Niedereschach Auch diesen Sommer verbrachten die Niedereschacher Harald Zeiher und seine Frau Esther ihren Urlaub auf der „Insel der Schönheit“, wie das Eiland schon von den alten Griechen bezeichnet wurde. Seit 1975 ist das Paar fasziniert von der Mittelmeerinsel Korsika – nun bereits seit einem halben Jahrhundert. Als leidenschaftlicher Fotograf hat Harald Zeiher viele der schönsten Urlaubsregionen auf der Welt durch zahlreiche Reisevorträge, auch im Forum Niedereschach, bekannt gemacht.
Keine Gegend hat ihn jedoch so fasziniert wie seine Lieblingsinsel Korsika, der er inzwischen drei Bücher gewidmet hat. Und dies nicht ohne Grund: Seit 50 Jahren hat er Natur, Musik, Kunst, Geschichte und Brauchtum der Insel intensiv studiert und trägt die korsische Seele mit seinen Büchern und Reisevorträgen begeistert zurück in seine Heimat Niedereschach und weit darüber hinaus.
Lärmende Jet-Skis statt Fischerboote
Wie hat sich die Insel in diesen 50-Jahren verändert? Ist es noch der paradiesische Flecken Erde, die Zeiher einst vorgefunden hat, als er vor 50 Jahren eine Urlaubsregion gesucht hat, in der er Hochgebirgstouren mit einem Bad im azurblauen Meer verbinden konnte? Ist von der einstigen mediterranen Idylle, die ihn so fasziniert hat, nach 50 Jahren dort noch etwas verblieben? Zumal auch auf Korsika mancherorts statt der Fischerboote inzwischen „Jet-Skis“ mit ohrenbetäubendem Lärm über die Wellen klatschen. Sein Urteil nach dem 50. Aufenthalt lässt Raum für Hoffnung, aber auch Besorgnis erkennen.
„Zuerst die gute Nachricht: Korsika ist sich in 50 Jahren in vielen Punkten treu geblieben. Wenn man die Küstenregion ins Landesinnere verlässt, ist das ursprüngliche Korsika immer noch zu finden“, konstatiert der Autor und Reisefotograf. Keine Seilbahn transportiere die Menschen auf Berge. Die Gipfel muss man sich nach wie vor zu Fuß erarbeiten. Sicher, sagt er, gebe es ein paar Hotspots, die in jedem Reiseführer zu finden sind wie das Restonica-Tal. Diese sind dementsprechend frequentiert. Aber da werde bereits an umweltverträglichen Lösungen gearbeitet.
In das Innere, oder auch rund um die Insel, kommt man heute, im Gegensatz zu früher, auf gut ausgebauten Straßen. Die alten Verbindungswege, die „Hirtenwege“ wurden zu einem Netz von tollen Wanderwegen zwischen Dörfern und Tälern. „An der Küste, wo sich der Tourismus deutlich verstärkt hat, sind die meisten Veränderungen zu sehen“, betont Zeiher. Die Dörfer und Städte am Meer haben sich heute meistens fein herausgeputzt, „was durchaus ihr Vorteil ist“, betont er. Durch den Tourismus sei es möglich geworden, Verfallenes wieder instand zu setzen, ob eine Citadelle wie in Calvi oder ein kleines Bergdorf wie Pigna in der Balagne. Große Hotelburgen an den Stränden wurden jedoch weitgehend verhindert. Die Strände seien auch heute noch generell frei zugänglich. Jeder bringt sein Handtuch und seinen Schirm selbst mit und oft muss man ein Stück laufen, um die schönen Plätze zu erreichen.
Dass die Korsen ziemlich stur sind, ist bekannt, auch was Veränderungen betrifft, aber häufig ist dies zum Wohle ihrer Insel. „Deshalb hat sich auf Korsika in den letzten 50 Jahren vermutlich weniger verändert als in anderen Regionen des Mittelmeers“, urteilt der Korsika-Kenner.
Aber auch er sieht die Gefahren des wachsenden Tourismus. Die Schiffe der Fährgesellschaften werden immer größer und bringen jedes Jahr mehr Urlauber auf die Insel. Doch Zeiher differenziert: „Nur allein die steigende Zahl der Gäste sehe ich nicht als Bedrohung, sondern das Verhalten und die Ansprüche, die sie immer mehr an den Tag legen.“ Durch egoistisches Verhalten, zum Beispiel Jet-Skis, fehle oftmals der Respekt gegenüber dem Urlaubsland.
„Doch ich habe Hoffnung“, sagt der Insel-Freund. Korsika habe sich schon immer erfolgreich gewehrt. Weder Römer noch Genuesen, weder Sarazenen noch Franzosen konnten diese Insel dauerhaft unterjochen. „Dann werden es auch die Touristen nicht schaffen. Ich wünsche es unserer schönen Insel“, betont Harald Zeiher.