Großes Theater, Humor, Musik und Tanz haben aus dem Heimatabend der 557. Waldshuter Chilbi ein buntes Spektakel gemacht. Hunderte feierten beim Bürgertheater die toll aufspielenden Darsteller aus der Bürgerschaft, aus Waldshuter Vereinen und der Theaterwerkstatt Heidelberg. Passende Hintergrundfilme und -fotos ergänzten und vertieften die Live-Auftritte auf der Bühne. Es drehte sich dieses Jahr alles um den Chilbibock.

Rahmenhandlung war ein amerikanisches Filmteam, das angereist war, um einen Film über Balthasar Hubmaier zu drehen.

Da der Reformator Balthasar Hubmaier dem amerikanischen Filmteam zu wenig „Material“ bietet, schlägt die Tourist-Info Waldshut als ...
Da der Reformator Balthasar Hubmaier dem amerikanischen Filmteam zu wenig „Material“ bietet, schlägt die Tourist-Info Waldshut als Ersatz den Chilbibock vor. Foto: Ursula Freudig | Bild: Ursula Freudig

Da es zu wenig spannendes „Material“ über den Reformator gab, machte das Team auf Anregung der Tourist-Info Waldshut – dies die Ausgangsszene – einen Film über den Chilbibock nach dem Motto „Make the Bock great again“ (“Mach den Bock wieder großartig“). Im Mittelpunkt standen dabei lustige und unerwartete Geschehnisse rund um Chilbiböcke überwiegend aus den 60ern und Anfang der 70er-Jahre. Natürlich wurde auch erzählt, warum der Schafbock Symbolfigur der Chilbi ist.

Zwei Waldshuter (Martin und Rita Meier) verfolgen vom Urlaub in den USA aus die Bockverlosung.
Zwei Waldshuter (Martin und Rita Meier) verfolgen vom Urlaub in den USA aus die Bockverlosung. | Bild: Ursula Freudig

Die einzelnen Szenen basierten hauptsächlich auf den Erinnerungen des damaligen Junggesellen und heutigen ehemaligen Junggesellen Willy Riegger. Auf die Bühne gebracht wurde ein Transport des Chilbibocks in einem Auto mit ausgebautem Vordersitz aus Tirol und unerwarteten Schwierigkeiten beim Grenzübertritt.

Szene im Vorfeld des alles andere als glatt verlaufenden Chilbibockttransports von Tirol nach Waldshut – zwei Tirolerinnen schwärmen von ...
Szene im Vorfeld des alles andere als glatt verlaufenden Chilbibockttransports von Tirol nach Waldshut – zwei Tirolerinnen schwärmen von den starken Tiroler Schafböcken. | Bild: Ursula Freudig

Weiterhin wurde ein Ausflug eines Chilbibocks in ein Ehebett gezeigt, eine Bockverlosung mit Pannen gespielt und der Schrecken eines jungen „Fräuleins“ dargestellt, das mit nur einem Los den Chilbibock gewonnen hatte und darüber alles andere als glücklich war. In einer anderen Episode wurde an einen Chilbibock erinnert, der sich aufgrund der Hitze weigerte, beim Umzug mitzulaufen.

Alle schauen nach dem Chilbibock aus, der sich bei einer Chilbi aufgrund allzu großer Hitze weigerte, beim Umzug mitzulaufen. B
Alle schauen nach dem Chilbibock aus, der sich bei einer Chilbi aufgrund allzu großer Hitze weigerte, beim Umzug mitzulaufen. B | Bild: Ursula Freudig

Es war übrigens nie ein echter Chilbibock zu sehen, aber man hörte mehrmals Schafblöken und wusste durch imaginäres und erfolgloses Ziehen an einer Leine, dass er einfach keine Lust hatte, auf die Bühne zu kommen. Deshalb musste Andreas Maier als „stinkender Chilbibock“ für eine turbulente Badeszene herhalten. Es konnte wieder viel gelacht werden beim Bürgertheater. OB Martin Gruner dankte den Mitwirkenden auf und hinter der Bühne und wünschte allen eine glückselige Chilbi.

Die Mitwirkenden

Rund 50 Mitwirkende zählte das Bürgertheater des Chilbi-Heimatabends. Sechs Darsteller waren von der Theaterwerkstatt Heidelberg, alle anderen, darunter auch etliche Kinder, kamen aus der Bürgerschaft und Waldshuter Vereinen. Regie führte Christoph Kaiser (Theaterwerkstatt), das Drehbuch schrieb Christian Ruch (Historiker) und die Organisation lag in den Händen von Michael Vögtle (Ehemaliger Junggeselle) und Marion Maier (Alt Waldshut). Um die Kostüme und Requisiten kümmerten sich Karin Donner, Helga Mutter und Ursula Scherer.

Übermütige Junggesellen: Das amerikanische Filmteam filmt den traditionellen „Male-Walzer-Tanz“ der Junggesellen nach der Bockverlosung.
Übermütige Junggesellen: Das amerikanische Filmteam filmt den traditionellen „Male-Walzer-Tanz“ der Junggesellen nach der Bockverlosung. | Bild: Ursula Freudig

Die Chilbibock-Legende

Die Waldshuter Chilbi geht auf den glücklichen Ausgang der Belagerung Waldshuts durch die Eidgenossen 1468 zurück. Der Legende nach haben Junggesellen den letzten Schafbock mit den letzten Vorräten gemästet und ihn den Eidgenossen auf der Stadtmauer gezeigt, um vorzutäuschen, dass Waldshut noch gut „im Futter“ und stand- und wehrhaft wäre. Dies soll einen Angriff verhindert und die Eidgenossen zum Abzug bewogen haben. Deshalb wurde und ist der Chilbibock das Symboltier der Chilbi.

Der Chilbi-Heimatabend

Viele Jahre war der Heimatabend eine Brauchtumsveranstaltung mit Waldshuter Vereinen. Seit 1998 findet er unter Mitwirkung der Theaterwerkstatt Heidelberg statt. Gespielt werden immer historische Szenen aus der Waldshuter Stadtgeschichte, die unterhaltsam und humorvoll aufbereitet werden. (ufr)

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