Ein Grundstückseigentümer will in Stockburg eine knapp fünf Hektar große Freiflächen-Photovoltaikanlage errichten lassen. Doch diese Pläne stoßen in dem kleinsten St. Georgener Ortsteil auf heftigen Gegenwind. Der Ortschaftsrat bezog einstimmig eine ablehnende Haltung gegenüber dem Projekt. Die Stockburger Einwohner gaben jetzt zudem ein deutliches Meinungsbild zu dem Vorhaben ab und warfen kräftige Gegenargumente in den Ring.
Kann das Solarpark-Projekt gestoppt werden?
Ob dies allerdings ausreicht, um das Projekt zu stoppen, ist ungewiss. Stadtbaumeister Alexander Tröndle erläuterte in der Sitzung dem Gremium und den rund 30 Zuhörern im Bürgerhaus den Sachverhalt.
Demnach ist die Rechtslage seit 1. Juli so, dass die Genehmigung von Freiflächen-PV-Anlagen grundsätzlich verfahrensfrei ist, sofern das Vorhaben den öffentlich-rechtlichen Vorschriften entspricht.
Haben die Planer nicht sauber gearbeitet? Mögliche Stolperfallen für das Solarpark-Projekt
Doch entspricht die Planung diesen Vorschriften? Hier könnte ein Ansatz sein, der dem Vorhaben entgegensteht. Denn die geplante Anlage mit rund 1000 Modulen „hätte prägnante Auswirkungen auf das Landschaftsbild“, so Tröndle.
Zudem sei das Vorhaben in einem als Natura 2000 gekennzeichneten Natur- und Vogelschutzgebiet geplant, „wo per se eigentlich nichts zu machen ist.“ Wie Tröndle sagte, hätten die Planer das Vorhaben demnach nicht sauber ausgearbeitet.
Sowohl das Landschafts- und Vogelschutzgebiet als auch unter der Fläche führende Wasserleitungen seien in den Planungen nicht berücksichtigt worden.

Deutliche Reaktionen unter Anwohnern: „Wir können wegziehen“
Die rund 30 Anwohner, die zu der öffentlichen Sitzung ins Bürgerhaus kamen, äußerten teils emotionsgeladen ihren Unmut über das geplante Vorhaben. Viele befürchteten einen Wertverlust ihrer Grundstücke.
„Ich habe zudem keine Lust, von meiner Terrasse immer draufzuschauen“, so Axel Sauter. Noch drastischer formulierte es die Familie Bernhard Bruder. „Das ist ein Schlag, wir sind seit zwei Wochen am Ende, wir können wegziehen“, kochten die Emotionen hoch. Michael Schleker fand es „frech, dass ein Reingeschmeckter uns so etwas vor die Nase setzen will“.
Besonders kreiden die Anwohner dem Grundstückseigentümer an, dass dieser im Vorfeld die Anwohner nicht persönlich über sein Vorhaben informiert hat. Viele der direkt betroffenen Anlieger hätten die Information aus der Zeitung erfahren.
Allerdings ist der Eigentümer zur Information nicht verpflichtet. Wie Alexander Tröndle sagte, sei mit der neuen Bestimmung die Anliegeranhörung weggefallen.

Benjamin Laufer wunderte sich darüber, dass die Deutsche Bahn, deren Schienentrasse der Schwarzwaldbahn unmittelbar an dem geplanten Solarpark vorbeiführen würde, offenbar keine Einwände hat.
„Als ich das Dach meines Hauses saniert habe, hat die Bahn vorgeschrieben, dass ich die gleiche Dachbedeckung verwende wie vorher, damit das Landschaftsbild erhalten bleibt – für die Schwarzwaldbahn.“
Wie Tröndle sagte, wird die Bahn gegen das Vorhaben keine Einwände haben, da die Privilegierung von Flächen an Bahntrassen im Eisenbahngesetz verankert sei.
Ortschaftsrat einstimmig gegen Solarpark-Projekt
Der Ortschaftsrat bezog unisono Stellung gegen das Vorhaben. „Schon aus Gründen des Landschaftsbildes kann ich nicht zustimmen“, sagte Ortsvorsteher Ernst Laufer. Zudem würden Ferienvermieter „Amok laufen“, weil sie ihren Gästen nicht zumuten wollen, auf einen Solarpark schauen zu müssen. Auch befürchtet Ernst Laufer, dass der Immobilienwert sinken könnte.
Ortschaftsrätin Felizitas Laufer appellierte daran, die Vielfalt zu erhalten, auch für die junge Generation. Nicole Beha betonte die Bedeutung des Erhalts des Landschaftsbildes. Thomas Furtwängler, Roland Rapp und Gerhard Klausmann fügten ebenfalls Argumente des Landschaftsbildes und des Naturschutzgebietes an.
Der Grundstückseigentümer, der das Vorhaben umsetzen möchte, war für den SÜDKURIER am Mittwoch, 6. August, nicht zu erreichen. Eine schriftliche Anfrage mit der Bitte um eine Stellungnahme blieb bisher unbeantwortet.