Auf 1000 Einwohner, die in Villingen-Schwenningen leben, kommen nach den jüngsten Erhebungen 640 Autos. Etwa 90 mehr als noch vor fünfzehn Jahren.
Dennoch gibt es weiterhin Menschen, die freiwillig auf ein eigenes Auto verzichten und ihre Wege mit dem Öffentlichen Personennahverkehr, mit dem Rad und zu Fuß bewältigen. Ab und zu brauchen aber auch sie ein Auto. Was dann?
Stefan Eckert kennt das: Er selbst besitzt auch kein Auto. Hat aber eine Lösung entwickelt.
„Es gibt zwar Möglichkeiten, über eine Autovermietung ein Fahrzeug zu mieten, teils sogar stündlich, aber das ist vergleichsweise teuer“, sagt Stefan Eckert.
Ein Angebot, das seit 2003 fehlt
Eine mögliche Alternative wäre ein Modell des privaten Carsharings, also das Teilen (Englisch: sharing) eines Autos (car) unter Nachbarn oder Bekannten.
„Weil es hier in der Stadt allerdings schon seit dem Jahr 2003 kein solches Angebot mehr gibt, habe ich mir schon länger Gedanken dazu gemacht und bin vor zwei Jahren schließlich mit einer entsprechenden selbst entwickelten Internet-Plattform an den Start gegangen“, sagt Stefan Eckert.
Drei Autobesitzer machen schon mit
NachCarsharing nennt er sein Projekt seither, ein Kunstwort aus dem deutschen Wort Nachbarschaft und carsharing. Dieses erprobte er seit November 2023 zuerst mit einem Wohnprojekt bei Wangen und führte es schließlich 2025 auch in Villingen-Schwenningen ein, wo sich bisher drei Autoeigentümer auf der internetbasierten Plattform eingetragen haben.
Nach diesem Start möchte Stefan Eckert sein Projekt in der Stadt und der Region bekannter machen. „Je mehr Eigentümer von Autos sich beteiligen, desto größer wird der Nutzen für alle“, ist er überzeugt.
Dabei, so Eckert, könne jeder, der sein Auto anderen zur Verfügung stellt, selbst entscheiden, ob er oder sie eine Kilometerpauschale oder einen Stundensatz verlange oder auch eine Kombination von beidem.
Rechtliches ist auch berücksichtigt
Rechtliche Fragen wie die Haftung bei eventuellen Unfällen werden dabei genauso berücksichtigt wie die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmer an dem Projekt. Auf der Homepage erläutert Eckert ausführlich, was man mit der Versicherung abklären oder gegebenenfalls im Vertrag ändern muss, um das Auto an Dritte zu verleihen.
Die Abrechnung der Fahrten erledigt die Web-App mit einem Klick, die Geldbeträge müssen dann allerdings klassisch per Überweisung beglichen werden.
Wer von dieser Lösung profitiert
Seine Idee des NachCarsharing sieht Eckert als eine Art Graswurzelangebot. Das solle sich von unten her entwickeln.
„Wer Carsharing macht, tut das, weil er oder sie hauptsächlich mit dem Rad und dem öffentlichen Verkehr statt mit dem Auto fahren will.“ Da aber auch der hartnäckigste Autoverweigerer ab und an ein solches brauche, sei die Möglichkeit des Carsharings die vernünftigste für alle.
„Der Autoeigentümer wird durch die Leihgebühren beim Unterhalt seines Fahrzeugs unterstützt, der Mitnutzer bekommt einen fahrbaren Untersatz zu günstigen Konditionen, eine klassische win-win-Situation“, so Eckert. Und langfristig hilft dies, die Schwemme an Kraftfahrzeugen, die jährlich zunimmt, einzudämmen.
Ohne Grundvertrauen geht es nicht
„Voraussetzung für die Teilnahme am Nachcarsharing ist allerdings die Bereitschaft, sich gegenseitig kennenzulernen und ein gewisses Grundvertrauen in seine Mitmenschen zu haben“, sagt Stefan Eckert.
Denn auch darauf beruht seine Idee und die daraus resultierende Wortschöpfung. Wenn in einem Wohngebiet mit 1000 Bewohnern 100 Autos auf den Parkplätzen und in den Garagen meist ungenutzt herumstehen, dann wäre es doch sinnvoll, wenn alle Nachbarn sich untereinander absprechen würden, wer welches Fahrzeug wann nutzen möchte.
Homepage ermöglicht Vernetzung
„Das ist ein Traum, natürlich, aber es würde unsere Umwelt enorm entlasten“, ist Eckert überzeugt. Und ergänzt: „Die Menschen müssen dazu allerdings erst einmal miteinander in Kontakt und ins Gespräch kommen. Über die Homepage kommt genau dieses in Gang, man tauscht sich aus über die gegenseitigen Bedürfnisse und auch Fragen.“