Seit 24 Jahren lenkt er die Geschicke seiner Gemeinde – und von Amtsmüdigkeit ist keine Spur. Im Gegenteil: „Ich bin mit Leib und Seele Bürgermeister und liebe meinen Beruf nach wie vor“, sagt Martin Rupp an diesem strahlenden Spätsommervormittag auf dem Bänkchen am Bermatinger Bouleplatz. Am Sonntag, 12. Oktober, kandidiert er erneut, dann für eine vierte Amtszeit.
Er sieht das Amt auch als Verpflichtung
Wenn der 54-Jährige von seinem „Traumberuf“ spricht, dann glaubt man ihm das. Er tut dies in der ihm eigenen ruhigen Art, nicht enthusiastisch, sondern sehr besonnen und reflektierend. Er wisse sehr wohl, sagt er, dass dieser Beruf ein „Wahlamt“ sei, verliehen auf acht Jahre vom Bürger. Dieser Verantwortung und auch der damit einhergehenden Verpflichtung sei er sich von jeher bewusst gewesen und sei dies auch heute noch. Befragt nach seiner Motivation, nimmt er sich einige Sekunden Zeit. „Ich bin gerne für andere da“, sagt er dann, „und ich stelle mich gerne in den Dienst an der Allgemeinheit“.

24 Jahre sind eine lange Zeit, etwa ein Drittel eines Menschenlebens. Mit seinem knappen Vierteljahrhundert im Amt ist Rupp inzwischen auch der dienstälteste Bürgermeister im Bodenseekreis. Darauf verweist er durchaus selbstbewusst: „Diese Erfahrung biete ich an, ebenso wie mein großes Netzwerk in vielen Gremien auf Gemeinde- und Kreisebene.“
Zum ersten Mal hat Rupp Mitbewerber
Eines ist diesmal jedoch neu für ihn gegenüber seinen vergangenen beiden Wiederwahlen 2009 und 2017: Diesmal hat er mit Patrick Jonischkeit und Alexander Maul zwei Mitbewerber. 2009 und 2017 war er jeweils der einzige Kandidat und hatte beide Wahlen mit 95 respektive 98 Prozent der gültigen abgegebenen Stimmen ungefährdet für sich entschieden. Für seinen Wahlkampf, sagt er, mache dies aber keinen Unterschied. Er wolle einen fairen Wahlkampf, zu seinen Mitbewerbern (“Ich mag den Begriff Gegenkandidaten nicht“) werde er sich nicht äußern: „Ich werbe bei meinen Veranstaltungen nur für mich selbst und mit meinen Leistungen in den vergangenen 24 Jahren.“ Grundsätzlich finde er es gut, dass es diesmal Mitbewerber gebe. „Damit haben die Bürger nun eine echte Auswahl im Sinne der Demokratie.“
Auch in den kommenden acht Jahren wolle er die „vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Gemeinde- und Ortschaftsräten und mit den Vereinsvorständen fortführen, zum Wohl von Bermatingen und auf der Grundlage einer soliden Finanzpolitik“. Daher laute sein Slogan auch: „Bermatingen gemeinsam erfolgreich weiterentwickeln.“
Das sind seine wichtigsten Ziele
Doch welche Ziele setzt er sich konkret für seine dann vierte Amtszeit? Fünf Themen und Projekte seien ihm besonders wichtig, wobei er betont, dass „eine Gemeinde nie fertig“ sei. Ganz oben stehe für ihn das Wohnprojekt In der Breite. „Dieses Projekt möchte ich zum Erfolg führen“, sagt er. Mit dem neuen Partner befinde man sich auf einem guten Weg, es lägen so gut wie baugesuchsreife Pläne vor und er hoffe auf einen Baubeginn im nächsten Sommer.

Ein weiteres wichtiges „Zukunftsthema“ sei für ihn der Neubau des Feuerwehrgerätehauses. Dort wolle er auch eine Art Führungs- und Lagezentrum einrichten, um in Krisenfällen wie etwa einem Starkregenereignis rasch reagieren zu können. Familien- und Kinderbetreuungsthemen lägen ihm außerdem immer am Herzen. Mit den Betreuungsangeboten habe man in Bermatingen schon früh begonnen. Dieses Angebot zu bewahren und weiterzuentwickeln, auch mit der Kirche, sei ein weiteres Ziel.

Weiterhin müssten für Rathaus und Verwaltung mehr Räume geschaffen werden. „Rathausräume im ‚Adler‘ wären für mich nach wie vor wünschenswert“, nennt Rupp einen möglichen Lösungsansatz. Sein fünftes wichtiges Ziel, das er sich auf seine Agenda für die nächste Amtszeit gesetzt hat, sei der Gemeindeentwicklungsplan, der aktuell bis 2025 ausformuliert ist. „Den möchte ich gleich nächstes Jahr fortschreiben bis 2040.“ Dafür wolle er auch nochmals einen breiten Bürgerbeteiligungsprozess aufsetzen.
Schwierige Zeiten im Wirtschaftsleben
Mit Sorge sieht Rupp die zuletzt heiklen wirtschaftlichen Entwicklungen in der Gemeinde, beispielsweise die Insolvenz der Maschinenfabrik und die Entscheidung des Markgrafen, 20 Hektar seiner Weinbaufläche roden zu lassen. Er empfinde sich selbst schon als „oberen Wirtschaftsförderer der Gemeinde“ und stehe daher in engem Austausch mit allen Beteiligten.

15 Hektar Weinbaufläche hat die Gemeinde noch, bewirtschaftet von Winzer Mathias Dilger. Insofern hätten die Rodungen durchaus Außenwirkung gehabt auf das Image von Bermatingen als Weinbaugemeinde. „Ich habe selbst lange für den Erhalt der Rebflächen gekämpft“, betont Rupp. Am Ende sei es aber eine wirtschaftliche Entscheidung des Markgrafen gewesen.

Rupp: „Es ist für mich noch viel zu früh, um aufzuhören“
Was er sich für den Wahltag wünsche? Vor allem eine möglichst hohe Wahlbeteiligung – und natürlich eine kräftige Unterstützung für ihn selbst. „Denn eine hohe Wahlbeteiligung ist ja immer auch eine Legitimation und eine Wertschätzung für die geleistete Arbeit“, sagt Rupp. Bis zum 12. Oktober wolle er noch intensiv für sich und seine Arbeit werben.
Den Bürgern wolle er versichern: „Es ist für mich noch viel zu früh, aufzuhören.“ Werde er wiedergewählt, werde er selbstverständlich auch wieder die komplette Amtsperiode absolvieren. Dann wäre er 62. Und dann die Pension? Auch das müsse nicht sein, sagt Rupp: Sofern die Gesundheit mitspiele, sehe er Stand jetzt keinen Grund für einen frühen Ruhestand.