall sehr dramatisch und schlimm. Froh sei Sauser, dass es keine Schwerstverletzungen zu beklagen gibt.
Der Unfall ist gleich am Beginn des Rennens passiert, als das Fahrerfeld noch dicht beieinander lag. Er selbst hat den Unfall gar nicht mitbekommen, weil er in einem der Führungsfahrzeuge bereits an der Stelle durch war.
Notarzt zieht Bilanz der Verletzten
Stephan Spohrer, der als Leitender Notarzt vor Ort den Einsatz koordinierte, sagte, dass letztendlich 38 Personen mit schweren Verletzungen in umliegende Kliniken transportiert werden mussten.
„Davon waren 20 mittelschwer verletzt, das waren Frakturen und Weichteilverletzungen wie Schürfwunden. 17 weitere Patienten wurden leichter verletzt in überregionale Kliniken gebracht.
Wie viele Personen letztendlich tatsächlich verletzt wurden, lasse sich nicht genau beziffern. „Manche sind weitergefahren oder haben sich nicht in Kliniken begeben.“
Siegerehrungen sind abgesagt
Die Veranstalter reagierten schnell und umsichtig. Neben dem Rennen wurden auch alle für den Tag angesetzten Siegerehrungen abgesagt. „Ich denke, es ist niemandem zum Feiern zumute“, so die Bühnenmoderatorin.