Das Bischofschloss, das Wahrzeichen Markdorfs seit Jahrhunderten, bald ein Domizil nur noch für Kapitalanleger und solvente Mieter? 33 bis 38 Wohnungen und dann nur noch das Restaurant und der Rittersaal im Turm frei zugänglich? Was sicherlich nicht jedem alteingesessenen Markdorfer schmecken wird, ist aber ein Akt der Notwendigkeit und davon abgesehen auch kein Weltuntergang – im Gegenteil.
Seit dem Bürgerentscheid, der im Dezember 2018 mit hauchdünner Mehrheit den geplanten Umzug des Rathauses ins Schloss gekippt hatte, sucht die Stadt händeringend nach einer Zukunft für das denkmalgeschützte und stark sanierungsbedürftige Ensemble. Rund 100.000 Euro kostet inzwischen der jährliche Unterhalt und sanieren kann die Stadt es nicht, weil dafür kein Geld da ist. Vor zwei Jahren wurde dann der Investorenwettbewerb gestartet. Ohne Ergebnis.
In diesen Zeiten durchaus ein Wagnis
Daran hatte vor allem die allgemeine wirtschaftliche Lage ihren Anteil: Wer tut sich in diesen extrem unsicheren Zeiten, in denen man heute nicht weiß, welche Hiobsbotschaften morgen auf dem Parkett aufschlagen – Zölle, neue Kriegsschauplätze, geopolitische Verwerfungen, die die Märkte in eine Abwärtsspirale stoßen –, ein solches Wagnis an? Zuerst einen deutlichen zweistelligen Millionenbetrag für die Sanierung aufbringen, dann nochmals eine ähnliche Summe für den Umbau für eine neue Nutzung, die wiederum die Investitionen zeitnah refinanzieren muss. Überraschend war es keineswegs, dass so lange kein ernsthafter Interessent im Rathaus vorstellig wurde.
Ohne Verkauf kein Leben im Schloss
Das nun vorliegende Angebot ist eines, das Verwaltung und Gemeinderat nun zu Recht in konkrete Verhandlungen überführt haben. Auch wenn das Schloss sicherlich für einen eher symbolischen Betrag verkauft werden wird, fern der 3,85 Millionen Euro, die die Stadt 2016 an den damaligen Schlossbesitzer Albert Weber gezahlt hatte. Der Investor Wohnwert Denkmal ist seriös, er hat Erfahrung in der Sanierung und Vermarktung denkmalgeschützter Immobilien und er kommt zudem noch direkt aus der Nachbarschaft.
Eine wohnwirtschaftliche Nutzung ist objektiv betrachtet wohl die sinnvollste, weil es als die erfolgversprechendste Option erscheint. Und: Sollten viele Wohnungen als Ferienwohnungen vermietet werden, was schadet das der Stadt? Auch Feriengäste sorgen für Frequenz in Handel und Gastronomie. Rathaus und Investor ist zu wünschen, dass sie zusammenfinden. Andernfalls wird im Schloss noch in Jahren kein Leben wieder einkehren.