Es ist ein illegales Geschäft, dem offenbar nur schwer beizukommen ist: In mehreren Massagestudios in Bad Säckingen wird seit Jahren verdeckte Prostitution betrieben. Oft läuft es unter dem Begriff China-Massage oder Thai-Massage.
Es gab bereits etliche Hausdurchsuchungen, doch die Geschäfte florieren weiter. Jetzt vermeldet das Ordnungsamt Bad Säckingen einen ersten Fortschritt im Kampf gegen illegale Prostitution – nur der sieht fürs Erste nach einem Scheinerfolg aus.
Zwei Sex-Salons werden geschlossen
Konkret: Das Ordnungsamt hat nach langer und hartnäckiger Arbeit die Schließung von zwei Sex-Salons erreicht. Allerdings wurden nur kurz darauf an selber Stelle unter neuem Betreiber erneut China-Massagestudios angemeldet.

Aber Ordnungsamtsleiterin Marion Isele bleibt unnachgiebig: „Jetzt geht zwar alles von vorne los, aber ich bleibe dran“, sagte sie jetzt beim Pressegespräch.
Leuchtreklame deutet auf die Wiedereröffnung hin
Zu den genauen Standorten der Massagestudios wollte sie sich nicht äußern. „Im stadtnahen Bereich“, beschreibt sie grob die Örtlichkeiten. Nach Informationen des SÜDKURIER handelt es sich bei den geschlossenen Sex-Etablissements aber um einen Salon in der Steinbrückstraße sowie einen weiteren in der Schillerstraße. Und für beide wurden offenbar kurz nach der Schließung wieder „Massage-Gewerbe“ angemeldet. In der Steinbrückstraße deutet sogar eine Leuchtreklame auf die Wiedereröffnung hin.
Den konkreten Schließungen ist jahrelange Arbeit vorausgegangen. Im ersten Fall konnte Marion Isele dann im Juni das Gewerbe untersagen. Im zweiten Fall sei der Betreiber im Juli mit einer freiwilligen Schließung der Untersagung zuvorgekommen. „Aber im ersten Fall ist bereits in der darauffolgenden Woche wieder ein Gewerbe angemeldet worden“, schüttelt sie den Kopf, „das Ganze gleicht einer Hydra, man schlägt einen Kopf ab und zwei wachsen nach.“
Drei Massagestudios von insgesamt 20 Salons stehen im Visier der Behörden
Insgesamt sind in der Stadt nach Auskunft des Ordnungsamtes aktuell drei Massagestudios gemeldet, die der einschlägigen „China-Massage“ zugeordnet werden. Daneben gebe es etwa 20 Massagesalons, die unter anderem von Deutschen, Ukrainern oder Thai betrieben werden. Hier ist die Verdachtslage nicht konkret, da als Dienstleistungen energetische Therapie, kosmetische Therapie oder allgemein Wellness-Massagen angegeben seien. Um Missverständnissen vorzubeugen: Solche Salons haben nichts mit Fach-Praxen zu tun, bei denen medizinische Massagen angeboten werden.
Behörden sind vor allem auf Zeugen angewiesen
Die Arbeit der Behörden gleicht einer wahren Sisyphus-Aufgabe. Letztlich ist es eine Frage der Beweisführung, beschreibt die Ordnungsamtschefin die Schwierigkeit, die illegale Prostitution zu ahnden. Denn was sich in den Räumen des Studios tatsächlich abspielt, bleibt naturgemäß im Verborgenen.
Das Ordnungsamt ist auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und auf Hinweise Dritter angewiesen. In den beiden konkreten Fällen habe sie zwei Zeugen gehabt, berichtet Isele, vermeintliche Kunden, die in gutem Glauben an eine medizinische Massage die Salons besucht hätten. Als man ihnen dort sexuelle Dienstleistungen mit „Happy End“ angeboten habe, hätten sie dies den Behörden gemeldet.
„Auf solche Hinweise sind wir angewiesen“, betont Marion Isele, ohne solche Zeugen sei ein Verfahren nicht erfolgversprechend. Mittlerweile verweist sie auf weitere Zeugen und die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen die Neueröffnungen, zudem hat die hartnäckige Ermittlerin ein drittes Studio im Visier: „Meine einzige Chance ist es, denen so lange auf die Nerven zu gehen, bis sie Bad Säckingen verlassen.“

Und das hat sie offenbar vor – auch wenn das Verfahren aufreibend ist. Denn vor der Gewerbeuntersagung liegt ein langer Weg. Der sieht so aus: Der erste nachweisliche Verstoß des „Gewerbetreibenden“ ist nur eine Ordnungswidrigkeit mit Anhörung und Bußgeld, der zweite Verstoß ebenfalls, frühestens der dritte Verstoß wäre ein Fall für eine Strafanzeige. „Erst wenn ich dem Betreiber eine Beharrlichkeit in seinem Tun nachweisen kann, kann ich das Gewerbe untersagen.“
Mehrere Hausdurchsuchungen in den vergangenen Jahren
Die Studios stehen schon einige Jahre im Fokus der Behörden. Bereits 2022 hat die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen die Räume in der Steinbrückstraße sowie in der Schillerstraße durchsucht sowie die eines weiteren Sex-Studios in Rheinfelden. Auch im vergangenen Jahr kam es nach SÜDKURIER-Recherchen zu mehreren Hausdurchsuchungen in Bad Säckingen und Laufenburg.
Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft vom Juni sei im März 2025 beim Amtsgericht Bad Säckingen gegen die Betreiberin eines Massagestudios im Landkreis der Erlass eines Strafbefehls wegen des Verdachts der Ausübung der verbotenen Prostitution beantragt worden. Der Strafbefehl sei antragsgemäß erlassen worden und rechtskräftig.
Betreiber und Mitarbeiterinnen wechseln häufig
Darüber hinaus bleiben die Ermittlungen der Behörden gegen die zweifelhaften Etablissements schwierig, weil es zu häufigen Betreiberwechseln kommt und auch die Mitarbeiterinnen in den Sex-Studios, teils innerhalb von zwei bis drei Wochen ausgetauscht würden, so Marion Isele.
Zudem seien die Betreiber mitunter auch in anderen Städten einschlägig aufgefallen, wie ihre dortigen Nachfragen ergeben hätten. Das ist auch der Polizei bekannt. Das Polizeipräsidium Freiburg hatte es bei einer früheren Recherche gegenüber unserer Zeitung als „auffallend“ bezeichnet, „dass bundesweit bei ähnlichen Maßnahmen in Einzelfällen die gleichen Personen festgestellt wurden.“ Deshalb geht auch die Bad Säckinger Ordnungsamtsleiterin durchaus von organisierten Strukturen aus.