Der Vorschlag der Arbeitsgruppe Innenstadt vom März 2025 birgt wohl einiges an Zündstoff: ein Baum als Blickfang und Schattenspender mitten auf dem bislang vor allem von den Tischen der Gastronomie geprägten Münsterplatz in Bad Säckingen.

Mehr grün in der Innenstadt – aber auch auf dem Münsterplatz?
Unterbreitet wurde der Vorschlag im März 2025 von der Arbeitsgruppe Innenstadt, der neben Bürgern auch Anwohner, Gewerbetreibende, Kommunalpolitiker und Mitarbeiter der Stadtverwaltung angehören. Zur Begründung verwies die Gruppe unter anderem auf die Ergebnisse der im Juli 2024 im Gemeinderat vorgestellten Passantenbefragung durch die Innenstadtberatung der Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee und auf das Stadtentwicklungskonzept der Kommune selbst.
Neben einem Baum vor dem St. Fridolinsmünster regte die Arbeitsgruppe auch eine weitere Begrünung des Platzes seitlich der Lohgerbe und der Parkhaus-Fassade, der Schützenstraße sowie des Bereiches bei den Beck-Arkaden an. Als Möglichkeit hierzu brachte sie auch „mobile Grünelemente“ in Vorschlag. Zu berücksichtigen sei der Denkmalschutz für das historische Ensemble der Altstadt.

„Wie hoch dieser Baum eines Tages wachsen soll, wie breit seine Krone sein wird, hängt davon ab, für welche Art von Baum man sich entscheidet“, erklärt Gemeinderat Hartmut Fricke (UBL) von der Arbeitsgruppe Innenstadt nun gegenüber dem SÜDKURIER. Er lobt ausdrücklich den Dialog mit dem Rathaus in dieser Frage und schlägt für die Arbeitsgruppe zudem eine Umrandung des Baumes mit Bänken oder anderen Sitzgelegenheiten vor, „um eine Begegnungsmöglichkeit auf dem Münsterplatz zu schaffen und somit dessen Attraktivität für die Menschen zu erhöhen.“ Außerdem gehe es darum, im Rahmen des finanziell möglichen den Herausforderungen der Klimakrise zu begegnen.

Während des Brückenfestes Ende Juni 2025, so Fricke weiter, seien von der Pro Bad Säckingen-Vorsitzenden Elisabeth Vogt und dem Mitglied der Arbeitsgruppe Stefan Wolf zahlreiche Festgäste zur Aufstellung eines Baumes auf dem Münsterplatz befragt worden. Von drei Viertel der Befragten sei der Gedanke eines Baumes auf dem Münsterplatz positiv aufgenommen worden. Allerdings handele es sich hierbei nicht um eine repräsentative Umfrage, ergänzt er.

Dagegen sieht mancher Bürger heute in dem Vorschlag ein „Übungsfeld unsinniger Experimente“ – einen aufgedrückten Fremdkörper, der die Harmonie des Münsterplatzes störe, wie der frühere Gemeinderat Karl Braun aus Bad Säckingen meint. „Der Baum verstellt den offenen, freien Raum, er engt den Blick ein. Und die Klimaschutzziele werden meines Erachtens nur gering erreicht“, führt er in einer Stellungnahme aus.

„Auf dem Münsterplatz sollen sich alle wohlfühlen“ – sagt der Bürgermeister
Bürgermeister Alexander Guhl bestätigt gegenüber dem SÜDKURIER, dass die „Verwaltung in einem positiven Austausch mit der Projektgruppe steht und einzelne Begrünungsvorschläge auf die Möglichkeit der technischen Umsetzbarkeit hin prüft.“ Zugleich nimmt er jedoch die geäußerten Bedenken ernst. „Ich bin sehr daran interessiert, dass es mehr Pflanzen und Bäume in der Stadt gibt“, führt er aus – doch gelte es zu verhindern, „dass es über den Standort eines Baumes auf dem Münsterplatz zu einer großen Kontroverse kommt.“ Weiter bezeichnet er den Platz als „die gute Stube der Stadt und dort sollen sich alle Bürger wohlfühlen.“

Der Gemeinderat soll über den Vorschlag entscheiden
Daher würde die Verwaltung über eine solche Baumpflanzung auch keineswegs selbst entscheiden, „vielmehr erfordere die Umsetzung des Vorschlages eine entsprechende politische Legitimation“ – mit anderen Worten, einen Beschluss des Gemeinderates und „eine positive Stellungnahme des Landesdenkmalamtes.“ Überdies gelte, dass vor einem Beschluss im Gemeinderat „natürlich alle Angrenzer des Münsterplatzes – insbesondere auch die Kirche – angehört werden“, ergänzt er. Wie die Gastronomie auf dem Münsterplatz zur Pflanzung eines Baumes stehe, entziehe sich zurzeit noch seiner Kenntnis.