Im Raum Stuttgart tobt die blutige Fehde zweier rivalisierender Gruppen bereits im dritten Jahr. Mehr als 130 Jahre Haft hat vor allem das Stuttgarter Landgericht gegen ihre Anhänger verhängt. Nun könnten noch einige dazu kommen, wenn es nach dem Wunsch der Staatsanwaltschaft geht.

Denn rund zwei Jahre nach dem Anschlag auf einen Mann im Stadtteil Vaihingen wird am Mittwoch (15.00 Uhr) ein Urteil gegen einen zur Tatzeit 25-Jährigen gesprochen. Er soll im Rahmen des Bandenkriegs seinen 31 Jahre alten Rivalen überfahren und lebensgefährlich verletzt haben.

Dem Angeklagten wird versuchter Totschlag vorgeworfen

Im Oktober 2023 soll er laut Staatsanwaltschaft gemeinsam mit vier Komplizen den Anhänger der gegnerischen Gruppierung attackiert haben. Weil das Opfer die Flucht ergriffen habe, habe der Angeklagte Gas gegeben und den Mann angefahren, um ihn umzubringen – der Tacho erreichte dabei laut Landgericht bis zu 64 Kilometer pro Stunde. Danach tauchte der Verdächtige laut Staatsanwaltschaft in der Türkei unter, er wurde aber festgenommen und ein Jahr später ausgeliefert.

Dem Angeklagten wird versuchter Totschlag vorgeworfen. Laut Gericht liegt das Opfer seit der Tat im Wachkoma, aus dem es höchstwahrscheinlich nicht mehr zurückkehren wird.

Fehde tobt seit mehr als drei Jahren

Die Staatsanwältin fordert zehn Jahre Freiheitsstrafe wegen schwerer Körperverletzung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung und versuchten Totschlags. Der Nebenklagevertreter beantragte 15 Jahre Freiheitsstrafe wegen versuchten Mordes. Auf maximal neun Jahre Freiheitsstrafe plädierte der Verteidiger des Mannes.

Die Fehde tobt seit Mitte 2022. Höhepunkt der Auseinandersetzungen war bislang der Anschlag mit einer Handgranate auf eine Trauergemeinde in Altbach (Kreis Esslingen) mit mindestens 15 Verletzten. Nach einer früheren Schätzung des Landeskriminalamts gehörten den Gruppen einst mehr als 500 junge Menschen als Unterstützer, Mitläufer oder auch Führungsleute an. (dpa)