In der diesjährigen Reihe kommunalpolitischer Sommergespräche ist es um die langfristige Perspektiven für Markdorf gegangen. Nun kommen abschließend die Freien Wähler zu Wort. Wieder lautet die Eingangsfrage, was sich Dietmar Bitzenhofer und Anton Brielmayer fürs Jahr 2035 für die Stadt wünschen.

Dietmar Bitzenhofer schmunzelnd und sagt: „Wir hoffen auf viele neue Sitze im Rat, sodass uns Freien Wählern 2035 der kleine Sitzungssaal im Rathaus nicht mehr ausreichen wird.“ Das Gespräch findet auf der Dachterrasse des Rathauses statt. Denn den Blick in die Zukunft wollten sie mit einem Rundblick über Markdorf beginnen: auf jüngst abgeschlossenen und aktuelle Bauprojekte der Gemeinde.

Die Freien Wähler haben Visionen

„Wir haben eine ganze Liste von Visionen“, kündigt Fraktionssprecher Bitzenhofer an. 2035 ist die Südumfahrung fertig und erlaubt ein entspanntes Miteinander von öffentlichem Personennahverkehr, Autos, Fußgängern und Fahrradfahrern – dies in der gesamtstädtischen Tempo-40-Zone.

„Das Thema Ortsumfahrung ist seit über 20 Jahren ein Dauerbrenner – obendrein ein Ärgernis“, erklärt Bitzenhofer mit Hinweis auf die sich weiter drehende Kostenspirale. Fatal wirke sich die die Stadt durchschneidende Bundesstraße 33 auch auf die Weiterentwicklung der Stadt aus – als ausbremsendes Hemmnis.

Wenn die Ortsumgehung erst da ist, wird die Bundesstraße die Stadt nicht mehr bei ihrer Entwicklung hemmen wie bisher, hoffen Dietmar ...
Wenn die Ortsumgehung erst da ist, wird die Bundesstraße die Stadt nicht mehr bei ihrer Entwicklung hemmen wie bisher, hoffen Dietmar Bitzenhofer und Anton Brielmayer. | Bild: Jörg Büsche

2035 sind alle großen Projekte fristgerecht abgearbeitet

Beim Rundblick von der Rathausterrasse kommen die beiden Freie-Wähler-Stadträte auf weitere Visionen: In naher Nachbarschaft zur Verwaltung, in der Weinsteige 2, steht ein Gebäude, das sich in städtischer Hand befinde. „Es ist beinahe spruchreif“, so Bitzenhofer, „dass die seit der Rathaussanierung in die Schlossscheuer verlegten Arbeitsplätze der Bauverwaltung dorthin verlegt werden“. Und die mit diesem Thema verbundene Zukunftsvision lautet: „Die großen Projekte der Stadt sind fristgerecht abgearbeitet, dabei aber im Kostenrahmen geblieben.“

Ein „Struktureffizienzprogramm“ habe in allen Ämtern gegriffen, sämtliche Abläufe seien im Griff, diverse Doppelstrukturen längst abgebaut. Dann schweift der Blick aus der Zukunft heraus wieder in die Ferne: In den Südosten der Stadt, wo der Kreis seinen neuen Wertstoffhof bauen wird – und wohin die Stadt bis 2035 wohl auch ihren neuen Bauhof verlegt haben wird.

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Abschied vom Hotel in der Eisenbahnstraße

Brielmayer und Bitzenhofer sprechen weitere Bauvorhaben an. Etwa das im Gemeinderat vorgestellte Hotel-Projekt in der Eisenbahnstraße. „Das ist wohl gestorben“, sagt Bitzenhofer, „im Detail sind mir die Gründe aber nicht bekannt.“ Er weist auf die aktuellen Bauarbeiten am Hexenturm, auf die demnächst beginnenden an der Touristinformation – und hofft: „dass die unendliche Baustelle Marktstraße in absehbarer Zeit zu einem Ende kommt“. Dass der „Adler“ fertig ist, freut die Stadträte ebenso wie der Abschluss der Grundschulsanierung in der Pestalozzistraße. Anton Brielmayer merkt aber an, „dass die Grundschule Leimbach nicht vergessen werden darf“ – wenn im Süden der Stadt die neue, dann dritte Markdorfer Grundschule entsteht.

Beim Thema neuer Rathausbrunnen äußern sich die Freie-Wähler-Stadträte nur zur Abwicklung. „Ohne solide Kostenberechnung in die Projektausführung zu gehen, ist dilettantisch“, formuliert Bitzenhofer. Bis 2035 sei das Geschichte. Und bis 2035 glänze Markdorf mit einem neu gestalteten Marktplatz „als belebter Mittelpunkt der attraktiven Altstadt“.

Zupackende Bürger – als Vision

Beim Thema innerstädtischer Einzelhandel wünscht sich Dietmar Bitzenhofer bis 2035 „mindestens den Erhalt des Status quo“. Worunter er ein „befriedigendes bis gutes Angebot in unserer 14000-Einwohner-Gemeinde“ versteht – durchaus mit “Luft nach oben“. Unzufrieden mache im Moment, dass zum Beispiel das „Depot“ geschlossen habe – und für die Ladenfläche kein Sportanbieter oder Haushaltswarengeschäft zu finden gewesen ist.

Für eine 14.000-Einwohnerstadt sei das Geschäftsangebot recht gut. Es sollte aber nicht weiter zurückgehen, sondern eher wachsen.
Für eine 14.000-Einwohnerstadt sei das Geschäftsangebot recht gut. Es sollte aber nicht weiter zurückgehen, sondern eher wachsen. | Bild: Jörg Büsche

Er fordert mehr Miteinander von Verwaltung, Einzelhandel, und Immobilieneigentümern. Sein Eindruck: Das Wir-Gefühl der Einzelhändler schwindet immer weiter. Ein Eindruck, den Anton Brielmayer ausweitet. „Viel-Ich-Gefühl und immer mehr Forderungen an die Gemeinschaft – das kann auf die Dauer nicht gut gehen.“ Konstruktive Kritik statt Nörgelei, „besser machen, statt besser wissen, vor allem mehr zupackende Bürgerbeteiligung“, schlägt Dietmar Bitzenhofer vor.

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Mehr Transparenz beim Finanziellen

Für alle künftige Projekte gilt: „Alles Umsetzten ist abhängig von der jeweiligen Finanzlage“, betont Dietmar Bitzenhofer. So sehe er bis auf Weiteres keine realistische Möglichkeit, dass Markdorf eine neue Stadthalle bekommt. „Wie finanzieren?“ fragt er. Schon im nächsten Jahr stehe eine Erhöhung der Kreisumlage an. Weitere Belastungen komme, falls der Kreis doch noch fürs Friedrichshafener Klinikum einspringen muss. „Gut und gerne zwei Millionen Euro“, so schätzt er. „Doch unsere Einnahmen stagnieren – was wir dringend brauchen, ist mehr Geld vom Staat.“ Gerade solche Zusammenhänge aber „müssen wir sehr viel besser erklären.“

Das Fahrradstraßenkonzept begrüßt Dietmar Bitzenhofer grundsätzlich, für die Hahnstraße sieht er es indes kritisch.
Das Fahrradstraßenkonzept begrüßt Dietmar Bitzenhofer grundsätzlich, für die Hahnstraße sieht er es indes kritisch. | Bild: Jörg Büsche

Markdorf, das Fahrrad-Paradies

Zu den konkreten Wünschen gehört: Die Parkhäuser West III und Post sind bis 2035 saniert – „wenn nötig, mit Hilfe eines Investors.“ Und Markdorf mausert sich zur „Bike-Town“, zu einem tourismuswirksamen El Dorado für Fahrradfahrer. Apropos Radverkehr: „Die neue Fahrradstraßen halte ich grundsätzlich für eine gute Sache“, erklärt Dietmar Bitzenhofer. Kritisch sieht er, dass die Hahnstraße nun keine Zubringerstraße für den innerstädtischen Kraftfahrzeug-Verkehr mehr ist.

Und eines der wichtigsten Visionen zum Schluss: „Die städtische Wohnbaugesellschaft steht – bei auskömmlichen Einnahmen für die Stadt und auskömmlichen Ausgaben für die Mieter“, so Bitzenhofer.