Das alte Rössle lässt sich auch für neue Zwecke nutzen. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls Architekt Andreas Flöß. Seine Planungen für eine Umgestaltung des Gebäudes präsentierte er dem Gemeinderat am Mittwoch, 24. September.

Eine große Rochade steht an, wenn die Pläne in der nun vorgestellten Variante realisiert werden. Interessierte Beobachter im Zuschauerraum waren deshalb die Verantwortlichen jener Institutionen, die zukünftig im Rössle eine neue Heimat finden sollen. Sie hätten die Planungen begleitet, hieß es in der Sitzung, und sich grundsätzlich einverstanden gezeigt.

Was kommt ins Rössle?

Das Heimat- und Uhrenmuseum wird aus seinen bisherigen Räumlichkeiten am Muslenplatz ausziehen und im neuen Rössle unterkommen. Gleiches gilt für die Galerie, die ihr angestammtes Domizil am Bahnhof verlässt und ebenfalls ins ehemalige Einkaufszentrum einziehen soll. Außerdem wechseln Stadtbibliothek und Volkshochschule in das sanierte Gebäude.

Das neue Rösse soll unter anderem auch die Städtische Galerie beherbergen. Bild: Markus Schmitz
Das neue Rösse soll unter anderem auch die Städtische Galerie beherbergen. Bild: Markus Schmitz | Bild: andreas flöß

An der Grundkonzeption zur Entwicklung der Schwenninger Museumslandschaft ändert sich nach Auskunft der Verwaltung nur der Standort: Statt eines Neubaus am Muslenplatz wandern beide Einrichtungen ins Rössle. Das neue „Museum der Zeit“ widmet sich dort der Geschichte Schwenningens und bietet Flächen für Sonderausstellungen zur Thematik Zeit. Parallel entsteht ein „Museum der Gegenwartskunst“.

Am Standort Bürkstraße verbleibe die Dauerausstellung des Uhrenindustriemuseums mit den Exponaten, dem Maschinensaal sowie die Schauwerkstatt. Das Konzept sieht ebenfalls vor, dass die verschiedenen Standorte durch ein kreatives Konzept als Parcours miteinander verbunden werden sollen.

Architekt stellt seine Pläne vor

Flöß hatte sich schon in der Vergangenheit so geäußert, dass er sich einen Erhalt des Rössle-Gebäudes vorstellen kann. In diese Richtung dachte der Villinger Architekt jetzt weiter, um für seine Vorstellung von einem runderneuerten Rössle zu begeistern.

Von zentraler Bedeutung für eine neue Nutzung ist das zweite Obergeschoss – dort, wo früher die Läden angesiedelt waren. Auf diesem Stockwerk soll Platz für die Verwaltung geschaffen werden. Etwa 1200 Quadratmeter sind zudem auf diesem Stockwerk für das Museum veranschlagt sowie weitere Flächen im Erdgeschoss.

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Neue Brücke zum Muslenplatz geplant

1450 Quadratmeter sind in der zweiten Etage für die Stadtbibliothek vorgesehen und eine ähnlich große Fläche im dritten Obergeschoss. Zweiter zentraler Nutzer des zweiten Obergeschosses soll die Verwaltung sein, die dort auf circa 650 Quadratmeter unterkommt.

Dieses Stockwerk könnte über eine neue Brücke erschlossen werden, die das Gebäude mit dem Muslenplatz verbindet. Im Vergleich zum alten, recht hermetischen Übergang soll die neue Variante viel luftiger werden, wie Flöß sagte. Ein weiterer Bestandteil des zweiten Obergeschosses sollen eine großzügig gestaltete Eingangshalle und ein Co-Working-Space werden.

Glasturm soll erhalten werden

Auch die Volkshochschule wird in diesen Planungen künftig auf zwei Stockwerken im Rössle untergebracht. Im zweiten Obergeschoss erhält die Bildungseinrichtung knapp 400 Quadratmeter, das größere Raumangebot – circa 1000 Quadratmeter, verteilte auf mehrere Unterrichtsräume, zuzüglich eines großes Seminarraums – verortet Flöß im dritten Obergeschoss.

Erhalten werden soll der Glasturm, so etwas wie das alte Erkennungszeichen des Rössle-Komplexes. Dort sehen die Planungen zusätzlichen Platz für die Verwaltung vor. Die unteren Stockwerke sind weiterhin größtenteils fürs Parken gedacht.

Eine Begrünung der Fassade ist eine Option, wie sich das Rössle künftig von außen präsentieren könnte. Visualisierung: Andreas Flöß
Eine Begrünung der Fassade ist eine Option, wie sich das Rössle künftig von außen präsentieren könnte. Visualisierung: Andreas Flöß | Bild: andreas flöß

Das sagen die Gemeinderäte

Große Zustimmung zeigte sich im Gemeinderat zu den vorgestellten Planungen. „Eine gute Strategie für die Zukunft“, urteilte CDU-Fraktionschef Dirk Sautter. Zustimmung kam auch aus dem Lager Freien Wähler: Veronika Bastian zeigte sich zufrieden damit, dass mit der jetzt gefundenen Lösung nicht zu viel graue Energie verschleudert werde.

Olaf Barth (AfD) sprach von einer „genialen Umsetzung“ der Pläne. Der SPD-Fraktionssprecher Nicola Schurr erkennt in diesen Planungen „die Stadt der Zukunft“ und einen Voraussetzung für ein gutes Miteinander.

Große Bedenken wegen der Kosten

Inhaltlich können sich auch die Grünen und die FDP mit dem Vorschlag anfreunden, doch gibt es dort erhebliche Bedenken wegen der entstehenden Kosten. „Der teuerste Beschluss, den der Gemeinderat je getroffen hat“, sagte der Grünen-Fraktionschef Oskar Hahn mit Blick auf städtische Ausgaben in Höhe von mehr als 70 Millionen Euro.

Er wie auch sein Fraktionskollege Armin Schott kritisieren, dass die Planungen zu lange in nichtöffentlicher Sitzung vorangetrieben worden seien und dass die Einwohner erst dann im Rahmen eines Besichtigungstermins am Sonntag, 28. September, informiert werden. Wenn die Entscheidung bereits gefallen ist.

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Der Behandlung in öffentlicher Sitzung war zuletzt ein ungewöhnliches Vorgehen der Verwaltung vorangegangen: Statt die Sitzungsunterlagen wie üblich eine Woche vor der Sitzung öffentlich zu machen, tauchten sie im Ratsinformationssystem der Stadt erst einen Tag von der Gemeinderatssitzung auf.

Klare Mehrheit für die vorgestellten Pläne

Vorbehalte kamen auch aus der FDP-Fraktion: „Eine Frage ist nicht beantwortet: Wie finanzieren wir das Ganze“, kritisierte Frank Bonath. Ihm fehlen „die finanziellen Fakten“, auf deren Grundlage er über die großen Rössle-Pläne entscheiden könne. Das Projekt hätte aus seiner Sicht erst im Rahmen der Haushaltsberatungen beschlossen werden dürfen.

Dieser kritischen Sicht der Dinge wollten sich freilich in der Abstimmung nach zweieinhalbstündiger Beratung nur wenige anschließen: Die vorgestellten Pläne erhielten 28 Ja-Stimmen und nur drei Ablehnungen bei drei Enthaltungen, womit der Startschuss für die Umsetzung gefallen ist.

Gleichzeitig beschloss der Gemeinderat mit etwas weniger deutlichen Mehrheiten, die Gebäude der Städtischen Galerie sowie des Uhren- und Heimatmuseums zu veräußern und somit einem entsprechenden Antrag der CDU zu folgen.