Es gibt wenige Künstler, die mit wenigen, einfachen Worten sehr viele, tiefgreifende Dinge sagen oder singen können. Montez ist einer davon und macht auch noch, dass es gut klingt. Bei FN:POP war er am Freitagabend der Hauptkünstler, nachdem 1986zig und Vince ihm die Bühne bereitet haben. Ein besonderes Konzert nicht nur für den Künstler, der vor vier Jahren mit dem Song „Auf & Ab“ berühmt wurde – und der mit Blick auf den Bodensee sagte, „so eine schöne Location hat man selten“. Sondern auch für die zahlreichen Zuschauer – darunter auffällig viele Frauen.

In vielen Fällen ist schon anhand der T-Shirts zu sehen, für wen die Besucher da sind: 1986zig oder doch Montez. Montez ist zu erkennen an dem Herzinfucked-Symbol – ein zerrissenes Herz prangt auf seinem vierten Album, das 2022 den Durchbruch markierte, und ist inzwischen auch auf seinem Arm tätowiert. Viele Fands tragen es auf Textil gedruckt, so auch Nathalie Schuster aus Lindau. Sie ist mit Sara Biberger gekommen und nicht das erste Mal bei Montez, auch nicht das erste Mal bei FN:POP. Was ihnen hier besonders gefällt? „Der Vibe hier, mit See und Sonnenuntergang, es ist wie ein kleines Festival“, sagt Biberger.
Auch Benjamin Glassl und seine Freundin Melanie Arndt haben vom bayerischen Weißenhorn bei Neu-Ulm eine etwas weitere Anreise hinter sich, sie verbinden das Konzert – ein Weihnachtsgeschenk – mit einer Übernachtung am Bodensee. Er ist für 1986zig hier, also den Berliner Künstler, der wenig später ganz in Schwarz gekleidet die Bühne betritt.

Wer ihn nicht kennt, müsse sich fragen, ob er ‚ne Macke hat, sagt der Künstler selbst hinter seiner Sturmmaske. Vielleicht habe er die tatsächlich, davon erzähle sein Song „Einer von euch“: „Ich wollte schon immer jemand anders sein“, heißt es da. Dabei ist er ziemlich gut, wie er ist – gefühlvoll, obwohl er gesichtslos ist. Tröstend, so wie die Menge auch ihn tröste. Und zwischendurch durchaus tanzbar, wie beim Song „Meine 1“.
Montez macht einen Fan besonders glücklich
Tausende Fans kamen, sahen und fühlten an diesem Abend und das in einmalig schöner Kulisse. Doch die Lage am Graf-Zeppelin-Haus und direkt am Bodensee hat Nachteile, wie Montez wenig später feststellte: Er habe wohl nie so viele Mückenstiche von einem Konzert davongetragen wie von diesem. Auch die Zaungäste auf dem Bodensee wurden registriert: „Ich hol‘ mir auch mal ein Boot und fahre auf ein Konzert“, sagte Montez.
Innerhalb von zehn Minuten machte Montez auch klar, wofür er steht: das Auf und Ab der Liebe, verpackt in mitreißende Melodien, zu denen es sich gut mitsingen lässt. Oder wie er selbst es formuliert: „Die Leute kommen zu meinen Konzerten, weil es hier Liebe gibt.“ Von manchen Songs gibt es zwei Versionen: schnell und poppig oder langsam, eindringlich am Piano. Auch wenn es bei Montez ein Keyboard ist, auf dem er zwischendurch die richtigen Tasten drückt – obwohl er eigentlich ja gar kein Instrument spielen könne.
Das Konzert wurde für einen besonders unvergesslich: Einen Jungen namens Louis, der Montez an eben jenem Keyboard Gesellschaft leisten durfte – um dann ausgerechnet den Titanic-Soundtrack „My heart will go on“ anzustimmen. Montez ist offensichtlich einfach ein guter Typ, der anderen gerne einen Traum erfüllt: „Jeder von uns hat sowas, diese Momente, von denen wir im nächsten Leben noch erzählen werden“, erzählt er. Vielleicht war dieses Konzert auch einer dieser Momente, nicht nur für Louis.
