Schon von weitem riecht es süß, fruchtig und mostig. Denn in der Mosterei in Beuren am Ried, einem Teilort von Tengen im Hegau, wird wieder Saft gepresst. „Eigener Apfelsaft ist immer etwas Besonderes“, sagt Hannes Furtwängler (25). Gerade heute, wenn man so viel Wert auf Bio legt, kommt die Mosterei im Dorf dem Bedürfnis der Menschen entgegen.

Beim Pressen kann man den eigenen Becher mitbringen und direkt frischen Saft probieren. Da man den eigenen Saft hier auch pasteurisieren und in Drei- oder Fünf-Liter-Beuteln mitnehmen kann, hat man eigenen Apfelsaft fürs ganze Jahr.

Damit, meint Furtwängler, habe die Mosterei eine gute Perspektive für die Zukunft. Hierher kommen an einem Samstag bis zu 25 Kunden. Furtwängler koordiniert die Einsätze, damit immer genug Moster vor Ort sind.

Pressen im 15-Minuten-Takt

Ein Familienereignis, das damit beginnt, dass es unterm Apfelbaum im Rücken zieht. Und das im Idealfall mit leuchtenden Augen beim Trinken seine Vollendung findet: Äpfel sammeln, pressen, pasteurisieren – gemeinsam genießen. Eigener Saft – aus eigener Kraft gefertigt. Man braucht nur Autoanhänger und Fass – und kann sich zum Mosterei-Samstag anmelden.

Der Weg zum Apfelsaft weckt bei Furtwängler Kindheitserinnerungen. „Schon mit meinem Opa war ich beim Obst auflesen und anschließend beim Mosten“, erinnert er sich. Großvater Herbert Maier war in der Region als Busfahrer bekannt und beliebt. Der Geruch nach Maische erinnert den Enkel noch heute an seine Kindheit. Er motiviert ihn, die Mosterei auch weiter zu unterstützen.

Wenn man die Mosterei betritt, fällt die rege Betriebsamkeit auf. Gerade sind 14 ehrenamtliche Moster am Werk. Alle sind sie jung. Der Altersdurchschnitt liegt unter 30 Jahren. Alle kommen aus der Region. An Samstagen bedienen sie im 15-Minuten-Takt die Apfellieferanten. Bereits mit drei Säcken Äpfeln kann man zum Pressen kommen.

Anhänger mit bis zu 700 Kilo Äpfeln

Aber auch Anhänger mit bis zu 700 Kilo Äpfeln fahren in die Mosterei. Ein Traktor mit einem Kipper hat auch mal bis zu fünf Tonnen Früchte dabei. Furtwängler plant die Schichten. Wenn es viele Buchungen gibt, sind es zwei. Gearbeitet wird nach Nachfrage. Solange Kunden mit Äpfeln kommen, wird gemostet.

Furtwängler arbeitet als Konstrukteur in der Gegend. Der gelernte Mechatroniker und Maschinenbautechniker ist im Musikverein Harmonie, im Radsportverein und in der Feuerwehr aktiv. In der Mosterei fasziniert ihn, wie Tradition und Technik zusammenkommen.

„Dass die 70 Jahre alte Technik hier noch funktioniert, ist toll. Wenn es etwas zu reparieren gibt, machen wir es gleich so, dass es noch viele Jahrzehnte hält“, erklärt er. Schön sei auch, dass man bei technischen Problemen die erfahrenen Altgedienten im Dorf fragen kann. Oft können sie sich noch erinnern, dass das gleiche Problem vor 40 Jahren schon mal aufgetreten ist – und haben eine Lösung parat.

„Das Pressen ist ein Knochenjob“

Die Tätigkeit der jungen Moster an rund zehn Samstagen im Herbst ist vielseitig, wie Furtwängler beschreibt: „Das Pressen ist ein Knochenjob. Beim Pasteurisieren hat man dagegen am Anfang den Stress – und kann danach mit den Kunden reden.“

Das sei interessant, da sie aus allen Richtungen nach Beuren kommen – und durch verschiedene Hintergründe und Erfahrungen auch neue Ideen mitbringen. Die Freundschaften mit seinen Mosterei-Kollegen bereichern sein Leben. Und die Arbeit in der Mosterei schlägt eine Brücke von seiner Kindheit in die Zukunft.