Das Ende des achtjährigen Dornröschenschlafes des Bischofschlosses rückt näher, die geplante Wohnnutzung wird konkret: Einstimmig hat der Gemeinderat am Dienstagabend die Verwaltung beauftragt, mit der Firma Wohnwert Denkmal Verkaufsverhandlungen aufzunehmen. Auch bei der ersten öffentlichen Behandlung des Themas im Rat wurden noch keine Angaben zum angestrebten Verkaufspreis gemacht. Wenn die Verträge unterschrieben seien, werde man den Preis nennen, sagte Bürgermeister Georg Riedmann.
33 bis 38 Wohnungen geplant
Bernd Schatz, Björn Hergesell und Christian Schwär als Vertreter der Überlinger Investorengruppe hatten vor dem Beschluss die Detailplanung vorgestellt. Demnach sind 33 bis 38 Wohneinheiten zu Größen von 55 bis 75 Quadratmetern geplant, die die Wohnwert Denkmal in den freien Verkauf bringen möchte. Erfahrungsgemäß würden bei solchen Vorhaben rund 80 Prozent der Wohnungen dann als Kapitalanlage erworben und weitervermietet, sagte Hergesell, Prokurist und Immobilienentwickler bei Wohnwert Denkmal. Daher wolle er auch nicht von Eigentumswohnungen sprechen. „Der größte Teil der Wohnungen wird dem freien Wohnungsmarkt zur Verfügung gestellt werden“, sagte er.

In der Schlossscheuer, die ebenfalls saniert werden soll, soll die Gastronomie einziehen. Geplant ist eine Außenbewirtung sowohl auf dem Schlosshof als auch auf der Rückseite am Schlosshang. Der Schlosshof selbst bleibt frei zugänglich. Diese beiden Punkte waren auch die einzigen bindenden Vorgaben der Stadt.
Parkgarage-Verlust soll mit Kaufpreis verrechnet werden
Auch die Parkgarage des Schlosses gehört mit zum Verkaufspaket. Hier präsentierte Hergesell eine Detailrechnung, nach der die Investoren am Ende einen Verlust von 1,3 Millionen Euro verbuchen würden, wenn man Kaufpreis und Sanierung mit dem Verkaufserlös der Stellplätze gegenrechne. Dieser Verlust, so deutete er an, müsse dann wieder in den Gesamtkaufpreis des Schlosses eingerechnet werden.

Verweis auf finanzkräftige Kapitalpartner
Ausführlich legte Hergesell dar, weshalb Stadt und Rat mit der Wohnwert Denkmal auf das richtige Pferd setzen würden. Er präsentierte Referenzen anderer bereits realisierter Denkmalsanierungen, unter anderem auch den Weingartener Hof in der Talstraße, ging eingehend auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Firma ein und verwies auf finanzkräftige Kapitalpartner im Hintergrund. Seine 15-minütige Präsentation in sieben Worte gefasst: Wir können das. Wir haben das Geld.
Bernd Schatz, Geschäftsführer der Wohnwert Denkmal, stellte kurz die Finanzkanzlei am See vor, die für die Firma das Kapital generiert und verwaltet: Rund 60 Mitarbeiter, 180 Millionen Euro, die man für Kunden betreue. Für die Planerseite informierte Architekt Schwär, dass in der Niederlassung in Schallstadt 38 Planer und Architekten die Sanierungsprojekte umsetzen würden.

Luxuswohnungen? „Blödsinn“
Grundsätzlich wurde Hergesell nochmal, als es um das Thema Luxus oder nicht ging. Die Überschrift ‚40 Luxuswohnungen im Schloss?‘ im Vorbericht des SÜDKURIER habe ihm nicht gepasst, sagte er. „Das ist, sorry für die ehrlichen Worte, Blödsinn.“ Bei einem angestrebten Quadratmeterpreis von 6000 bis 7000 Euro würden sich auch Normalbürger die Wohnungen leisten können, „auch ein Lehrer-Paar zum Beispiel“. Er widersprach auch FW-Rat Jens Neumann, der angemerkt hatte, dass dies dann doch teurer Wohnraum wäre. „Da haben Sie nicht recht, unsere Preise sind marktgerecht und liegen sogar häufig unter denen von Neubauten.“ Generell gebe der Markt die Preise vor, andernfalls könne man den Wohnraum ja auch nicht verkaufen.
Fraktionen überzeugt von den Plänen
Die Pläne stießen bei den Fraktionen auf einhellige Zustimmung. Er wünsche den Investoren „eine glückliche Hand“, sagte FW-Chef Dietmar Bitzenhofer. Auch CDU-Chefin Kerstin Mock sprach von einer am Ende „guten Lösung“: „Damit bleibt der Stadt der finanzielle Handlungsspielraum erhalten.“ Uwe Achilles, Fraktionschef SPD/Grüne, bezeichnete Vorstellung und Konzept als „nachvollziehbar und umsetzbar“. Zudem seien Wohnungen auch eine Art öffentlicher Nutzung. „Wir freuen uns, dass wir Investoren haben, die gute Referenzen haben und unterstützen das Vorhaben“, sagte UWG-Chef Joachim Mutschler. Für die FDP betonte Rolf Haas: „Wir müssen im Interesse der Stadt und des Objektes entscheiden.“

Debatte über Ferienwohnungen und Airbnb
Zuvor hatte es noch eine Debatte darüber gegeben, ob es wünschenswert sei oder nicht, falls viele der Wohnungen als Ferienwohnungen oder Airbnb-Appartements genutzt werden würden. Wolle man dies nicht, müsse man dies in einen Durchführungsvertrag aufnehmen, sagte Hergesell. Eine Nutzungsuntersagung für Ferienwohnungen könne jedoch nur die Stadt verfügen. „Unser Ziel ist: keine Airbnb-Wohnungen, denn das wollen wir auch nicht“, sagte Hergesell.
Die überwiegende Mehrheit im Gremium sah indessen kein Problem. Haas wies darauf hin, dass das Schloss früher ja auch schon ein Hotel gewesen sei. Achilles sagte, er habe im innerstädtischen Bereich überhaupt kein Problem mit Ferienwohnungen, im „Adler“ seien ja schließlich auch Appartements eingerichtet worden. Auch Mock und Mutschler gaben sich nicht gänzlich abgeneigt. Hintergrund der Debatte war auch der Umstand, dass es im von Wohnwert Denkmal vermarkteten Weingartener Hof offenbar Ärger mit Nachbarn gibt, weil einige der Wohneinheiten über Ferienwohnungsportale angeboten würden und es immer wieder zu Unannehmlichkeiten und Ruhestörungen käme. Nach einstündiger Vorstellung und Aussprache gab der Rat grünes Licht für einen Verkauf des Schlosses.