Bad Dürrheim „Demenz – Mensch sein und bleiben“: So lautet das Motto des diesjährigen Welt-Alzheimertages, zu dem die Bad Dürrheimer Nachbarschaftshilfe „Hilfe mit Herz und Hand“ eingeladen hatte. Mehr als 80 interessierte Zuhörer waren der Einladung gerne gefolgt, hatten die Organisatoren um die Vorsitzende des Vereins Ingrid Krickl mit Michael Wissussek doch einen Referenten eingeladen, der zu einer ganz besonderen Herangehensweise im Umgang mit dementen Menschen rät.
Das Zauberwort heißt Liebe, Liebe und nochmals Liebe, so Dozent Michael Wissussek, der in leidvoller Erfahrung auf die eigene Kindheit zurückblickt, als das Thema Demenz in seiner Familie eine Rolle spielte. Die Gesellschaft müsse im Umgang mit den Betroffenen, die nicht wirklich erkrankt sind, sondern nur in ihrer eigenen Welt, der Anderwelt, leben, einen anderen Umgang pflegen. Bei ihm bekomme das Wort „verrückt“ eine andere Bedeutung. Bei diesen in der Regel immer liebevollen Menschen sei eben etwas ver-rückt. Alt sein bedeute heute allerdings, mitten im Leben zu stehen und dabei zu sein, so Wissussek – und Menschen in Stresssituationen reagieren – insbesondere, wenn sich wegen ihres Alters die kognitiven Fähigkeiten verändern – anders als erwartet.
Jetzt sei es wichtig, so Wissussek, ruhig und gelassen zu reagieren. Auf keinen Fall sollte man aggressiv reagieren, sonst verschließt man sich den Zugang zu diesen meist geliebten Menschen. „Wer im Nebel sucht, sollte wenigstens Hoffnung finden – unsere Hand“, schreibt Michael Wissussek in seinem Buch, das den Titel „Seitenblicke der Demenz“ trägt, die Notwendigkeiten im Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen: „Behandeln Sie diese liebevoll, denn sie brauchen keine Pflege, sondern Freunde.“ Wobei der Buchautor nicht unerwähnt lässt, dass die unterschiedlichen Grade der Demenz auch unterschiedlichen Umgang mit dem Menschen verlangt. Bereits bei mittlerer Demenz verliert der Erkrankte schon einmal die Fähigkeit des räumlichen Sehens, das Sichtfeld wird eingeschränkt, das Schmerzempfinden wird vermindert und eine hohe Weglauftendenz ist ein weiteres Kennzeichen einsetzender Demenz. Demenz auch der schweren Art sei aber nicht zwangsläufig mit Aggression verbunden und ist nicht ansteckend. Der „verrückte Professor“, wie der Dozent die an Demenzkranken gerne nennt, lebe lediglich in einer anderen Welt, seiner „Anderwelt“ eben.
Gerne nahmen die Gäste, die der Einladung der Nachbarschaftshilfe gefolgt waren, die von Humanität geprägten Ausführungen und Verhaltungsempfehlungen des Buchautors und Dozenten Michael Wissussek an und ließen sich gerne auch sein Buch signieren. Zuvor hatte Bürgermeister Jonathan Berggötz dem Nachbarschaftshilfeverein seinen Dank ausgesprochen für das soziale Engagement: „Ich bin beeindruckt vom riesigen Interesse“, so der Schultes.