„Jetzt besprechen Sie sich erstmal mit Ihrem Mandanten. Das ist hier ein heilloses Durcheinander“, fasst Oberstaatsanwalt Christian Lorenz kurz vor Ende des ersten Prozesstages im Fall der Dettighofener Brandstiftung das vorangegangene Gespräch zusammen. Tatsächlich wirkten die Ausführungen des 36-jährigen Angeklagten konfus. Der muss sich vor der ersten großen Strafkammer des Landgerichts Waldshut-Tiengen wegen des Vorwurfs der schweren Brandstiftung und versuchter Brandstiftung verantworten.
Bewohnerin entkommt den Flammen
In der Anklage legt die Staatsanwaltschaft dem Beschuldigten zum einen zur Last, am Abend des 13. März eine Dose mit Epoxidharz an ein in Dettighofen abgestelltes Wohnmobil gestellt und angezündet zu haben. Allerdings habe die Brandlast der Dose nicht ausgereicht: Das Feuer sei erloschen, ohne auf das Wohnmobil überzugreifen. Strafbar als versuchte Brandstiftung.
Desweiteren soll der Angeklagte zwei Wochen später, am 27. März, gegen 23 Uhr in Dettighofen an einem Ökonomieteil an zwei Stellen Feuer gelegt haben. Das Übergreifen des Feuers auf das angebaute Wohnhaus habe er dabei billigend in Kauf genommen. Strafbar als schwere Brandstiftung.
Die schlafende Bewohnerin des Hauses sei durch eine Nachbarin geweckt worden und habe sich hinausretten können. Den Gebäudeschaden schätzt die Staatsanwaltschaft auf etwa eine halbe Million Euro, den Schaden an den darin gelagerten landwirtschaftlichen Geräten auf etwa 70.000 Euro.
Der Beschuldigte ist noch in der Nacht des Brandes festgenommen worden. Seit dem 29. März sitzt er in Untersuchungshaft.
Angeklagter beschwert sich über Vorwürfe
Laut Polizeiakte soll der heute 36-Jährige bereits im Jahr 2024 aufgefallen sein, als er einem Nachbarn einen Brandsatz auf das Grundstück geworfen habe. Der Angeklagte wehrte sich vor Gericht vehement gegen alle Vorwürfe: „Das ist eine juristische Frechheit hier.“
Da seine Pflichtverteidigerin mit dem Mandat überrascht worden sei, wolle sie sich vor einer Aussage zur Sache erst selbst in Ruhe mit dem Beschuldigten unterhalten. Erst danach werde feststehen, ob und welche Angaben der 36-Jährige vor der ersten großen Strafkammer des Landgerichts Waldshut-Tiengen treffen werde.
Zur Person machte der Beschuldigte hingegen bereits am ersten Prozesstag Angaben. Was daraus resultierte, war vor allem ein unglaubwürdiges Geflecht aus angeblich familiären Beziehungen zur Gates-Familie, der unter anderem Bill Gates angehört, dem Gründer des Softwareunternehmens Microsoft. Auch der Vorsitzende Richter Martin Hauser verstand die Angaben nicht: „Das sind eher Indizien dafür, dass bei Ihnen im Oberstübchen doch nicht alles ganz richtig ist.“
Bis Ende September ist ein psychologischer Sachverständiger damit beauftragt, ein Gutachten zu erstellen. Er verfolgte bereits am ersten Verhandlungstag die Gespräche vor Gericht.
Rückblick: Was ist in der Brandnacht geschehen?
Der Brand an einem Holzanbau in Dettighofen hatte am 27. März 2025 gegen 23 Uhr einen Großeinsatz ausgelöst. Mitglieder der Feuerwehren aus Dettighofen, Klettgau, Jestetten und Lauchringen kämpften gegen die Flammen. Ihnen war es gelungen, den Brand, der sich auf den Dachstuhl des Wohnhauses ausgebreitet hatte, unter Kontrolle zu bringen. Zusammen mit dem Technischen Hilfswerk (THW), dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) und der Polizei waren 84 Einsatzkräfte vor Ort.