Unverständnis und Bedauern bei vielen Gläubigen: Der überaus beliebte Leitende Pfarrer Frederik Reith verlässt die Seelsorgeeinheit Niedereschach nach lediglich zweieinhalb Jahren wieder.

Selbst Unterschriftslisten für den Verbleib des Pfarrers mit entsprechenden Schreiben an die Erzdiözese Freiburg konnten nichts erreichen.

Fakt ist: Im Zuge von Umstrukturierungen innerhalb der Erzdiözese wird es ab 1. Januar 2026 nur noch 36 Großpfarreien geben. Und Frederik Reith wird nach Buchen im Odenwald wechseln müssen.

Pfarrer zieht Resümee

Kurz vor seinem Weggang hat der SÜDKURIER Reith um ein Resümee über seine Tätigkeit in der Seelsorgeeinheit befragt. Wir wollten wissen, was er als seine Schwerpunkte sieht, ob er die gesteckten Ziele erreicht hat und was ihn besonders berührt und bewegt hat.

Das könnte Sie auch interessieren

Von Anfang an sei es ihm als Dorfpfarrer ein Hauptanliegen gewesen, die Menschen innerhalb seiner Seelsorgeeinheit zusammenzuführen. Insbesondere, als bekannt geworden sei, dass die Seelsorgeeinheit in diese große Vereinigung übergehen werde, habe er in seinem Zuständigkeitsbereich ein Gefühl von Zusammengehörigkeit herstellen wollen.

Es sei um die Schaffung eines Bewusstseins gegangen, dass jeder überall willkommen sei, inbegriffen auch die einstmals rein evangelischen Gemeinden wie Schabenhausen oder Königsfeld.

Seelsorgeeinheit besteht aus unterschiedlichen Teilen

Das habe auch bedeutet, Einheiten nicht zu erzwingen, sondern für alle offene Angebote zu schaffen und gleichzeitig die Eigenheiten der jeweiligen Gemeinden so zu belassen, wie sie bisher waren.

So seien die von Pfarrer Konetschny geprägten Teile der Seelsorgeeinheit einfach anders gestrickt gewesen und hätten auch Gottesdienste anders gefeiert – Pfarrer Faller habe hier wiederum einen anderen Ansatz verfolgt.

Das könnte Sie auch interessieren

Der Erfolg seiner Bemühung zeige sich heute darin, dass er im Gottesdienst zum Beispiel in Niedereschach Gläubige sehe, die in früheren Zeiten nie hierhergekommen wären, sagt Frederik Reith.

Freiheit gehört zur Glaubensvermittlung

Da die Kirche bei weitem nicht mehr die wichtige und selbstverständliche Position wie einst innehabe, sei es ihm umso wichtiger gewesen, die Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen, ob in den Kindergärten oder in den Vereinen. Das habe bestens funktioniert.

Dies zeige sich auch darin, dass die Menschen inzwischen gerne zu den anfangs kritisch beäugten Fastnachtsgottesdiensten kämen, ebenso zu den Kirchenkonzerten.

Unkonventionell: Pfarrer Reith feiert mit Narren einen närrischen Gottesdienst. Das wäre einst undenkbar gewesen.
Unkonventionell: Pfarrer Reith feiert mit Narren einen närrischen Gottesdienst. Das wäre einst undenkbar gewesen. | Bild: Gerd Jerger

Dabei sei es ihm immer wichtig gewesen, dass jeder in der Kirchengemeinde so sein könne, wie er ist. „Ihr habt die Freiheit , den Glauben so zu leben, wie ihr wollt“, dies sei immer der Grundsatz seiner Glaubensvermittlung gewesen, sagt Reith.

Was auch bedeute, dass er Menschen, denen er bei Beerdigungen, Taufen oder Hochzeiten begegne, offen gegenüberstehe. Ihnen also nicht vorzuwerfen: „Die kommen ja sonst nie“, sondern mit dem Kompliment: „Schön, dass ihr da seid.“

Zahl der Katholiken nimmt ab

Dass alle getan werden müsse, um die Gläubigen in der Seelsorgeeinheit zu halten, zeigten schon die Zahlen, die er sich für die fünf Jahren seiner Tätigkeit als Vikar und Pfarrer in Niedereschach notiert habe: Ende 2020 habe die Seelsorgeeinheit noch 8100 Katholiken gezählt, jetzt seien es noch 7500, also 600 weniger. In derselben Zeit habe es 450 Beerdigungen gegeben.

Das könnte Sie auch interessieren

Auch in der Jugendarbeit sei der Trend zu erkennen, dass sich immer weniger Menschen in Parteien, Vereinen oder Organisationen einbringen. So habe er auch in der Ministrantenarbeit nach Corona neue Wege beschreiten und sie auf der Ebene Seelsorgeeinheit organisieren müssen, weil die einzelnen Ortschaften einfach zu klein dafür waren, um sinnvolle Gruppengrößen zusammenzubekommen.

Gruppe bauen neue Kooperationen auf

Aber er habe auch viele Kooperationen aufbauen können wie die mit der KJG und ihren jährlichen Zeltlagern, Dankeschönfeste für alle Ehrenamtlichen sowie Dienstausflüge mit der hiesigen Dienstgemeinschaft. Wenn ein Chor singe, sagt Frederik Reith, und eine Musikband spiele, sei es einfach wichtig, den Akteuren auch einmal Danke zu sagen.

„Ich bin gerne hier“

Sein Fazit aus fünf Jahren Seelsorgearbeit in Niedereschach: „Ich war gerne hier, ich bin gerne hier, ich habe Menschen kennengelernt, zu denen der Kontakt weiter bestehen bleibt. Es war meine erste Pfarrei, sozusagen meine erste Liebe, und dass ich versetzt werde, ist für einen Pfarrer völlig normal. Dass es nun viel früher kommt als geplant, ist eben diesem Kirchenumbauprozess zuzuschreiben. Ich wünsche mir, dass die geschaffenen Gemeinschaften so verbleiben, dass die Menschen auch in der neuen Organisationsstruktur wissen, dass sie hier zu Hause sein können.“