Der Schauspieler und Autor Oliver Wnuk kommt zum Auftakt der neuen Theater-Saison am Freitag, 19. September, um 20 Uhr in die Alte Fabrik Mühlhofen. Wir haben mit dem gebürtigen Konstanzer über sein Programm und den neuen Stromberg-Film gesprochen und nachfragt, was für ihn Heimat ist.
Herr Wnuk, Sie kommen am 19. September mit Ihrem Programm „Wnuk denkt laut und liest was vor“ in die Alte Fabrik Mühlhofen. Der zweite Satz des Programms lautet ja „Besser wird‘s nicht – die autobiographisch eingetunkte Leseshow“. Was ist darunter zu verstehen?
„Besser wird‘s nicht“ ist der Titel meines neuen Buches, das im Januar erscheinen wird, und auch irgendwie das Motto meines 50. Geburtstages, der ebenfalls im Januar sein wird. Und die autobiographisch eingetunkte Leseshow bedeutet, dass es keineswegs nur eine schnöde Lesung sein wird, sondern ich von den Geschicken und Missgeschicken in meinem Leben erzähle. Das Programm gibt es ja erst seit etwa eineinhalb Jahren. Ich habe aber vor, es so lange zu spielen, bis ich umfalle.
Wie meinen Sie das?
Das Programm ist absolut zeitlos – natürlich mit wechselnder Textbesetzung. Ich habe jetzt schon wieder ein Drittel neue Inhalte drin im Vergleich zu den letzten Auftritten vor drei oder vier Monaten. Ich kann darauf eingehen, auf was ich Lust habe und was mich gerade in der Welt geschieht. beschäftigt.
Und um was geht es konkret in Mühlhofen?
Da geht es beispielsweise darum, ob es Sinn macht, sich mit 50 noch eine Partnerin zu suchen oder doch lieber gleich eine Pflegerin. Natürlich geht es um Heimat durch meine Verbindung mit dem Bodensee; was bedeutet Heimat und was hat es für einen Stellenwert. Außerdem geht es um sexuelle Identitäten, um Stress und Freundschaften, um stressige Freundschaften und um meinen Job als Fernseh-Kommissar, der ein hundertprozentige Erfolgsquote hat, die mir im Privatleben leider nicht beschert wird. Es geht hoffentlich einfach um viele Dinge, mit denen sich auch ein Mühlhofener identifizieren kann. Außer das mit dem Fernsehkommissar vielleicht. (lacht)
Sie haben gesagt, der Abend sei keine klassische Lesung.
Nein, es geht nicht darum, nur etwas vorzulesen. Natürlich habe ich einen Text in der Hand, aber sagen wir es mal so: ich durchlebe den Text und vielleicht auch in den Dialog mit dem Zuschauer. Und ich gehe natürlich in den Dialog mit den Zuschauern.
Sie haben sich in der Vergangenheit sehr viel mit dem Begriff Heimat beschäftigt. Konstanz haben Sie mal ihre „Vaterstadt“ genannt. Allerdings sagten Sie auch, dass für Sie Heimat da sei, wo Sie sind. Was ist Heimat für Sie?
Wenn man auf die Reise geht und sich fragt, was Heimat ist, dann kommt man irgendwann mal auf den Trichter, dass es kaum ein Ort sein kann. Man kann sich irgendwo zuhause fühlen. Dass es ein Ort ist, kann durchaus höchstens eine Hilfestellung sein, um zu sich selbst zu finden. Wahre Heimat ist aber kein findet man wohl weder an einem Ort, noch bei einer und keine Person.
Sie haben nach wie vor eine unglaubliche Bindung zu Konstanz. Sie haben unter anderem schon drei Filme dort gedreht, einen Roman verfasst, der dort handelt und jetzt an ihrer ehemaligen Schule auch noch ein Theater-Großprojekt gestartet. Was verbirgt sich hinter dem Projekt „Wir:Jetzt:Hier“?
Ich arbeite für die Mental-Mentor-Stiftung als Botschafter. Sie wurde von Ihrer Majestät Königin von Schweden gegründet und ist in Deutschland auf der Insel Mainau beheimatet. Das Angebot richtet sich für Jugendliche in der Pubertät zwischen 13 und 17 Jahren. Im Zuge dessen möchte ich gemeinsam mit meiner Regieassistentin und einer Theaterpädagogin, mit einer Gruppe solcher Jugendlichen ein Jahr lang erarbeiten, was sie bewegt, wovor sie Angst haben und welche Visionen sie haben. Neben meiner Arbeit als Mentor soll es im Herbst 2026 drei Aufführungen im Bodenseeforum mit diesen Inhalten geben. Geplant ist ein Theater und die Vertonung des Stückes durch die Bodensee Philharmonie. Die BodenseePhilharmonie wird auch Teil des Abends sein. Wir sind hier aber erst ganz am Anfang des Projektes.
Sie sind ja als Schauspieler, Schriftsteller, Autor, Drehbuch-, Kinderbuch und Hörspielautor sowie als Hörspielsprecher unterwegs. Welche Rolle liegt Ihnen ganz besonders am Herzen?
Ich sehe mich eher als kreativer Unternehmer. Es kommt schon mal vor, dass ich an einem Tag drei oder vier verschiedene Dinge mache. Ich liebe es, wenn ich viele Bälle in der Luft habe. Ich schiebe gerne viele Projekte an, damit eines am Ende funktioniert. Es gibt Zeiten, da klappt gar nichts und Zeiten, da klappt nahezu alles. Und aktuell ist es gerade so, dass vieles, was ich angeschoben habe, funktioniert. Deshalb muss ich gerade viele Bälle in der Luft halten. Ich freue mich aber riesig, dass ich so viele Sachen machen darf.
Ein Thema muss angesprochen werden: Ihren Durchbruch feierten Sie 2004 als Ulf Steinke in der Serie „Stromberg“. Am 4. Dezember feiert der zweite Kinofilm „Stromberg – wieder alles wie immer“ Premiere. Wie kam es zu diesem Revival?
Irgendwie kam die Idee auf den Tisch, dass man einen zweiten Stromberg-Kinofilm drehen könnte. Und das ganze Team hatte irgendwie ziemlich schnell große Lust darauf. Das größte Problem war dann die Terminfindung des Drehs (lacht). Als wir dann alle zusammen an einem Tisch saßen, war das richtig toll.
Seit dem ersten Film 2014 haben sich unsere Gesellschaft und auch der Humor gewaltig verändert. War die inhaltliche Umsetzung des Films deshalb schwieriger?
Das ist auf jeden Fall auch ein Thema im Film. Aber der Humor hat sich eigentlich recht gut gehalten, auch wenn an einigen Stellschrauben gedreht wurde. Es ist aber auch interessant zu sehen, was mit der Figur Stromberg und seinem Gefolge in so einer Zeit passiert, in der es heißt, man darf nicht mehr über alles lachen. Es wird sicher die eine oder andere Überraschung dabei sein.
Und was wünschen Sie sich für Ihr Gastspiel am 19. September in der Akten Fabrik Mühlhofen?
Ich habe das Programm schon drei oder vier Monate nicht mehr gespielt und es ist viel Neues drin. Damit ist Mühlhofen so etwas wie ein Auftakt für mich. Ich hoffe, dass die Hütte voll ist, dass die Leute lachen, den einen oder anderen Gedanken mit nachhause nehmen und dann weiter darüber nachdenken werden.
Die Fragen stellte Reiner Jäckle