Die Nachrichten von einer drohenden Insolvenz des Zentrums für Autismus-Kompetenz Südbaden (ZAKS) mit seinem Standort in Bad Säckingen hatten im vergangenen Jahr für Verunsicherung bei den Patienten und deren Angehörigen gesorgt.

Ein Jahr, nachdem das Zentrum unter der neuen Trägerin Pro Juve, einer Tochter des Caritasverbandes Hochrhein, einen Neustart gewagt hatte, zogen die Mitarbeiter und Caritas-Geschäftsführer Martin Riegraf eine positive Bilanz: Die Patienten würden von dem Neubeginn wenig merken, außer der Namensänderung: Das Zentrum am Alemannenweg heißt nun „Pro Autismus Hochrhein“, in Anlehnung an den Namen der neuen Trägerin.

Therapieplätze für Autismus-Patienten sind knapp

Autismus in seinen vielfältigen Erscheinungsformen ist eine Entwicklungsstörung, die bis zu einem Prozent der Bevölkerung betreffen kann, gleichzeitig sind die Therapieplätze knapp. Das ZAKS mit Standorten in Bad Säckingen, Offenburg, Lahr und Freiburg verzeichnete Defizite, sodass es seine Entgelte erhöht hatte, doch die Jugendämter der Kreise Lörrach und Waldshut waren nicht ohne Weiteres bereit, diese zu bezahlen. Im April 2024 wurde die Insolvenz ausgesprochen. 

Die Ämter und Pro Juve traten in Verhandlungen, „und dabei haben wir klargemacht, dass wir nicht alle Standorte des ZAKS übernehmen, uns aber sehr wohl eine regionale Lösung für die Landkreise Lörrach und Waldshut vorstellen können“, so Martin Riegraf. Er lobte die konstruktive Gesprächsatmosphäre und dankte allen Mitarbeitern und Beteiligten dafür, dass in kurzer Zeit eine Lösung gefunden werden konnte. ‚Es war eine richtige Feuerwehr-Notfall-Rettung.‘

Patienten merken vom Wechsel wenig

Die Zeit drängte nicht zuletzt deshalb, weil viele der zwölf Mitarbeiter bereits andere Stellen in Aussicht hatten und es sehr schwierig gewesen wäre, nach einer Schließung und einem zeitlich versetzten Neubeginn neue Fachkräfte zu gewinnen. Ende August 2024 wurde das ZAKS geschlossen, doch bereits am 1. September nahm dieselbe Einrichtung am Alemannenweg unter der neuen Trägerin Pro Juve und mit fast demselben Mitarbeiterstamm die Arbeit auf. Die Klienten hätten von dem Wechsel wenig bemerkt.

Während der vergangenen Sommerferien war im Hintergrund eine Menge Arbeit zu leisten, wie Martin Riegraf und die Verwaltungsleiter Marco Röschard (Pro Juve) und Olha Yasakowa (Pro Autismus) erklärten: Die Schulden des ZAKS mussten nicht übernommen werden, man schloss neue Arbeits- und Mietverträge ab, reduzierte die Zahl der Räume und erneuerte die EDV.

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Mit den Jugendämtern wurden neue Finanzierungskonditionen ausgehandelt. Für jedes betroffene Kind gibt es individuelle Leistungszusagen der Jugendämter und nicht etwa von den Krankenkassen, denn das Autismuszentrum gilt nicht als Teil des medizinischen Versorgungssystems, sondern als Teil der Jugendhilfe. Dazu braucht es eine Leistungs- und Entgeltvereinbarung auf der Grundlage eines Hilfeplans.

Die Abrechnungen des ZAKS seien sehr komplex gewesen und hätten zahlreiche Einzelleistungen aufgelistet, was für die Mitarbeiter einen großen bürokratischen Aufwand bedeutet habe. Nach dem Trägerwechsel erhält Pro Juve eine Pauschale, die sich an einem Mittelwert orientiere, aber in Einzelfällen modifiziert werden könne. „Es ging nicht so sehr darum, Geld einzusparen, sondern die Arbeit effizienter zu gestalten, ohne Abstriche an der Qualität zu machen“, so Martin Riegraf.

Wartelisten mit 100 Betroffenen

Ursprünglich arbeiteten zwölf Fachkräfte am Alemannenweg, nun sind es zehn Mitarbeiterinnen und ein Mitarbeiter, die statt 120 nun 131 Klienten betreuen, von denen etwa zwei Drittel aus dem Landkreis Lörrach kommen. „Der Bedarf ist groß, denn auf unserer Warteliste stehen 100 Betroffene, das sind doppelt so viele wie früher“, erklärte die Leiterin Michaela Hilger.

Weil Bad Säckingen der einzige Standort in beiden Kreisen ist, sucht eine Kollegin sonderpädagogische Spezialschulen in Maulburg und Tiengen auf. „Wir überlegen, wie wir unser Angebot dezentral ausbauen können, etwa mit Standorten im östlichen Kreis Waldshut“, deutete Riegraf an. Im Herbst liegen erste belastbare Zahlen vor, aber er zeigte sich zuversichtlich, dass das Zentrum am Alemannenweg weiterhin Patienten betreuen werde.